Schnelleres Internet in Zahna-Elster Schnelleres Internet in Zahna-Elster: Warum dauert es so lange?

Zahna-Elster - Warum dauert es mit dem Ausbau des Internets in der Region so lange? Da die Stadtwerke-Tochter Wittenberg-net diesbezüglich in der Kritik von Wartenden in der Region Zahna-Elster steht, lud Geschäftsführerin Sabrina-Maria Geißler die MZ ein, um obige Frage ausführlich zu beantworten.
Die Kompliziertheit der Angelegenheit hat sowohl formale, also verwaltungsrechtliche, wie auch technische Gründe. Die Diskussion um die lange Wartezeit aufs schnellere Internet bekommt noch Aufwind, wenn man sich in Erinnerung ruft, dass die Markterkundungsverfahren dazu bereits vor rund sechs Jahren liefen, beginnt Sabrina-Maria Geißler ihre Erklärung.
Für dieses Erkundungsverfahren seien von der Landesregierung „Breitbandberater“ bestellt worden - drei Büros für das ganze Land. Die sollten die „weißen Flecken“ - also die unter- und gar nicht versorgten Gegenden in den Regionen - herausfinden und auflisten.
Warten auf das Ende von 2018
Der Landkreis Wittenberg war nach Geißlers Darstellung sogar der erste im Land, der sich aufgrund der vorliegenden Analyse um die ausgeschriebenen Fördermittel des Bundes bemüht hatte. „Auch das Land war da sehr schnell“, würdigt Geißler.
„Ich bin davon überzeugt, dass die Zukunft der ländlichen Räume ganz wesentlich davon abhängt, dass die technischen Möglichkeiten dort dieselben sind wie in den städtischen Gebieten“, hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bereits 2009 in einer Videobotschaft gesagt.
Die wird seither bis heute von zahlreichen Medien immer wieder zitiert. Weil: Geschehen ist eben bislang nicht viel. „Wir haben bis heute noch nicht die Fördermittel der Bundesregierung“, sagt Sabrina-Maria Geißler. Immerhin, für die Baulose in Annaburg, Jessen, Coswig und Kemberg gab es das Geld nun endlich.
Das hatte wie berichtet Kreis-Pressesprecher Ronald Gauert bestätigt (MZ vom 27. Februar). Jessens Bürgermeister Michael Jahn (SPD) hatte das zunächst zwei Tage zuvor im Stadtrat bekanntgegeben.
Seit Herbst 2016 wurde auf das grüne Licht vom Bund gewartet, wurde auch in diesem Zusammenhang erneut erinnert.
Während Bundesinfrastrukturminister Andreas Scheuer (CSU) bereits das „Gigabit-Netz für alle“ bis 2025 im Blick hat, warten Internetnutzer und Bürgermeister in weiten Teilen der Region immer noch auf das Ende des Jahres 2018.
Bis dahin sollten bekanntlich flächendeckend alle Internetnutzer eine Bandbreite von mindestens 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) in ihren Anschlüssen finden.
Aufgrund der Fördermittelausschreibungen hatten sich die Stadtwerke Wittenberg im Jahr 2016 entschlossen, auch in diesen Markt einzusteigen. Schließlich, so Sabrina-Maria Geißler, sind sie der regionale Anbieter von Ver- und Entsorgungsinfrastruktur.
Auf einmal wollten alle bauen
Weil man ja aus vielerlei Gründen ohnehin Schachten muss. Etwa, „um auch die bestehenden Energieanlagen mit netzbasierter Steuertechnik auszustatten“.
Da passe es ganz gut, das Internet im eigenen Bereich gleich selbst zu betreiben. Für die Bereiche Nudersdorf, Seegrehna, Wachsdorf, Kropstädt, Wüstemark und große Teile des Stadtgebietes Zahna-Elster bemühte sich Wittenberg-net um den Zuschlag.
Allerdings, so Geißler, „wollten aufgrund der avisierten Fördermittel dann alle auf einmal bauen. Das hat die Aufträge deutlich verteuert. Die Tiefbaukosten sind zum Teil um 40 Prozent gestiegen.“
Und: Auf einmal haben sich auch die Marktführer an den Ausschreibungen beteiligt, die zunächst gar kein Interesse am Ausbau hatten.
Verschiedene Leitungen
Der zweite Aspekt neben dem langen Ausschreibungsverfahren ist die Technik. Und auch die hat es in sich. Denn die bietet unterschiedliche Ausgangslagen.
Während neue Netze inzwischen ausschließlich mit Glasfaserkabeln gebaut werden, bestehen die alten eben noch aus Kupferleitungen. Und selbst da gibt es Unterschiede, wie Sabrina-Maria Geißler erläutert:
„In der Anfangszeit hatten die Telekommunikationsunternehmen, die die Netze bauten, entsprechende Kapazitätsreserven eingebaut. Später wurde da dann eher gespart.“ Das hatte Folgen für das „Vectoring“, also das Erhöhen der Bandbreite allein durch modernere technische Systeme in den Verteilerschränken.
Das ließe sich in den jüngeren Netzen weniger erfolgreich vollziehen als in den älteren. „Ganz banal gesagt, da hat man einfach dickere Leitungen gebaut. Wer also ein älteres Netz in der Nähe liegen hat, ist oftmals besser dran als mit den jüngeren“, so die Wittenberg-net-Geschäftsführerin.
Hier würden die Grenzen der Technik sehr deutlich: „Je weiter die Kunden vom Verteiler weg wohnen, desto dünner wird die Bandbreite.“
Verteilerpunkt nötig
Aus diesem Grund kann es geschehen, dass selbst Kunden, die schon eine Kupferleitung im Haus liegen haben, nun beim Neubau doch bis in die Wohnung ein Glasfaserkabel bekommen, so Geißler. Weiter entfernt liegende Grundstücke, die noch gar keinen Internetanschluss haben oder einen sehr schwachen, bekommen ebenso Glasfaserkabel bis in die Wohnung.
„Die vom Land aus Kostengründen im Rahmen der Förderung favorisierte Ausbauvariante ist das so genannte FTTC, Fibre-to-the-Curb. Hierbei wird Glasfaser bis zum Verteilerschrank im Ort bzw. an der Straße verlegt, während die Versorgung vom Kabelverzweiger zum Endkunden weiterhin über die bestehende Kupferinfrastruktur erfolgt“, stellt die Fachfrau klar.
Ein weiterer Aspekt liegt im Ablauf des Bauverfahrens. Selbst wenn der Leitungsbau in einzelnen Straßenzügen der Orte abgeschlossen ist, heiße das noch nicht, dass das Internet sofort nutzbar ist.
Der "Point of Present"
Denn als letzter Punkt wird in einem Gebiet ein Verteiler gesetzt, ein so genannter „Point of Present“, einer davon in Zahna, der dort alle Ortsteile versorgt.
„Der sammelt sozusagen alle Glasfasern aus den Orten ein und führt sie zum Hauptverteilerpunkt in Wittenberg“, so Sabrina-Maria Geißler.
Erst, wenn diese Strecke angeschlossen ist, kann das Teilnetz genutzt werden. Über die vertraglichen Fragen, die mit der „letzten Meile“ zusammenhängen, der Kupferleitung vom Verteilerkasten bis in die Wohnungen, hatte die MZ bereits berichtet.
Diese Leitungen gehören in der Regel der Telekom, und Wittenberg-net müsse die Nutzung für jeden Anschluss vertraglich beantragen. (mz)