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Schloss-Sanierung in Prettin Schloss-Sanierung in Prettin: Clinch um Torbau am Schloss Lichtenburg

Von Detlef Mayer 09.01.2015, 09:37
Diese Luftbildaufnahme aus dem vergangenen Jahr zeigt den Gesamtkomplex der Prettiner Lichtenburg sehr anschaulich.
Diese Luftbildaufnahme aus dem vergangenen Jahr zeigt den Gesamtkomplex der Prettiner Lichtenburg sehr anschaulich. Thomas Christel Lizenz

Prettin - Das Eingangsgebäude vom Prettiner Schloss Lichtenburg, auf dem der weithin sichtbare Glockenturm mit Uhr thront, ist baufällig. Besucher des historischen Komplexes werden dies vor allem bemerkt haben, weil der Schlosszugang von der Lichtenburger Straße her gesperrt ist und sie den Hintereingang über die Prettiner Landstraße nutzen müssen.

Doch nicht nur der Durchgang zum Schlosshof, auch der benachbarte Torbogen zur einstigen Domäne (Landwirtschaftsteil) - er befindet sich rechter Hand in demselben Portalgebäude - darf bis auf weiteres nicht benutzt werden. Die Sperrung hier wurde laut Annaburgs Bürgermeister Klaus-Rüdiger Neubauer (parteilos) bis etwa Mitte Dezember von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (der Bund ist Eigentümer des Renaissanceschlosses) verantwortet - wie auch beim Schlossdurchgang nebenan. Seither jedoch ist die Sperrung der Domänen-Einfahrt allein Sache der Stadt Annaburg, zu der Prettin ja gehört.

Torbau führt zu Streit

Der geschilderte Vorgang lässt erahnen, dass die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) und die Kommune wegen des Torbaus miteinander im Clinch liegen. Annette Abel, zuständige Abteilungsleiterin bei der BImA in Magdeburg, formuliert das schwelende Problem ganz sachlich: „Ende des Jahres 2013 stellte sich heraus, dass ein kleiner Teil des an den Turm anschließenden Gebäudeteils sich im Eigentum der Stadt Annaburg befindet. Folglich wurde die Stadt in die Planungen (zur Sanierung des Portalbaus - die Red.) einbezogen.“ Die Kommune habe der BImA jedoch mit Schreiben vom 24. Oktober 2014 mitgeteilt, „dass seitens der Stadt aufgrund fehlender Haushaltsmittel keine Kostenbeteiligung an der Baumaßnahme“ erfolge und sie vielmehr beabsichtige, den Zuordnungsbescheid für das betreffende Flurstück beim zuständigen Bundesamt für Zentrale Dienste mit dem Ziel ändern zu lassen, „eine Übertragung ihres Eigentumsanteils nebst Gebäudeteil an die BImA zu erreichen. Da eine Änderung der Vermögenszuordnung nur mit Zustimmung der BImA erfolgen kann, bat die Stadt um Zustimmung.“

„Der Glockenturm des Schlosses Lichtenburg in Prettin ist so stark sanierungsbedürftig, dass inzwischen sogar die Standsicherheit gefährdet ist“, sagt Annette Abel von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Aus diesem Grund seien in den Jahren 2013/2014 Untersuchungen durchgeführt und entsprechende Planungen erstellt worden. Sie umfassen „sowohl die Sanierung des kompletten Glockenturms (Fertigstellung im Jahr 2015) als auch die Sanierung der unteren Deckenebenen des Glockenturm-Gebäudes, der Dachflächen, des Nebengebäudes sowie den Eingangsbereich (Fertigstellung im Jahr 2016)“.

Prettins Schloss gehörte nach dem Anschluss der DDR an die Bundesrepublik zu deren Treuhandvermögen. Die BImA ist nach der Abwicklung der Treuhand jetzt Eigentümer des Renaissance-Komplexes mit seiner wechselvollen Geschichte (1565 bis 1582 errichtet, dann kurfürstliche Nebenresidenz, Witwensitz, Zuchthaus und ab 1933 Konzentrationslager der Nationalsozialisten).

Klaus-Rüdiger Neubauer bestätigt dies. Zudem bekräftigt Annaburgs Bürgermeister gegenüber der MZ, dass er es nach wie vor als günstigste Lösung erachte, den zweiten Torbogen mit der benachbarten BImA-Immobilie zusammenzuführen. „Zum Sanierungsbereich des Schlosses zählt der Domänen-Zugang sowieso. Und die Räume in dem städtischen Gebäudeteil sind auch nur über das Haupthaus zu erreichen, das der BImA gehört.“ Sollte die Stadt die Sanierung des zweiten Torbereichs selber tragen müssen, komme eine riesige finanzielle Belastung auf sie zu, so Klaus-Rüdiger Neubauer, der am Donnerstag Gesprächsbereitschaft zu Detailfragen der Flurstücksübergabe signalisierte.

BImA lehnt Übernahme von Torbau ab

Bislang unveränderter Stand in dieser Sache ist aber, dass die BImA eine Übernahme des Domänen-Torbaus unter den gegebenen Umständen ablehnt. Als Gründe führt Annette Abel zwei Aspekte an. „Die Straßenbaulast und sämtliche Verkehrssicherungspflichten für den betreffenden überbauten Teil der öffentlichen Zuwegung (zur Domäne - die Red.) würden auf die BImA übergehen. Es ist nicht Aufgabe der BImA, eine öffentlich gewidmete Straße anteilig zu unterhalten.“ Vor allem jedoch sei das Problem mit der Sicherung der frei stehenden Giebelwand des Domänen-Torbaus (im obigen Luftbild gut zu sehen) nicht gelöst.

Nach Kenntnisstand der BImA gelte das auf Domänenseite an die Tordurchfahrt angrenzende Flurstück als herrenlos. Der Landkreis habe dort im Zuge der Verkehrssicherung ein Gebäude als Ersatzvornahme abreißen und den dadurch freigelegten Giebel durch ein Stahlgerüst sichern lassen. „Das mit der Planung der Sanierungsmaßnahme für das Turmgebäude beauftragte Büro hat klare Zweifel an der Tragfähigkeit dieser Standsicherung geäußert.“ Mit einer Änderung der Vermögenszuordnung würde, so Annette Abel, auch diese Kostenlast auf die BImA übergehen. Zudem stellt sie klar, dass die Pflicht, dieses Denkmal zu erhalten, auch für die Stadt Annaburg gelte. (mz)

Die gesperrte Zufahrt zur Domäne, sie hat aber noch einen anderen Zuweg.
Die gesperrte Zufahrt zur Domäne, sie hat aber noch einen anderen Zuweg.
Christel Lizenz
Das Portalgebäude mit Glockenturm vom Prettiner Schloss Lichtenburg: Links geht’s auf den vorderen Schlosshof, rechts zur ehemaligen Domäne.
Das Portalgebäude mit Glockenturm vom Prettiner Schloss Lichtenburg: Links geht’s auf den vorderen Schlosshof, rechts zur ehemaligen Domäne.
Thomas Christel Lizenz