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Schloss Lichtenburg in Prettin Schloss Lichtenburg in Prettin: Frauengemächer werden herausgeputzt

Von Detlef Mayer 21.05.2015, 18:27
Christine Pieper verfestigt mit gezielten Injektionen den instabilen Wandputz zwischen den Deckenbalken im ersten der drei Prettiner Frauengemächer. Sie will damit unbedingt verhindern, dass er sich ablöst, was den Totalverluste von Teilen der Wandbemalung zur Folge hätte.
Christine Pieper verfestigt mit gezielten Injektionen den instabilen Wandputz zwischen den Deckenbalken im ersten der drei Prettiner Frauengemächer. Sie will damit unbedingt verhindern, dass er sich ablöst, was den Totalverluste von Teilen der Wandbemalung zur Folge hätte. Thomas Christel Lizenz

Prettin - Die beiden Diplom-Restauratoren Christine Pieper aus Leipzig und Tino Simon aus Dresden betonen es immer wieder: „Was wir hier tun, ist keine Restaurierung der Malereien, sondern nur eine Notsicherung und in Teilen eine Konservierung.“ Dabei widmen sie sich vorrangig den akut bedrohten Segmenten der Farbaufträge an Decken und Wänden, die sonst für immer verloren gehen könnten.

In den Frauengemächern des Prettiner Schlosses Lichtenburg fleißig agierend, müssen sie zugeben, dass ein Außenstehender ihre Arbeit im Ergebnis gar nicht wahrnehmen wird. „Es sieht vorher wie nachher aus“, bringt es Tino Simon auf den Punkt. „Das ist auch für uns Restauratoren ein bisschen undankbar“, gibt er zu. Schwerpunkt sei und bleibe, etwas gegen die Ablösungen zu tun. Dahinter stecke ein großer Aufwand. Doch der oberflächliche Betrachter merke davon nicht einmal etwas. Er werde eher enttäuscht sein, weil sich an der Optik der Malereien durch die Sicherung nichts verbessere.

Christine Pieper und Tino Simon sind mit dem Bestand an Malereien in den drei Frauengemächern bestens vertraut. Sie befassen sich schon in der zweiten bzw. dritten Kampagne damit. Diesmal konzentrieren sie sich in den nur 14 Tagen, die ihnen zur Verfügung stehen, auf die Räume eins und drei. Die Basis für ihr Tun ist eine vorausgegangene Erfassung des Handlungsbedarfs, eine so genannte Ampelkartierung. Rote Felder darin bezeichnen akut bedrohte Stellen. Der Gefährdungsgrad schwächt sich dann über die Farbmarkierungen Orange, Gelb und Grün (ohne Handlungsbedarf) im Plan ab. Letzteres betrifft zum Beispiel Deckenkassetten bzw. Teile davon, deren Holz zwischenzeitlich erneuert wurde. „Das ist unser Bonus aus den vorherigen Kampagnen und meiner Diplomarbeit“, sagt Christine Pieper. „Wir können sofort loslegen.“

Die Deckenmalereien im dritten Raum stammen noch aus der Schlosserbauungsphase um 1580. „Sie sind nie übermalt worden“, freut sich Tino Simon. Im ersten Frauengemach sieht das etwas anders aus. Hier überlagern sich, zumindest in Teilen, Wandmalereien aus der Renaissance bis etwa 1700. Das Spektrum an der Decke reicht hier von der Erbauungszeit bis in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts. „Wir kämpfen im Wesentlichen gegen die normalen Alterungsprozesse“, beschreibt Christine Pieper das Unterfangen. „Dabei haben wir wahrscheinlich noch Glück gehabt, dass hier zeitweise mal Zwischendecken drin waren.“ Sie haben die Bemalungen etwas geschützt.

Die Decken- und Wandmalereien in Prettins Frauengemächern sind nach Einschätzung der Restauratoren allgemein sehr hochwertig ausgeführt, „jene aus der Erbauungszeit des Renaissance-Schlosses und jene aus den Tagen von Kurfürstin Hedwig“. Überhaupt besitze der Gebäudekomplex unheimlich viel Potenzial. „Es gibt noch jede Menge zu entdecken“, bemerkt Tino Simon. „Aber erst einmal müssen wir sichern, was bereits zu sehen ist.“ „Später kann dann vielleicht auch noch eine Bewertung und Einordnung des Gesichteten erfolgen“, ergänzt Christine Pieper. „Dazu gehören nämlich sicher auch Hinterlassenschaften aus den Strafanstaltszeiten.“

Wichtig ist den Restauratoren, all jene Beteiligten zu nennen, die unterstützend zusammengefunden haben, um ihre Erhaltungsarbeit überhaupt möglich zu machen. Es sind der Bund als Schlossbesitzer, der Förderverein Schloss und Gedenkstätte Lichtenburg als unmittelbarer Kooperationspartner, der auch die nötigen Materialien bereitgestellt hat (dafür werden noch Spenden gesammelt) sowie die BVIK gGmbH als Schlossnutzer mit Schlüsselgewalt, die Stadt Annaburg, die den beiden Restauratoren die Unterkunft sponsert, das Landesamt für Denkmalpflege als Fachbehörde sowie zwei einheimische Firmen, die die Gerüste bereitgestellt haben.

Nicht zuletzt wird auch die Öffentlichkeit einbezogen in das Geschehen. Am Dienstag, 26. Mai, gibt es um 17 Uhr in der KZ-Gedenkstätte einen Vortrag über die Sicherungsaktion in den Frauengemächern, verbunden mit einer Führung durch die Räume. (mz)

Der Arbeitsplatz der Restauratoren befindet sich in luftiger Höhe, an der Decke bzw. dem Wandbereich unmittelbar darunter. Ohne Gerüst geht also nichts.
Der Arbeitsplatz der Restauratoren befindet sich in luftiger Höhe, an der Decke bzw. dem Wandbereich unmittelbar darunter. Ohne Gerüst geht also nichts.
Christel Lizenz
Tino Simon hat sich die Decke im dritten Frauengemach vorgenommen.
Tino Simon hat sich die Decke im dritten Frauengemach vorgenommen.
Christel Lizenz
Die Deckenkassetten in Raum drei zeigen noch die unveränderte Originalbemalung aus der Renaissance.
Die Deckenkassetten in Raum drei zeigen noch die unveränderte Originalbemalung aus der Renaissance.
Christel Lizenz