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Schausteller Reno Sperlich Schausteller Reno Sperlich: Auch ein Lokalpatriot

Von Detlef Mayer 06.06.2017, 08:45
Reno Sperlich in Jessen auf der Terrasse seines Wohnwagens
Reno Sperlich in Jessen auf der Terrasse seines Wohnwagens D. Mayer

Jessen - Von der Uckermark bis nach Thüringen reicht der Wirkungskreis, in dem sich Reno Sperlich bewegt. Vorige Woche war der selbstständige Schausteller aus Jessen mit seinen Leuten gerade aus Prenzlau zurückgekommen, danach wurde der Festplatz in Schönewalde eingeräumt, wo über Pfingsten das Heimatfest lief.

Das ist nun auch schon wieder Geschichte. Als nächste Stationen für sich und seinen Tross nennt der 51-Jährige das Stadtfest in Wittenberg und dann Oranienburg, wieder in Brandenburg.

Reno Sperlich besitzt acht Schaustellergeschäfte - zwei Automaten, drei Kinderkarussells sowie drei Süßwaren- beziehungsweise Mandelstände. Er hat derzeit zwei Festangestellte und für die Wochenenden vier bis fünf geringfügig Beschäftigte. In der Weihnachtszeit können es aber schon mal bis zu 20 werden.

Zudem bietet der Schausteller in dritter Generation einen Veranstaltungsservice an: „Je nach Absprache mit den Festorganisatoren hole ich Geschäfte von anderen Schaustellern dazu, quer Beet aus der gesamten Bundesrepublik. Holländer können ebenfalls mal dabei sein, und einen Österreicher hatte ich auch schon. Ich bin immer bestrebt, ein bisschen Abwechslung und Vielfalt zu bieten.“

Dabei muss er sich auf unterschiedliche Voraussetzungen einstellen. Zum Beispiel: „Seit zwei Jahren feiert Schönewalde wieder in der Innenstadt. Da ist der Platz etwas eingeschränkt. Aber man macht das Beste draus.“

Was in diesem Fall auf ein großes Bierzelt, zwei Fahrgeschäfte (Autoscooter und Comictrip, wegen der charakteristischen Bewegung der 16 Meter langen Sitzreihe auch „Scheibenwischer“ genannt), zwei Kinderkarussells, verschiedene Spiel- und Unterhaltungsgeschäfte sowie Imbissbetriebe hinauslief.

„Von Mitte März bis Mitte Oktober ist Festsaison, und dann noch die Weihnachtsmärkte“, sagt der 51-Jährige. Die Weihnachtsmärkte, so gesteht der Jessener, haben sich inzwischen als Haupteinnahmequelle etabliert. „Was früher die Saison gebracht hat, bringt jetzt das Weihnachtsgeschäft, etwa ein Drittel vom Jahresumsatz.“

Für Jessen - Heimatfest und Weihnachtsmarkt - engagiert sich Reno Sperlich nach eigenem Bekunden als Lokalpatriot. In den Wochen vor dem Christfest ist er sonst in Prenzlau, Dresden und Wittenberg anzutreffen. „Wir brauchen die längeren Weihnachtsmärkte, um über die Runden zu kommen.“ Für Jessen seien die zwei Tage in Ordnung, aber er müsse sie in den Reigen der großen Weihnachtsmärkte einordnen.

Deshalb fallen sie diesmal auf den 22. und 23. Dezember. „Vielleicht ist der Termin gar nicht so schlecht.“ Auf das 179. Jessener Heimatfest vorausschauend kündigt Reno Sperlich wieder „60 Geschäfte auf dem Platz“ an. Erstmals dabei sein werden eine Familienachterbahn mit drehbaren Gondeln und der „Propeller“, ein Extremkarussell, das Überschläge in 40 Metern Höhe ermöglicht.

„Etwas für Adrenalinjunkies“, meint der Fachmann, der da selbst nicht einsteigen würde. Übrigens hat der Jessener 1988 als selbstständiger Schausteller begonnen, 2018 ist er also 30 Jahre im Geschäft, daher will er sich zum 180 Heimatfest in Jessen etwas Besonderes einfallen lassen.

Zu den Rahmenbedingungen für seinen Broterwerb erklärt der 51-Jährige: „Im Moment läuft ein großer Verdrängungsprozess.“ Wegen einer neuen Din-Norm für alle Fahrgeschäfte, die älter als zwölf Jahre sind, sagt Reno Sperlich ein Fahrgeschäfte-Sterben voraus.

Es blieben überwiegend die modernen großen Karussells, die auf den Mega-Veranstaltungen zu finden seien, und für die kleinen und mittleren Volksfeste fehlten - bis auf Kinderkarussells, die von der Din-Norm ausgenommen sind - entsprechende Angebote. „In den letzten fünf, sechs Jahren sind deutschlandweit schon 20 Prozent dieser Feste weggebrochen.“ (mz)