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Runde gestandener Landwirte

Von Detlef Mayer 21.05.2008, 16:42

Labrun/MZ. - Organisiert wurde die Begegnung von Rudolf Schadewitz aus Labrun und Rudolf Ruprecht aus Plossig. Es handelte sich um das dritte Treffen dieser Klasse - das erste fand 1989 statt (25 Jahre nach dem Schulabschluss), das zweite erst vor vier Jahre. Wie am Mittwoch wurde dazu stets nach Labrun eingeladen. Diesmal konnte in der Runde mit Hermann Naumann (Jahrgang 1921) aus Schweinitz auch ein ehemaliger Lehrer der damaligen Schule begrüßt werden.

Das Programm des Nachmittages bestand aus wenigen Punkten: Man traf sich zum Kaffeetrinken im Hotel "Zur Erholung", es schloss sich ein Rundgang durch Labrun (mit angekündigter Überraschung) an, und zum Ausklang gab es wieder in der "Erholung" ein gemeinsames Abendessen.

Rudolf Ruprecht übernahm es, die Gäste an der Kaffeetafel zu begrüßen. "Nicht nur die Haare sind dünner geworden, sondern auch die Mannschaft", spielte er auf die zwischenzeitlich Verstorbenen an. Fünf Ehemalige hatten sich außerdem entschuldigt. "Vier Jahre waren wir ein gutes Kollektiv, jetzt müsste man wohl Mannschaft oder Team sagen. Das sieht man auch daran, dass heute nur fehlt, wer wirklich verhindert ist."

Zur Unterhaltung trug der Plossiger mit einigen Erinnerungssplittern aus der gemeinsamen Studienzeit bei. Zum Beispiel rief er ins Gedächtnis, wie die Schüler an einem letzten Schultag vor den Sommerferien mit schnapsgetränkten Stullen die Enten auf dem Nachbargrundstück der Bildungsstätte gefüttert hatten.

Rudolf Schadewitz hingegen gab aus eigenem Erleben einige Fakten zur Entwicklung der Landwirtschaft wieder: in den 30er Jahren wurde noch der Dreschflegel geschwungen, 1938 kaufte seine Familie den ersten Pferdebinder, 1965 folgte der erste Mähdrescher mit vier Metern Arbeitsbreite. Heutige Mähdrescher haben ein Zehn-Meter-Schneidwerk. Bis 1963 wurden die Kühe mit der Hand gemolken, dann kamen erste Melkmaschinen auf, heute sind automatische Melkstände Standard.

In Labrun (180 Einwohner) existierten einst 34 Bauernwirtschaften mit insgesamt 450 Hektar Fläche. Heute sind gerade noch drei Leute aus dem Ort in der Landwirtschaft tätig. "Solch eine Entwicklung wie zu unserer Lebzeit wird es in der Landwirtschaft wohl nicht mehr geben", schloss der Labruner seinen kleinen Exkurs. Rudolf Ruprecht zweifelte das ein bisschen an. Man möge nur daran denken, was wird, wenn Erdöl und Kohle zu Ende gehen, gab er zu bedenken.

Hermann Naumann trug zu den Gesprächen am Kaffeetisch einige Einblicke in seinen Lebenslauf bei. Markante Stationen waren: die Kindheit in der Landwirtschaft in Großthiemig, die Landwirtslehre, der Zweite Weltkrieg (Ostfront, bis zum Kaukasus), die Landwirtschaftsschule, das Lehrerstudium und seine Versetzung in den vormaligen Kreis Schweinitz.