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Rückzug aus Mark Zwuschen

Von H.-Dieter Kunze 08.10.2004, 16:00

Mark Zwuschen/MZ. - Das Albert-Schweitzer-Familienwerk Sachsen-Anhalt e.V. mit Sitz in Zerbst zieht sich zum 31. Dezember aus dem Behinderten-Integrationsdorf Mark Zwuschen zurück. Das bestätigte auf MZ-Anfrage Thomas Gaertner, Geschäftsführer des Vereins.

1996 übernahm das Albert-Schweitzer-Familienwerk die Einrichtung aus der Konkursmasse des pleitegegangenen Unternehmens. Dazu gehörten die Gewerke Polsterei, Metallbau, Floristik, Korbflechterei und der Heidehof. Die Landesregierung Sachsen-Anhalt versprach damals unbürokratische Hilfe für den Neubeginn. "Die amtierende Sozialministerin Gerlinde Kuppe sicherte uns Unterstützung zu. Darauf warten wir heute noch", meint sarkastisch Thomas Gaertner vor dem Scherbenhaufen der Einrichtung stehend. Traurige Tatsache sei vielmehr, dass eine Werkstatt mit 18 Behindertenarbeitsplätzen trotz intensiver Bemühungen zur Unwirtschaftlichkeit verurteilt worden sei. Aktivitäten der Integrations-Dorf-Nachfolgeeinrichtung seien sowohl bei der sachsen-anhaltischen als auch der brandenburgischen Landesregierung erfolglos geblieben. Die Zahl von 18 Behindertenarbeitsplätze zu erhöhen, sei unter der Maßgabe der "Netzplanung" der Ministerien abgelehnt worden. Mindestens 40 Plätze seien erforderlich, um im Rahmen der zur Verfügung stehenden Pflegesätze in einer solchen Einrichtung wenigstens einigermaßen effektiv arbeiten zu können. "Die so genannte Netzplanung haben Leute gemacht, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben", äußert verbittert Thomas Gaertner. Das einzige Entgegenkommen des sachsen-anhaltischen Ministeriums habe darin bestanden, sich dafür einzusetzen, die Werkstatt für behinderte Menschen in Mark Zwuschen für Außenarbeitsplätze des Augustinuswerkes Wittenberg weiter zu betreiben. Bernd Keitzl, Geschäftsführer des Augustinuswerk e.V. Wittenberg, bestätigte dies: "Unsere Einrichtung ist eng verbunden mit den Menschen in der Einrichtung Mark Zwuschen. Wir können den Behinderten entsprechende Arbeitsplätze im Augustinuswerk anbieten. Wo sie arbeiten möchten, ob in Jessen oder Wittenberg, bleibt ihnen selbst überlassen." Allerdings müsse abgewogen werden, wie es sich fahrttechnisch am Besten eintakten lasse. "Unsere Einrichtung sieht sich in der Pflicht, und es wird kontinuierlich für die noch in Mark Zwuschen Beschäftigten weitergehen", versicherte Bernd Keitzl Trotz allem, Thomas Gaertner bedauert den Schritt, den das Albert-Schweitzer-Familienwerk gezwungen ist, zu gehen: "Wir sind aber vom Gesetz her auch als Verein gehalten, defizitär arbeitende Einrichtungen nicht weiter zu betreiben." Und ergänzend merkte er an, dass eine Mitarbeiterin des Vereins den Antrag gestellt habe, den Heidehof, also die Eierproduktion, zu übernehmen. Aber nicht als Behinderteneinrichtung.