Rohstoffe aus Schweinitz Rohstoffe aus Schweinitz: Neuer Kiessand-Tagebau

Schweinitz - „Dass sich so viele Leute frühzeitig über unser Vorhaben informieren, finde ich gut“, sagt Marcus Leonhardt. Der Werkleiter der Heidelberger Sand und Kies GmbH freut sich zudem, dass dadurch das Unternehmen in Lindwerder bekannter wird, als Abbaubetrieb, aber auch als Arbeitgeber. „Es sind erstaunlich viele hier“, stellt auch Michael Hoffeins fest, Leiter Rohstoffsicherung in der Heidelberger Sand und Kies GmbH.
In der Informationsveranstaltung in der Grundschule Schweinitz geht es am Mittwochabend um die Planungen für einen neuen Kiessand-Tagebau. Der soll 500 Meter südlich vom Tagebaufeld Dixförda II entstehen und den Bestand des Kieswerkes am Standort Lindwerder für die nächsten 30 Jahre sichern.
Ungewöhnlicher Name
Der Kiessand-Tagebau soll nach derzeitigem Stand den Namen Peckten tragen. Da kommen selbst Einheimische ins Stutzen, denn einen Ort dieses Namens hat es in der Region nicht gegeben. Der Name kommt vom Peckten-Schägk-Graben, erläutert Michael Hoffeins. Es handelt sich also um eine alte Flurbezeichnung. Wie sie zustande kam, ist an dem Abend nicht zu klären.
Das Gewinnungsfeld, wie die Fachleute sagen, wird mal eine Größe von 132 Hektar erreichen. Das Kiesvorkommen habe eine Mächtigkeit von zwölf Metern, erläutert Planer Andreas Ogroske aus Magdeburg. Derzeit werden die Vorbereitungen für das Genehmigungsverfahren beim Landesamt für Geologie und Bergwesen in Halle getroffen. Wahrscheinlich im zweiten Halbjahr 2019 steht es dann an. Dazu gehört eine öffentliche Auslegung der Antragsunterlagen in Jessen.
Seit 1995 erfolgt am Standort Dixförda/Lindwerder die Kiessandgewinnung. Die Heidelberger Sand und Kies GmbH bezeichnet sich als „verlässlicher Arbeitgeber und Partner zur Versorgung der regionalen Baustoffindustrie inklusive des angrenzenden Betonfertigteilwerkes“. Die Zahl der Beschäftigten wurde mit 18 angegeben, zuzüglich ein Auszubildender und drei Teilzeitbeschäftigte. 21 Lkw-Fahrer würden indirekt durch das Unternehmen Arbeit haben. Zum aktuellen Stand wurde informiert: „Die Heidelberger Sand und Kies GmbH, Werk Elster-Kies, betreibt derzeit das Kieswerk Dixförda mit den Kiessandtagebauen Dixförda I und II.“
Dort können Anregungen, Bedenken und Einwände vorgebracht werden. Bei einem Vorhaben dieses Ausmaßes ist ein bergrechtliches Planfeststellungsverfahren mit Umweltverträglichkeitsprüfung erforderlich. Der minimale Abstand von der Abbaugrenze bis zur Wohnbebauung betrage 600 Meter. Mit Lärmbelästigungen sei nicht zu rechnen. Die Kiessande werden wie bisher mit einem Schwimmbagger gewonnen.
Der Standort des Kieswerkes auf der anderen Seite des Schweinitzer Fließes bleibe unverändert. Der Transport der Rohstoffe vom Abbaufeld zum Kieswerk erfolge mittels Landbandanlage, die dann vom aktuellen Abbaugebiet dorthin umgesetzt werde.
Im Gegensatz zu üblichen Informationsveranstaltungen zu Bauprojekten läuft jene in der Grundschule anders ab. Nach kurzen Erläuterungen zum Vorhaben können sich die Interessierten an verschiedenen Ständen über Details des Projekts, über das Unternehmen oder auch über Naturschutzprojekte in Kooperation mit dem Gymnasium Jessen und der Evangelischen Grundschule Holzdorf informieren.
Die Untersuchungen zur Umweltverträglichkeit am neuen Standort würden sich zuallererst auf Auswirkungen auf Menschen, dann auf Tiere, Pflanzen und die biologische Vielfalt, auf den Boden, das Wasser, das Klima und die Landschaft insgesamt beziehen und auch Wechselwirkungen berücksichtigen, ist zu erfahren.
Planer Andreas Ogroske gehört an dem Abend zu den besonders gefragten Gesprächspartnern. Vom ihm werden Antworten zu Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt erwartet, auch zum Hochwasserschutz. Dazu erkundigt sich Heinz Müller und erfährt, dass zum Dammverlauf im Bereich des Abbaufeldes Absprachen mit dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft anstehen.
Ackerfläche geht verloren
Zu den direkt von dem Vorhaben Betroffenen gehört die Agrargenossenschaft Holzdorf. Gerd Klaubert vom Vorstand äußert sich zurückhaltend zu dem Projekt. Durch das Abbaufeld gehe weitere landwirtschaftliche Nutzfläche verloren. Drei Betriebe seien davon betroffen. Zudem seien im Gebiet Peckten gute Böden. Die Holzdorfer hatten gerade in diesem Bereich in den vergangenen Jahren schon erhebliche Einschränkungen hinnehmen müssen.
So gingen durch das Umspannwerk an der Straße zwischen Schweinitz und Großkorga elf Hektar Ackerland verloren. Hinzu kamen die Standorte von neuen Energiemasten auf Feldern. Auch wenn in der Informationsveranstaltung von der Sicherung von Arbeitsplätzen die Rede ist, an anderer Stelle werden sie dann wohl wegfallen, meint er. Die Landwirte, so deutet er an, werden in dem Genehmigungsverfahren ihre Bedenken zur Sprache bringen. Konkreter wird es dann womöglich im kommenden Jahr.
Wann wird der Kiessandtagebau Peckten in Betrieb gehen? In etwa fünf Jahren könnte es soweit sein, sagt Andreas Ogroske. (mz)