Rockszene in Langenlipsdorf Rockszene in Langenlipsdorf: "Maschine" läuft zuverlässig

Langenlipsdorf - Nein, er ist keinesfalls abgehoben, gibt sich stattdessen eher bescheiden. Das machte ihn an diesem Abend von Anfang an sympathisch. Dieter „Maschine“ Birr, Frontmann, Sänger und Komponist der Band „Puhdys“, die längst eine Rocklegende geworden ist, plauderte in der Kulturkantine „Lalido“ in Langenlipsdorf über sein Musikerleben und gab private Einblicke.
Augenzwinkernd berichtet
Moderator Kai Suttner entlockte ihm manche Episode. Sein Credo: Die „Maschine“ läuft unbeirrt weiter. Dieter Birr berichtete in der Lesung augenzwinkernd über legendäre Konzerte, verrückte Fans und markige Kollegen. Natürlich gab’s auch Musik. Er begleitete sich auf der Akustikgitarre, die Songs: „Puhdys“-Klassiker, die auf seinem ersten, 2014 erschienenen Soloalbum „Maschine – Leben ist kurz“ zu hören sind.
Wesentlich länger währt die Erfolgsstory der Band. Alles begann 1969, als sie sich formierte und am 1. November im Freiberger „Tivoli“ ihren ersten öffentlichen Auftritt hatte. „Unser Repertoire war eher bescheiden, 15 gecoverte Titel von Weltstars der Rockmusik, wie Led Zeppelin oder Deep Purple. Wenn wir die runter gespielt hatten, fingen wir wieder von vorne an“, erinnert sich Birr lachend. Das sollte sich bald ändern, 1971 erschien die erste Eigenkomposition „Türen öffnen sich zur Stadt“, dann ging es rasant weiter. Viele Puhdys-Titel sind heute Legenden.
Eine Tür in der Mauer
Die Band tourte zunächst durch die DDR, dann auch im Ostblock, außer Ungarn. Bald öffnete sich sogar in der Mauer eine Tür, die Jungs aus dem Osten wurden im Westen ein achtbarer Rockfaktor. Eigentlich wollten sich die „Puhdys“ bereits 1988 auflösen, um nur noch in Studios zu produzieren. Dann kam 1989 die Wende. Da wollten sie unbedingt als Rocker auf der Bühne stehen. „Doch, ein bisschen Existenzangst hatten wir schon“, gibt „Maschine“ zu. Die Band hielt durch: „Du musst an dich glauben, Musik macht einfach nur Spaß.“ Geschenkt wurde den „Puhdys“ nichts, die Arbeit wurde härter, aber blieb erfolgreich. Zahlreiche „Goldene Schallplatten“ wurden eingespielt. Krönung war die kürzliche Verleihung des renommierten „Echo“ für das musikalische Lebenswerk.
Trotzdem, in diesem Jahr soll am 24. Juni das letzte Konzert in Schwarzenberg steigen. 2015 waren es beachtliche 120. Ganz in die „Rockerrente“ gehen? Wohl kaum. Birr arbeitet an seinem zweiten Soloalbum „Maschine live“. Premiere soll am 20. Januar 2017 im „Haus Auensee“ in Leipzig sein. Die meisten Titel und Songpassagen sind bereits eingespielt.
Im „Lalido“ antwortete „Maschine“ auf Suttners Frage, ob er je etwas bereut hätte, resolut mit „Nein!“ Und Birr will dranbleiben: „So lange ich innerlich brenne, mache ich Musik“, ist sich der drahtige 72-Jährige mit dem kantigen Profil sicher und ergänzt selbstbewusst: „Und krank werde ich sowieso nicht. Dazu habe ich gar keine Zeit.“ (mz)