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Radweg Berlin-Leipzig Radweg Berlin-Leipzig: Stärkung an der Külsoer Mühle

Von boris Canje 04.08.2015, 08:36
Nach langem Kampf gibt es wieder ein großes Wasserrad an der Külsoer Mühle. Seine Energie bleibt bislang jedoch ungenutzt.
Nach langem Kampf gibt es wieder ein großes Wasserrad an der Külsoer Mühle. Seine Energie bleibt bislang jedoch ungenutzt. Boris Canje Lizenz

Külso - Wer sich auf der Tour über den Radweg Berlin-Leipzig etwas ausruhen möchte, sich stärken muss, der kann dies in der landschaftlich reizvoll gelegenen Külsoer Mühle. Idyllisch platziert, von Wald und Wiesen umgeben, lädt sie förmlich dazu ein. Und ein erst im vergangenen Jahr angelegter asphaltierter Radweg von Bülzig aus, macht sie auch gut und bequem erreichbar. Hier gibt es vor allem eines: viel, viel Ruhe.

Biergarten im Sommer beliebt

Wer aus dieser Richtung kommt, der sieht auch sofort, dass es sich einmal tatsächlich um eine Mühle gehandelt hat. Seit einigen Jahren wird von dem kleinen Bach wieder ein großes Wasserrad angetrieben. Allerdings bleibt seine Energie bislang ungenutzt. Gleich daneben ein großer Biergarten, der im Sommer auch gerne für Veranstaltungen bis hin zu Konzerten genutzt wird. Und damit die Kinder sich nicht langweilen gibt es einen rustikalen Spielplatz.

Der Radweg Berlin-Leipzig führt über 230 Kilometer durch das Berliner und Baruther Urstromtal, den Naturpark Fläming, das Biosphärenreservat „Mittelelbe“, den Naturpark Dübener Heide und die Leipziger Tieflandsbucht. Auf 60 Kilometern geht er durch den Landkreis Wittenberg, von Naundorf bis Bad Schmiedeberg.

Über eine kleine Brücke wird dann das ehemalige Mühlenhaus erreicht. In mehreren bäuerlich eingerichteten Gasträumen lässt es sich gut sitzen, kann man sich die deutsche Küche munden lassen. Im Anbau zwischen dem ehemaligen Mühlenhaus und einer Scheune, die derzeit zu einem Veranstaltungsraum wird, hat man schon vor Jahren das Dachgeschoss ausgebaut und nun Gästezimmer geschaffen. Der Hof ist durchgängig mit Natursteinen gepflastert.

Wer sich das alles ansieht, der wird kaum vermuten, wie lange hier das Müllereihandwerk ausgeübt worden ist. Aus dem Jahre 1356 stammt eine Urkunde, in der die Schenkung der Külsoer Mühle durch die damaligen Zahnaer Schlossherren an den Müller fixiert wurde. 1929 durfte dann der Zahna-Bach angestaut werden, um ein Wasserrad betreiben zu können. Aber nicht immer war das alles unter Külsoer Mühle bekannt. Um 1930 herum hieß sie im Volksmund auch „Drei-Mädle-Haus“, weil der damalige Müller drei Töchter hatte. 1952 wurde die wassergetriebene Getreidemühle stillgelegt und fünf Jahre später die gesamte Technik demontiert. Die Wasserradanlage samt der Fundamente des 1,40 Meter hohen Wasserfalls verschwanden 1975. Seit 1990 ist die Familie Erpel Eigentümer des Anwesens.

Sie bemühte sich sofort, die Wasserradanlage wieder zu errichten. Dies wurde zunächst genehmigt und dann doch abgelehnt. Ein Jahr später wurde begonnen, schrittweise den Gaststättenbetrieb und den Biergarten wieder zu eröffnen. Es folgten mehrere Um- und Anbauten. Und dann 2012 wurde der große Wunsch doch noch wahr. Es durfte das Wasserrad errichtet werden, allerdings musste die Achse kurz vor dem Haus enden. Und das obwohl dort nicht erkennbar ist, wo sie einmal ins Hausinnere ging. Aber das hölzerne Rad dreht sich nun wieder und ist ein beliebtes Fotoobjekt für in- und ausländische Gäste.

Herwig Erpel und sein Sohn André sind ständig um Verbesserungen bemüht. „Wir werden von den Gästen förmlich dazu gezwungen.“ Das bedarf natürlich auch einer Förderung. Und da es um ein touristisches Angebot geht, gibt es Unterstützung aus dem Leader-Programm der Europäischen Union. So wurden zum Beispiel der Ausbau der bereits erwähnten Scheune und das Wiedererrichten des Wasserrades teilweise aus diesem Topf gefördert, berichten die beiden Gastwirte.

Natürlich sollen sich in der Külsoer Mühle nicht nur die Erwachsenen wohlfühlen, sondern auch deren Kinder. Deshalb gibt es nicht nur einen großen Spielplatz mit einer Schutzhütte. Alle Spielgeräte sind aus Holz. Nur wenige Meter weiter entstand ein neues Schmuckstück, die Erlebniswiese, die im Frühjahr eröffnet wurde. Da sich die Külsoer Mühle als östliches Eingangstor in den und als Informationspunkt für den Naturpark Fläming/Sachsen-Anhalt versteht, wird hier über ihn und die sieben anderen in Sachsen-Anhalt berichtet. Das Gelände bietet sich förmlich für Schul-Projekttage an, so Herwig Erpel.

Wiese schützt vor Abstrahlung

Beim Anlegen der Erlebniswiese machte zunächst eine Stromleitung einige Probleme oder sorgte für Ängste. Irgendwie musste verhindert werden, dass Kinder unter ihr umhertollten. Die Lösung: Es wurde eine große, eingezäunte Wildblumenwiese genau unter der Trasse angelegt.

Übrigens, wer nicht auf dem Radweg Berlin Leipzig unterwegs ist, kann der Külsoer Mühle auch bei einer wesentlich kürzeren Radwanderung einen Besuch abstatten. Herwig Erpel ist auch dabei um keinen Rat verlegen und schlägt einen Rundweg vor: Wittenberg, Gallin, Dietrichsdorf, Külsoer Mühle, Bülzig, Zörnigall-Siedlung, Labetz und zurück nach Wittenberg.

Die Gaststätte „Külsoer Mühle“ ist Mittwoch bis Sonntag von 10.30 Uhr bis zum Sonnenuntergang oder bis der Letzte geht geöffnet. Montag und Dienstag ist geschlossen. (mz)

Auch die Mädchen und Jungen der Kindereinrichtung „Lebendiges Dietrichsdorf“ kommen gern auf die Erlebniswiese der Külsoer Mühle.
Auch die Mädchen und Jungen der Kindereinrichtung „Lebendiges Dietrichsdorf“ kommen gern auf die Erlebniswiese der Külsoer Mühle.
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