Porzellancafé Annaburg Porzellancafé Annaburg: Kabarett und Show locken immer mehr Gäste an
Annaburg/MZ - Vorerst ist Schluss. Bis Mitte September zieht etwas Ruhe ein im Veranstaltungskalender des Porzellancafés Annaburg. Zeit zum Verschnaufen und Analysieren einer durchaus gelungenen ersten Halbserie.
Gegebenheiten ändern sich, passen sich dem Zeitgeist an. Während vor wenigen Jahren der Veranstaltungsplan des Porzellancafés ein Event pro Monat auswies, sind dies heute zwei, mitunter sogar drei. „Der Zuspruch ist enorm“, freut sich Kerstin Nauck, Leiterin des Cafés. Besucher aus Herzberg, Jüterbog, Torgau, Eilenburg meldeten sich an, um Karten für einen Kabarett-, Travestie- oder Showabend zu ordern. Zudem sorgen Familienfeiern und ganze Busgesellschaften dafür, dass ständig Leben in der Porzellanerlebniswelt sei.
Ausverkaufter Saal
Den Schlussstrich unter das Veranstaltungsprogramm des ersten Halbjahres 2013 durften Dagmar Gelbke und ihr Kabarettpartner Gert Kießling ziehen. Die Erwartungen an Gelbke, die nicht zum ersten Mal in Annaburgs auftrat, waren hoch, wie der ausverkaufte Saal beweis. Doch der wirkliche Star des Abends war Kießling. Er war es, der mit gelungenen Parodien auf Lindenberg und Biolek überzeugte, der als Major der Bundeswehr den Unterschied zwischen Männern und Frauen erklärte - Männer wollen Befehle, Frauen diskutieren, Männer sind Jäger und wollen töten, Frauen hingegen bremsen auch für Tiere - oder als gestresster Reisender der Deutschen Bahn vor einer Zugfahrt nach Köthen brillierte.
„Warten auf Trudchen“ sollte das Programm eigentlich heißen, als „Klasse verarschen“ lief es letztlich über den Sender. Denn, so das Duo zur Begründung, Verarsche sei in diesem Land der Normalzustand. Was dem folgte war der für Kabarettabende bekannte Abgesang auf alle politischen Parteien und Kanzlerin Merkel, die nicht minder ihr Fett abbekam wie die FDP und das Gesundheitssystem. Wirklich neu waren diese Gags aber nicht. Dann schon eher die Bemerkung über Linken-Frontfrau Sarah Wagenknecht, die nach Aussage von Gert Kießling die einzige Linke sei, die keinen Film gedreht habe und trotzdem einen Oskar bekam. Richtig originell waren Gelbke und Kießling immer dann, wenn sie die Kabarettbühne verließen und in der Comedy gastierten. Beispielsweise als Brautpaar vor dem Traualtar. Beide mokierten sich in Gedanken über die „gezogene Fresse“ des anderen, bedauerten die verpassten Chancen. Während er über das entgangene Fußballspiel im Fernsehen nachdachte, betrauerte sie die Mitgift, die durch den nicht eingetretenen Tod des Schwiegervaters in weite Ferne rückte.
Lob für den Fernseher
Ebenso amüsant die Lobrede Gert Kießlings auf den Fernseher. Im Gegensatz zu seiner Frau moniere dieser nie, wenn er mal das Programm wechsle und einer anderen nachschaue. Auch in Sachen Erotik war er der Kiste dankbar. „Ich habe hier Sachen gesehen, die mir meine Frau über Jahre verschwiegen hat. Ohne den Fernseher wäre ich sexuell weit zurück geblieben“, raunte er ins Publikum.