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Pferdemarkt Pferdemarkt: Von Warschau nach Linda

Von H.-Dieter Kunze 22.09.2014, 15:42
Marlen aus Steinsdorf hatte es beim Pferdemarkt in Linda diese Ziege angetan. Die hatte dagegen nichts zu meckern.
Marlen aus Steinsdorf hatte es beim Pferdemarkt in Linda diese Ziege angetan. Die hatte dagegen nichts zu meckern. Kunze Lizenz

Linda - Die Parkplätze waren rappelvoll und in Richtung Wald, nahe dem Lindaer Schießstand, wälzte sich ein schier endloser Strom von Menschen. Dazwischen immer wieder im Schritttempo fahrende Autos mit großen Anhängern, aus denen es wieherte, blökte oder meckerte. Sie alle hatten nur ein Ziel, den Lindaer Pferdemarkt. Er hat sich längst als Top-Adresse, nicht nur in der Region, herumgesprochen. Er findet bereits seit 18 Jahren stets im September statt.

Organisiert wird das Spektakel von Anbeginn durch Helmut Schmidt aus Linda. Er ist selbst ein Pferdenarr, wie er im Buche steht. Ihm zur Seite stehen zahlreiche Helfer, im Markttrubel auf der Waldlichtung durch die gelben Warnwesten nicht zu übersehen.

Tiere finden neue Besitzer

Nach Wartezeiten von bis zu 45 Minuten am Eingang bezogen die Händler und Hobbyzüchter ihre Positionen auf dem Platz. Entlang einer Flaniermeile duftete es verführerisch nach leckeren Speisen, die kulinarische Versorgung war bestens abgesichert. Sei es mit echt thüringischer Salami, polnischem Käse oder Fisch aus heimischen Gewässern. Rund 80 Großtiere, wie Pferde, Ponys, Esel und Ziegen, waren präsentiert und ihre Aussteller warteten auf neue Besitzer für sie.

„Frisches Blut“

Tobias Haupt aus Kleinmölsen bei Erfurt war zum ersten Mal in Linda. Er ist zwar Züchter von Shetland-Ponys, langte aber selbst erst einmal anderweitig zu und kaufte sich bei einem anderen Händler Jungenten. „Die bringen Abwechslung auf meinen Hof“, meinte er lachend. Dietmar Drasdo hatte schnell Glück und brachte einen prächtigen Rammler an den Mann. „Weil die Rente nicht reicht, muss ich eben Kaninchen züchten“, ließ er augenzwinkernd durchblicken. Und Jürgen Lehrack aus Jessen freute sich über „frisches Blut“, das er in seine Zucht einbringen konnte. Er ist seit 45 Jahren begeisterter Kaninchenzüchter.

Auch Tiernahrung gab es in den vielfältigsten Varianten. Ein Händler aus Wurzen bot säckeweise trockene Brötchen feil; aufgeweicht werden sie von Hühner besonders gemocht. „Nein, ich habe keine Bäckerei ausgeräumt“, meinte er. Aber alles, was sein Bäcker nicht los wird, kann er günstig erwerben.

Großes Angebot

Wer für seine Tiere Futter in kleinem Rahmen selbst produzieren möchte, der war bei Rainer Paukisch aus Ruhland an der richtigen Adresse. Er hatte von Harken- und Spaten- bis Sensenstielen vieles im Angebot. Die Preise können sich sehen lassen, im positiven Sinne. Das Rohholz stammt aus russischen Wäldern. Wer es richtig zünftig mag, der konnte an seinem Stand auch gleich noch ein paar Holzpantinen dazu kaufen.

Gute Adresse

Den wohl weitesten Anfahrtsweg hatte Jurek Kolk. Er kam mit reichlich Lederzubehör für Pferde über mehr als 650 Kilometer direkt aus Warschau nach Linda. Zaumzeug, Kummets, Zügel, Steiggeschirr und vieles mehr hatte er an Bord seines Transporters. Die Sachen fertigt er in seiner Sattlerei selbst an „Linda ist eine gute Adresse. Ich bin das zweite Mal hier“, lobte er den Pferdemarkt.

Helmut Schmidt konnte nach dem anstrengenden Tag und den Vor- und Nachbereitungsarbeiten erst einmal kräftig durchatmen. „So ein Pferdemarkt macht unheimlich viel Arbeit, aber auch richtig Spaß. Ich freue mich, dass ich wohl den Nerv der Leute getroffen habe“, erklärte er. In der Tat, der Lindaer ist einer der größten Märkte dieser Art in der näheren und weiteren Umgebung. (mz)

Jurek Kolk verkaufte Lederzeug für das Aufzäumen von Pferden. 650 Kilometer war er von Warschau bis Linda unterwegs.
Jurek Kolk verkaufte Lederzeug für das Aufzäumen von Pferden. 650 Kilometer war er von Warschau bis Linda unterwegs.
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