Pferdefreunde aus Klossa Pferdefreunde aus Klossa: Vier Tage auf dem Kremser nach Havelberg

Klossa/MZ - Der Pferdemarkt in Havelberg gilt als Mekka für Tierliebhaber. Tausende Menschen zieht er jedes Jahr in seinen Bann. Zu ihnen gehören auch Pferdefreunde aus Klossa, die sich am Samstag auf traditionelle Reiseart auf den Weg machten.
Thomas Hensel ist ein ausgemachter Pferdenarr. Seit Jahren schon hält er Haflinger, eine ruhige und ausgeglichene Pferderasse. Seit Jahren fährt er auch nach Havelberg im Norden von Sachsen-Anhalt, um dem historischen Pferdemarkt einen Besuch abzustatten. Hier trifft er alte Freunde und Bekannte, kann mit ihnen fachsimpeln oder ausgiebig über das Alltagsgeschehen debattieren. So auch in diesem Jahr.
Sechs Kilometer pro Stunde
Die Anreise nehmen er und vier Begleiter seit Samstag allerdings nicht mit dem Auto vor, sondern auf eine für sie traditionelle Weise - mit dem Kremser. Zwei Wagen und vier Pferde dienen als Reisemittel. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von sechs Kilometern pro Stunde bewegt sich der Tross seither durch die Brandenburger Lande, immer entlang fahrbarer Wald- und Wiesenwege. „Die Straße nehmen wir nur im Ausnahmefall in Anspruch“, erläutert Hensel kurz vor Reisebeginn. Für die etwa 180 Kilometer lange Distanz hat er vier Tage veranschlagt.
Rast wird seinen Worten zufolge dort gemacht, wo frisches Graben-wasser und etwas Grünfutter für die Pferde verfügbar sind. Die Tiere stehen dem Projekt von Beginn an entspannt gegenüber. Geduldig lassen sie sich von den Männern vor die etwa eine Tonne schweren Kremserwagen spannen. Ein Prozedere, dass die hellbraunen Vierbeiner gut kennen. Immerhin, das Älteste unter ihnen, Wallach Nerv, ist mittlerweile 18 Jahre alt. Selbst die Tour nach Havelberg ist für ihn keine neue Erfahrung. Seine drei Artgenossen, Nico, Moki und Jana, sind nur halb so alt wie er. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, sagt Hensel, wird Jana die Rückreise nicht mit antreten und in Havelberg den Besitzer wechseln.
Was die Reisenden in Havelberg erwartet, lesen Sie auf der nächsten Seite.
Am Dienstag, jedoch spätestens heute wollte die Reisegruppe aus Klossa auf dem Pferdemarkt eintreffen. Pünktlich zur Eröffnung des Festes durch den Bürgermeister von Havelberg werde man auf jeden Fall vor Ort sein, betont Hensel. Auf das, was ihn und seine vier Begleiter Marcel „Elle“ Elstermann, Oliver Meißner, Christian Klick und Uwe Christoph auf dem Festgelände erwartet, freut sich Thomas Hensel schon seit geraumer Zeit. „Viele Menschen, aber auch gute Unterhaltung“, sagt er mit erwartungsfrohem Blick. Halt ein überdimensionales Volksfest, das keinen Aspekt auslässt.
Den Schwerpunkt der Reise soll aber dennoch das Thema Pferd bilden. Schätzungsweise 700 Tiere werden während des Pferdemarktes zu sehen sein. Ob Hensel dabei Gelegenheit findet, seine Stute „Jana“ zu verkaufen, muss sich zeigen. Er will es auf sich zukommen lassen, verspürt diesbezüglich keinen Druck. Zumal die Truppe ohnehin den Heimweg nicht wie die Hintour per Kremser, sondern via Verladung auf einen Lastwagen bestreiten will. Der Grund dafür ist eine anstehende Familienfeier am Wochenende, zu der Hensel pünktlich zurück sein möchte.
Trinkwasser aus Gräben
30 bis 40 Kilometer pro Tag, das sei eine realistische Vorgabe, betont Hensel. Bei dieser Geschwindigkeit lägen die Pferde gut im Schritt. Für deren Stärkung wurden auf einem der beiden Wagen etwas Stroh und Säcke mit Kraftfutter untergebracht. Wasser zu speichern, lohne hingegen nicht. „Viele Pferde mögen kein Leitungswasser. Sie bevorzugen stattdessen Wasser aus Gräben und Flüssen“, berichtet der Klossaer. An diesem Verhalten orientieren sich auch seine Pferde.
Bleibt für ihn nur zu hoffen, dass sich auf der Reise keines der Tiere ernsthaft verletzt oder ein Hufeisen verliert. Doch davon, so der Treckführer, gehe er nicht aus. Sagt’s, grüßt ein letztes Mal mit seinem Strohhut und verschwindet am Ortsausgang von Klossa.