Ost-West-Hochzeit Ost-West-Hochzeit: Eine Traumhochzeit in Battin

Jessen/Battin/MZ/GZN - „Was ist denn heute los?“ So fragten sich am Samstag zur Mittagszeit viele Menschen angesichts eines übervoll geparkten Jessener Markplatzes. Ein Kirchenkonzert ist zu dieser Uhrzeit jedenfalls nicht angekündigt. Merkwürdig außerdem: Der Großteil der Fahrzeuge trägt ein „HD“-Kennzeichen - für „Heidelberg“. Ob Jessen vielleicht eine neue Partnerstadt bekommt? – Nein, auch das ist nicht der Fall. Um eine neue Partnerschaft geht es allerdings: Im Jessener Schloss geben sich Jana Böhme aus Battin und Daniel Zöllner aus Brühl – das ist etwa zehn Kilometer von Heidelberg entfernt – das Jawort.
Anschließend feiern die „Böllners“ – wie sich das frisch vermählte Ehepaar Zöllner einen Tag lang scherzhaft nennt, ihre Traumhochzeit in Battin: „Auf der großen Dorffestwiese am Teich, wo die gelben Seerosen wunderschön blühen – gemeinsam mit allen Verwandten und unseren Freunden.“ So hatten es sich beide gewünscht. Uneingeweihte, die das große Festzelt bemerken, mutmaßen sogar, dass Battin ein zweites Dorffest feiert. Daniel quittiert das mit Schmunzeln: „Es ist einfach wunderschön hier.“ Allerdings wird das junge Paar weiterhin in Brühl leben, wo sich beide vor fünf Jahren kennenlernten.
Jana hatte nach dem Abschluss der Jessener Sekundarschule („Ich denke noch gern an unsere Zeit mit Frau Nipkau zurück!“) in der Sparkasse Bitterfeld eine Ausbildung zur Bankkauffrau absolviert. Eine feste Arbeitsstelle fand sie jedoch erst in Brühl. Dort arbeitet Daniel als Wirtschaftsinformatiker.
„So etwas gibt’s eben nur hier“
Ein bisschen traurig sind Janas Eltern zwar, dass nicht nur Jana, sondern auch Tochter Lisa „weggezogen“ sind. „Aber beide kommen sehr gern und oft nach Hause“, zeigt sich Vater Harald erleichtert und gesteht: „Da kannste als Eltern nichts machen.“ Dass Daniel für eine Hochzeitsfeier in Battin plädiert hat und damit so vielen „fremden“ Menschen die Heimatregion von Jana zeigt, versöhnt die Eltern sichtlich. „Unsere Battiner Feuerwehr hat mitgeholfen, die Kegelbahn aufzustellen, und der städtische Bauhof hat die Wiese gemäht“, freut sich Harald Böhme. Jana resümiert stolz: „So etwas gibt’s eben nur hier.“
Die große Feier vereint 124 Gäste – „44 aus dem Osten und 80 aus dem Westen“, wie Brautmutter Uta erzählt. In seiner Festansprache dankt Daniel allen Gästen, die gekommen sind und bedauert: „Zwei Personen, ohne die wir uns nie kennengelernt hätten, sind leider heute nicht mit anwesend: Helmut Kohl und Michail Gorbatschow.“ – Jana und Daniel zählten einst zu jenen Kindern, die ein Jahr nach der Wiedervereinigung in die Schule kamen. Fast 25 Jahre nach dem Mauerfall gründen sie nun eine neue Familie. (mz/gzn)