Offene Höfe Offene Höfe: Klödener erwarten Besucher mit Kunst, Kultur und viel Essen

Klöden - Das Vorbereitungskomitee stößt bei seiner letzten Zusammenkunft auf das gute Gelingen der nunmehr sechsten Auflage der Offenen Höfe in Klöden an - mit Eierlikör. Zig Flaschen hat Birgit Weinigel davon produziert. Der Eierlikör ist gewissermaßen das Markenzeichen ihres Hofes Im Dorf 14 bei diesem besonderen Erntedankfest.
Besonders deshalb, weil jeder Besitzer der beteiligten 13 Höfe sein Angebot an Kunsthandwerk, Kulturellem wie Kulinarischem selbst auf die Beine stellt. Der Heimatverein tritt als Veranstalter auf. Viele Klödener, die außerhalb des Dorfkerns - das ist der Festbereich - wohnen, steuern Kuchen bei oder packen tatkräftig mit an. Und bei vielen Gastgebern reisen Familienmitglieder und Freunde zum Teil eigens aus der Ferne an. Nur so ist es zu schaffen, an einem Tag über 2.000 Besucher zu beköstigen und zu unterhalten.
Offene Höfe in Klöden: Vielfältiges Essen ist zentraler Punkt
Dass das Essen nicht reichen könnte, ist die größte Sorge der Organisatoren. „Es ist noch nie was übrig geblieben“, erzählt Birgit Weinigel, auf deren Hof Grillwürstchen, Buletten, Mutzbraten, Fischbrötchen, Pulled Pork zu haben sein werden. Es werde gegessen, was das Zeug hält. Blecheweise Kuchen gibt es fast überall, und doch müsse man aufpassen, dass zur Kaffeezeit noch welcher da sei.
Gewöhnungsbedürftig war das für Mo Freund-Wulff und ihren Partner Hawe Wierowski, als sie 2011 die ersten offenen Höfe miterlebten. „Die Leute schleppen den Kuchen in Paketen weg“, erzählt die 69-Jährige. Es sei das Selbstgemachte, das, was sich von den Angeboten in den Bäckereiketten und Supermärkten abhebt, was die Leute so anspreche.
2009 hat das Paar aus Berlin das rund 100 Jahre alte Gehöft Im Dorf 15 erworben. Ursprünglich gedacht als einfaches Feriendomizil, in dem sich die Lehrer mit ihren künstlerischen Begabungen - er als Maler und Fotograf, sie mit ihren Plastiken - ausleben können.
„Dass wir mal hier Fuß fassen würden, hätte ich nie gedacht“, sagt Hawe Wierowski. „Wir waren hier angekommen, da stand eine Frau mit Sonnenblumen vor der Tür, um uns willkommen zu heißen“, erzählt die pensionierte Lehrerin. „Da ging einem schon mal das Herz auf.“ Es war die inzwischen verstorbene Elfriede Kölling, ehemalige Grundschullehrerin, die ihre neuen Nachbarn so herzlich begrüßte.
„Inzwischen sind wir die meiste Zeit in Klöden, zumal wir nun beide Rentner sind“, sagt Mo Freund- Wulff. „Aber mit einem kleinen Beinchen werden wir immer in Berlin bleiben“, gestehen sie. Wegen der Freunde und des Kulturlebens in der Hauptstadt. Bei ihnen stehe das Hoftor fast immer offen. Sie haben nichts dagegen, wenn Fremde - Radwanderer oder Gäste des Alten Pfarrhauses - hereinlugen.
„Das müssten wenigstens einmal im Jahr alle machen“, habe sie sich kurz nach ihrem Einzug gedacht. Mit der Idee konnte sie ihre einstige Nachbarin Dorothea Cerych schnell begeistern. Auch wenn sie nun in Wittenberg wohnt, laufen bei Dorothea Cerych noch immer die Organisationsfäden zusammen.
Bei der ersten Auflage 2011 hat der Hof Weinigel noch nicht mitgemacht. „Wir waren mitten im Umbau“, so Birgit Weinigel. „Da haben sie sich wohl nicht getraut, uns zu fragen.“ Das Haus war aufgestockt worden für Tochter Bianca Franz und ihre wachsende Familie. Vom zweiten Jahr an waren sie dabei. Mit wachsender Begeisterung, auch wenn es, wie Bianca Franz sagt, „an dem Tag der pure Stress ist“. Die Gastgeber selbst kommen da von ihren Höfen nicht weg. Und für Weinigels ist das der Tag „der Familienzusammenführung“. Floristik, Antikschmuck, Dekokunst und von Karsten Weinigel gefertigte Ringe aus Holz und Harz gehören zum Angebot auf Hof Nr. 14.
Gäste sollen auf den Höfen in Klöden zum Bleiben animiert werden
Die Berliner in Nr. 15 präsentieren mit ihren Freunden die „Kunsternte 2017“. Klöden und Umgebung in allen Jahreszeiten hat Hawe Wierowski gemalt. Der Bücherbaum, eine große Kirsche im Garten, trägt reichlich, für Kinder gibt es einen extra Büchertisch. Die von Mo Freund-Wulff gefertigten Figuren - frech oder frivol - aus Pappmaché, angelehnt an die Nana-Plastiken der französischen Künstlerin Niki de Saint Phalle (1930–2002), dürften ihre Liebhaber finden.
Aber der Verkauf soll gar nicht im Vordergrund stehen bei den Offenen Höfen. Vielmehr sollen die Gäste zum Verweilen animiert werden, wenn sie mögen bis in den Abend hinein. Hinterher sind alle Gastgeber fertig, „aber glücklich, wenn alles geklappt hat“, sagt Bianca Franz. (mz)
