Theater in der Grundschule Nach Absage wegen Krankheit: So verlief das Weihnachtsprogramm im Februar in Seyda
Viertklässler der Grundschule Seyda führen das im Dezember geplante Weihnachtsprogramm auf. Warum sich die Kinder für ihre Rollen entschieden haben und wer Seifenblasen spuckt.

Seyda/MZ. - Weihnachten ist seit Wochen Geschichte. Doch die in der Turnhalle aufgestellten Bäume sollen zumindest daran erinnern, dass die Aufführung des Stücks zu diesem Zeitpunkt auch geplant gewesen ist. Kurz vor den Winterferien ist eine Erkältungswelle durch die Grundschule Seyda „marschiert“, mit dem Ergebnis: Absage! Inzwischen sind wieder alle gesund und munter.
„Eigentlich“, blickt Andrea Otto zurück, „sind im vergangenen Jahr alle Schüler in das Programm involviert gewesen. Wir wollten die Aufführung nicht ins Wasser fallen lassen. Deshalb hat meine vierte Klasse sich für zwei Stücke entschieden“, so die Lehrerin, die im Nachgang „sehr, sehr stolz“ über ihr Ensemble ist.
„Wir haben uns die Rollen selber ausgesucht“, sagt Greta, die im Märchen-Klassiker „Die goldene Gans“ die Königin spielt. Die Zehnjährige erzählt, dass sie sich in dem tollen Kleid – alle Requisiten stammen aus dem Schulfundus – „richtig cool“ findet, es sei schon immer ihr Traum gewesen, eine königliche Hoheit zu spielen. „Das Lampenfieber hat sich erst im Laufe des Stücks gelegt. Es ist schon komisch, wenn mich 100 Augenpaare anschauen“, erklärt die Viertklässlerin nach der ersten Aufführung, denn am Abend wird das knapp 45-minütige Programm vor den Eltern aufgeführt.

Edelmann ist bessere Partie
„Unsere Tochter hätten wir lieber mit einem Edelmann verheiratet“, klinkt sich Klassenkamerad Louis mit einem Augenzwinkern ein, der im Stück den König spielt und zudem die Rolle des Moderators übernommen hat. „Ansagen sind genau mein Ding. Das beherrsche ich aus dem Effeff“, sagt der König selbstbewusst, der es „Dummling“ Klaus, dargestellt von Nils, nicht leicht macht, um die Hand seiner Tochter anzuhalten. Dieser hat die sonst eher miesepetrige junge Dame zwar zum Lachen gebracht, doch die Hochzeit ist erst nach drei bestandenen Prüfungen beschlossene Sache. „Ich wollte diese Hauptrolle. Denn am Ende der Geschichte bekomme ich schließlich die Königstochter“, so der Schusterjunge, der laut Märchenversion für seine Gutmütigkeit von seinen Brüdern ausgenutzt wird. „Wir verstehen uns auch in der Schule gut“, sagt seine Braut Clara und ergänzt, dass ihr die Rolle wie auf den Leib geschneidert sei. „Ich bin eher nicht der lustige Typ“, betont sie, Lachen auf Kommando, so wie beim Einmarsch der gestikulierenden Menschenkette mit der goldenen Gans an der Spitze, funktioniere nicht.

Und noch einer hat seine Traumrolle in der Gruppe gefunden. Theodor, der einen alten Mann spielt, hilft dem „Dummling“ bei der Lösung aller Prüfungen aus der Klemme. Er trinkt einen Eimer Wasser aus, verputzt fünf extragroße Lebkuchen und besorgt Klaus ein Gerät, das auf dem Land fahren und auf dem Wasser schwimmen kann. „Zu Hause esse ich auch gern und viel. Eine Gänsekeule ist vor mir nie sicher, Lasagne mein Lieblingsessen“, erklärt Theodor im Kreis aller Darsteller und holt sich dafür anerkennende Blicke ab. „Es hat uns allen Spaß gemacht“, meint Kim, die mit an der Gans festklebt und unter viel Beifall mehrere Runden durch die Turnhalle dreht.

Hexe hilft aus Patsche
Als Zugabe, erklärt Klassenlehrerin Andrea Otto, haben die Kinder noch das Puppenspiel „Der Wolf spuckt Seifenblasen“ einstudiert. Die kleinen Gäste aus der angrenzenden Kindertagesstätte „Spatzennest“ gehen dabei voll mit. Diesmal ist nicht die Hexe für diverse Schandtaten verantwortlich, sondern der Wolf. Dieser stiehlt der Hexe einen extra zubereiteten Zaubertrank, kippt sich diesen hinter die Binde – und bekommt prompt die Quittung. Mit einem Spruch wird er von seinem Leiden erlöst. „Ich werde dich niemals fressen“, gibt er in Richtung Hexe sofort ein Versprechen ab.

Die Lehrerin erzählt, dass die Rollen nach Bekanntgabe der Stücke sofort verteilt gewesen sind und sie keinen Schüler zur Teilnahme überreden musste. Eine zusätzliche Abendvorstellung haben sich die Kinder bewusst ausgesucht. Denn bei ihnen hat Übernachtung in der Grundschule schon lange auf dem Wunschzettel gestanden.