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Mittelalter-Spektakulum Mittelalter-Spektakulum: Kerker für eine Apfeldiebin

Von Detlef Mayer 05.06.2002, 17:05

Holzdorf/MZ. - Die Ritterschaften zu Annaburg und Holzdorf waren vertreten, der Hochadel zu Jüterbog, Musikus Ralf der Rabe (aus Schönewalde), Tobias der Unmögliche, Hofnarr zu Torgau, sowie eine Dinkelfrau und einige freischaffende Wikinger aus Berlin, die Flämischen Hupfdohlen und Cyrix der Kelte (aus Holzdorf). Mittelalter-Spektakulum war angesagt. Thomas Döring, Leiter der Schule für geistig Behinderte, wusste das jedoch zu relativieren: "Es handelt sich um unser Schulfest." Dem entsprechend waren die meisten Darsteller auch Kinder und Pädagogen aus der Bildungseinrichtung. 49 Mädchen und Jungen besuchen die Heideschule derzeit und lernen in sechs Klassen.

Gemeinsam mit den Profi-Darstellern boten sie einen mittelalterlichen Markt, dessen bunte Palette von der Lederverarbeitung über geschmiedeten und gegossenen Wikinger-Schmuck und Met oder Wein bis zu Kaffee- und Kuchentheke plus Grillstand, Töpfer- und Trödelbasar reichte.

Daneben gab es einen Auftritt der Hupfdohlen mit einem Schreittanz, Ralf der Rabe unterhielt die Besucher mit Dudelsack, Laute und Tröte. Eine altertümliche Gerichtsverhandlung wurde abgehalten. Und aus dieser heraus fochten die Ritter von Holzdorf und Annaburg in einem Turnier ein Gottesurteil aus. Zwischendurch machte immer wieder Hofnarr Tobias seine Faxen.

Nach dem eigentlichen Spektakulum konnten sich die Kinder der Heideschule und ihre Gäste im Garten Spielen und Spaß hingeben. Dort war ein kleines Mittelalter-Lager aufgebaut. Und die Dinkelfrau buk im Freien Dinkelplinse.

Über zweierlei Beschuldigungen hatte das Hohe Gericht in Person von Cyrix dem Kelten zu befinden. Zum einen wurde ihm eine Apfeldiebin vorgeführt, die er nach viel Trara und langen Vorträgen nebst Beschimpfungen zu zwei Wochen Kerker verurteilte. Zum anderen beschuldigte die Annaburger Ritterschaft einen Holzdorfer Ritter, die Kette des Annaburger Bürgermeisters gestohlen zu haben. Da der Richter keinen Bock mehr hatte, in der Provinz Recht zu sprechen, ließ er diesen Fall per Gottesurteil entscheiden. Die Ritter von Holzdorf und Annaburg mussten gegeneinander antreten. Recht bekam, wer siegte, und das waren am Ende des Turniers die Holzdorfer. Zwei von ihnen blieben nach dem "Gemetzel" übrig. Vor dem Schwertkampf aber mussten alle ein Wettrennen absolvieren und ein Seilziehen sowie mit verbundenen Augen eine Wurst treffen.

Zur Vorbereitung auf das Fest hatten sich die Heideschüler in zwei Projektwochen mit dem Mittelalter befasst. Die Kostüme waren da entstanden, die Schwerter und Schilde, der Tanz war eingeübt worden und die Gerichtsverhandlung geprobt. Es gab viel Wissenswertes über jene Zeit zu erfahren, und es wurde gekocht wie damals.