Medizinische Versorgung Medizinische Versorgung: Ambulanz in Jessen wächst

Jessen/MZ - Der Diplommediziner Rudolf Brandl verstärkt seit Monatsbeginn das Team des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) in Jessen. So nennt das Wittenberger Krankenhaus Paul Gerhardt Stift seine hiesige ambulante Betriebsstätte. Für die MZ war diese Personalie ein trefflicher Anlass, nach einiger Zeit mal wieder in die Praxis hineinzuschauen, die sich inzwischen beinahe zu einer kleinen Klinik im Ärztehaus entwickelt hat.
Froh über Verstärkung
„Ich bin froh, dass Rudolf Brandl jetzt hier ist und unser Team verstärkt“, bekundet Anke Gabler, die Ärztliche Leiterin des MVZ in der früheren Poliklinik. Sie selbst ist Fachärztin für Chirurgie und Medikamentöse Tumortherapie und gleichzeitig die Leiterin des gesamten ambulanten Sektors des Paul Gerhardt Stiftes. Brandl ist Facharzt für Unfallchirurgie und Orthopädie. Er hält jeweils dienstags seine Sprechstunden ab. Das Team wird ergänzt durch Dr. Rafal Rosiek, der ein Fachmann speziell für Wirbelsäulenprobleme ist. Er steht den Patienten in Jessen jeweils mittwochs vormittags zur Verfügung.
Cottbusser Chefärtzin praktiziert
Nur nach telefonischer Terminvereinbarung ist Dr. Cornelia Schmidt im Ärztehaus. Sie ist ebenfalls Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie und ist Schmerztherapeutin. Bereits seit 1993 bietet die heutige Chefärztin der Orthopädie im Carl-Thiem-Klinikum Cottbus eine orthopädische Sprechstunde in Jessen an. Entwickelt hatte sich dieses Engagement noch aus der Zeit heraus, da der Kreis Jessen (bis 1990 bekanntlich) zum Bezirk Cottbus gehörte und keine eigene orthopädische Versorgung sicherstellen konnte. Diese Zusammenarbeit lebt bis heute fort, jetzt allerdings nur noch auf Terminabsprache hin. Es gibt zwei Operationsräume, Röntgengeräte und mehrere Behandlungszimmer. Vor etwa vier Jahren wurde das Zentrum etwas umgebaut, um die interne Struktur zu modernisieren. Auch den Erfordernissen von Patienten-Intimsphäre und Datenschutz wird besser entsprochen.
Das Ärztehaus in Jessens Geschwister-Scholl-Straße gehört nach wie vor dem Deutschen Roten Kreuz, genauer der DRK-Grundstücks- und Service GmbH, bestätigte Annette Schröter-Jacoby vom Vorstand des Kreisverbandes. Es beherbergt neben dem MVZ der Paul-Gerhardt-Stiftung Praxen niedergelassener Ärzte, die sie zum Teil als Eigentum erwarben, die Blumen-Apotheke, eine Physiotherapiepraxis und eine Ernährungsberaterin.
Mitte der 90er Jahre wurde der neuere Anbau (Geschwister-Scholl-Straße) an die frühere Poliklinik im Auftrag des DRK umfassend erneuert und umgebaut. Rund 1,8 Millionen D-Mark investierte die Wohlfahrtsorganisation seinerzeit in die Neuprofilierung des Hauses. Damals wurde auf das ursprüngliche Flachdach auch das heutige Spitzdach gesetzt, womit sich das Haus besser in die Umgebung einpasste.
Die Verbindung von Wittenberger Krankenhaus und seiner Nebenstelle in Jessen hält Anke Gabler für eine, die viele Synergien nutzbar macht. Dazu trägt zudem bei, dass sie und ihre Kollegen ähnliche fachärztliche Ausbildungen durchlaufen haben, „aber jeder hat so sein Spezialgebiet“. So sind Referenzmeinungen zu Diagnostik und Therapie jederzeit auf kurzem Weg einholbar. Worauf die erfahrene Ärztin keinesfalls verzichten möchte. Alle Operationen, die unter lokaler Anästhesie möglich sind, vollführt sie in Jessen, alle anderen in Wittenberg. Die Einrichtung in Jessen hat wiederum eine Nebenstelle in der Kreisstadt. Das ist die Kinderkardiologie, betreut von Dr. Liane Kändler. Sie ist am dortigen Paul Gerhardt Stift angesiedelt und kümmert sich um alle kleinen und jungen Patienten bis 18 Jahre, die von Herzkrankheiten geplagt werden oder bei denen zumindest Auffälligkeiten dahingehend abgeklärt werden müssen.
Patientenzahl gesteigert
Als Anke Gabler vor etwa fünf Jahren die Leitung der Jessener Einrichtung übernahm, hatte sie etwa 900 Patienten im Quartal, jetzt sind es immerhin bereits 1 600. Der Altersdurchschnitt der Patienten ist allerdings recht hoch. „Uns fehlt im Prinzip eine ganze und eine halbe Generation“, so Anke Gabler. „All jene, die nach der Wende von hier weggegangen sind, als sie 30, 35, 40 Jahre alt waren, und eine gute Arbeit gefunden haben, kommen nicht zurück - und die Jugendlichen, die zu jener Zeit so weit waren, dass sie in die Lehre kamen, die sind auch weg.“ Für die Älteren sind die 28 Kilometer bis Wittenberg „fast schon eine Weltreise“. Und es fallen auch zunehmend hausärztliche Kapazitäten weg.