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Mammographie-Screening in Jessen Mammographie-Screening in Jessen: Ergebnisse der vierwöchigen Aktion aus Jessen liegen vor

Von Gabi Zahn 07.11.2014, 19:14
Dr. Heike Schlötzer, Fachärztin für Radiologie, hier an einem Mammographie-Screening-Gerät in einer Dessauer Klinik.
Dr. Heike Schlötzer, Fachärztin für Radiologie, hier an einem Mammographie-Screening-Gerät in einer Dessauer Klinik. Privat Lizenz

Jessen - Das Ergebnis des vierwöchigen Mammographie-Screenings in der rollenden Röntgenpraxis auf dem Jessener Markt liegt jetzt vor: 3 087 Frauen zwischen 51 und 69 Jahren wurden zur freiwilligen Brustkrebs-Vorsorgeuntersuchung eingeladen. 2 400 haben diese wahrgenommen. „Das sind fast 70 Prozent. Damit liegen wir weit über dem bundesweiten Durchschnitt“, schätzt Dr. Heike Schlötzer ein. Die Fachärztin für Radiologie ist für die Durchführung des Mammographie-Screenings in der Region Sachsen-Anhalt Ost verantwortlich. Bei der Auswertung der Röntgenbilder steht ihr mit Dr. Andreas Damm ein weiterer Facharzt zur Seite. Jede Röntgenaufnahme werde immer durch beide Mediziner begutachtet, berichtet sie.

Problematische Datenverbindung

Anfänglich habe es in Jessen einige Probleme gegeben: „Über das Internet bekamen wir keine stabile Verbindung zum Rechenzentrum. Deshalb wurde eine Satellitenverbindung aufgebaut. Dieser Umstand war etwa vier Tage lang ziemlich nervend – sowohl für die bestellten Frauen als auch für die Mitarbeiterinnen. Das hatte Terminverschiebungen zur Folge. Für das Verständnis möchte ich an dieser Stelle allen, die davon betroffen waren, herzlich danken“, betont Heike Schlötzer.

Mittlerweile wissen alle Frauen um das Ergebnis ihrer Untersuchung. Innerhalb einer Woche wurde es schriftlich übermittelt. „In elf Fällen haben wir Karzinome festgestellt. Die Betroffenen wurden umgehend zur Abklärung nach Dessau eingeladen. Inzwischen sind weitere Behandlungen eingeleitet“, erläutert die Ärztin. „Wir wissen, dass jede achte bis zehnte Frau an Brustkrebs erkrankt. Das sind in Deutschland etwa 60 000 Betroffene jährlich. Ich sehe durchschnittlich pro Tag zwei kleine Mammakarzinome. Je eher ein solches erkannt wird, umso besser. Das Screening hilft, Menschenleben zu retten.“ Ohne Zweifel verändere die Diagnose Krebs das Leben der Betroffenen auf einen Schlag. „Aber die Therapie kann dann zumeist frühzeitig eingeleitet werden, so schwer dieser Weg auch ist. Im Frühstadium kann kein Arzt sagen, wie sich das Karzinom entwickelt. Deshalb braucht die Patientin neben der onkologischen Behandlung auch beste psychologische Begleitung“, verdeutlicht Heike Schlötzer.

Warum ein Screening in jedem Alter sinnvoll ist, lesen sie auf Seite 2.

Immer Schockdiagnose

Betroffene aus der Region wenden sich zumeist an die Brustkrebszentren nach Dessau, Torgau, Halle oder Leipzig. „Bundeseinheitliche Leitlinien sichern, dass dort die modernsten Methoden ebenso angewandt werden wie in Berlin, Hamburg oder München“, bekundet die Ärztin. Oft sei es besser, wenn die Frauen in Wohnortnähe bleiben, nicht nur wegen der kürzeren Fahrzeiten und der Nachsorge: „Krebs ist immer eine Schockdiagnose. Da ist es gut, wenn die Familie und Freunde in der Nähe sind.“

Trotz aller Argumente für das Mammographie-Screening gibt es auch immense Vorbehalte: Die Prozedur sei schmerzhaft. Das Warten auf den Befund beunruhige zutiefst. Röntgenstrahlen könnten Krebs auslösen. Und: Wenn diese Vorsorge-Untersuchung so gut ist – warum werden dann nicht alle Altersgruppen einbezogen? Heike Schlötzer antwortet: „Das Brustdrüsengewebe reagiert bei jüngeren Frauen empfindlicher auf Röntgenstrahlen als bei älteren. Es ist noch sehr dicht, sodass Auffälligkeiten schwerer zu erkennen sind. Folglich wäre für die Untersuchung eine weitaus höhere Strahlendosis nötig. Wir sind aber bemüht, den Körper so wenig wie möglich zu belasten. Allerdings brauchen wir für die Diagnostik gute Aufnahmen der gesamten Brust. Um Strahlen zu sparen, wird diese auf ein bestimmtes Volumen zusammengedrückt. Das kann tatsächlich unangenehm sein. Es ist aber notwendig, weil die Karzinome meist hinten an der Brustwand sitzen. Das dauert nur wenige Minuten.“ Weil sich bei älteren Frauen das Drüsengewebe allmählich zurückbildet, sei die Brust ab etwa 50 Lebensjahren besser zugänglich. „Studien und auch unsere eigenen Erfahrungen zeigen, dass Frauen zwischen 50 und 70 Jahren am häufigsten an Brustkrebs erkranken, statistisch gesehen ist es in dieser Altersgruppe jede fünfte Frau.

Nicht vor sich Herschieben

Mit fortschreitendem Alter stehen andere Erkrankungen im Vordergrund. Dennoch können jüngere Frauen ebenso kostenlos die jährliche Tastuntersuchung beim Haus- oder Frauenarzt vornehmen lassen.“ Sobald sich dabei Auffälligkeiten zeigen, würde eine Mammographie veranlasst. „Wir appellieren an die Frauen, sich regelmäßig selbst zu untersuchen.“ Schlötzer ermutigt: „Wenn sich etwas anders anfühlt als gewohnt, suchen sie einen Arzt auf. Quälen sie sich nicht wochenlang mit einem Verdacht.“ Die Ärztin geht auch auf den vieldiskutierten finanziellen Aspekt ein: „Die Kosten für das Mammographie-Screening übernehmen generell die Krankenkassen.“ (mz)