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Sponsorenlauf Luther erreicht Wartburg in Holzdorf

Schüler, deren Eltern und Lehrer der Evangelischen Grundschule Holzdorf laufen 892 Kilometer und sammeln Geld für neuen Spielplatz ein.

18.04.2021, 18:15

Holzdorf - Auf diesen Moment haben die Kinder nach zwei kräftezehrenden Wochen gewartet. Die Direktorin der Evangelischen Grundschule, Betty Riedel, gibt das Zeichen zum Sturm auf den Eiswagen, der innerhalb weniger Sekunden dicht umlagert ist. „Ich bin unheimlich stolz“, meint die Chefin, die in der Auswertung des Sponsorenlaufs von Wittenberg nach Worms nicht mit Superlativen spart. Die zunächst anvisierten 500 Kilometer, die Luther 1521 gegangen ist, sind schnell Geschichte.

In den Tagen von Dienstag nach Ostern bis zum 16. April spulen die Kinder der ersten bis vierten Klasse 705,6 Kilometer auf dem angrenzenden Sportplatz ab, 186,4 legen Eltern, Lehrer und ehemalige Schüler obendrauf. „Wir haben es bei 892 Kilometern nicht nur nach Worms, sondern auf dem Rückweg bis zur Wartburg bei Eisenach geschafft“, verkündet Betty Riedel stolz und erwähnt ganz nebenbei, dass der weltberühmte Reformator hier zusätzlich Geschichte geschrieben hat. „Darüber reden wir später“, sagt sie und verkündet im Überschwang der Gefühle, dass im kommenden Jahr der Lauf bis Rom auf dem Programm steht.

Duo teilt sich Platz eins

Insgesamt vier Kinder, drei davon aus der ersten Klasse, haben mehr als 100 Runden (200 Meter) gedreht. Die Pole Position mit jeweils 103 teilen sich Lennox Bahn und Jonas Dziubaty. Das macht in der Summe 41,2 Kilometer. „Ich gehe mit meinem Papa joggen“, erzählt Bahn und betont, dass er bei den gemeinsamen Ausflügen manchmal zu sehr aufs Tempo drückt. Er sei schon mit dem Ziel angetreten, den Sprung in die Spitzengruppe zu schaffen, dafür hat er zum Abschluss noch einmal 20 Runden unter die Laufschuhe genommen. Den Sponsorenlauf, der zur weiteren Finanzierung des neuen Spielplatzes dient, findet der Erstklässler interessant und super zugleich. Dass Luther damals 500 Kilometer zu Fuß zurückgelegt hat, sei schon sehr bemerkenswert.

Klassenkamerad Jona ist nicht traurig, dass er sich mit Lennox den ersten Platz teilen muss. Er sei Dienstag nach Ostern mit dem Ziel losgelaufen, wenigstens neun Runden zu schaffen, dass es über 100 geworden sind, damit hat der Grundschüler nicht gerechnet. Jetzt bin ich über diese Leistung sehr stolz, sagt er, und ergänzt, dass er an manchen Tagen Seitenstechen gehabt hat. „Da bin ich wahrscheinlich zu schnell gerannt.“ Trotz aller Anstrengungen hat es Dziubaty Spaß gemacht.

Und: Er freut sich auf den neuen Spielplatz! Hinter Mats Kuring (102 Runden - 20,4 km) landet Henrik Clemens, der zum Auftakt der sportlichen Veranstaltung den Luther gespielt hat, mit 101 auf dem dritten Platz. „Mein Ziel, die 100 zu schaffen, habe ich erreicht“, betont er, auch wenn ihm die zusätzliche Belastung nicht immer leicht gefallen ist. „Ich bin fest davon überzeugt, dass jeder Schüler sein Bestes gegeben hat.“

Eröffnung wird verschoben

Dennis Kunze, Vorsitzender des Schulfördervereins, geht fest davon aus, dass die fehlenden 5.000 Euro zur Fertigstellung des Spielplatzes von allen Beteiligten eingelaufen sind. Er betont, dass er noch keine konkrete Summe nennen kann, da noch nicht alle Gelder überwiesen sind. Wenn alles nach Plan läuft, sind die Erwartungen des Fördervereins „mehr als übertroffen“. Der Vorsitzende bedankt sich bei der Stadt Jessen, Bürgermeister Michael Jahn (SPD) und Bauhofleiter Thomas Riedel für die bisher und weiter zugesagte Unterstützung.

Da sei vieles auf dem kurzen Dienstweg passiert. Die für den 1. Juni geplante Einweihung des Spielplatzes muss laut Kunze aufgrund „baulicher Verzögerungen“ wahrscheinlich auf den 15. Juni verschoben werden. Die Runde Eis für alle fleißigen Rundendreher hat im Übrigen der Schulförderverein gesponsert.

Die Schüler der vierten Klasse haben trotz des heftigen Windes alles gegeben, den Weg Luthers und der Bildungseinrichtung auf einem Pfad aus vielen Blättern Papier - ein A4-Blatt für 20 Kilometer - darzustellen. Nach vielen Versuchen kommt der Tacker zum Einsatz. Wir behandeln im Mathematik-Unterricht gerade das Thema Maßstab, klingt es aus dem beschäftigten Pulk, bei der Umsetzung des Projekts haben sich die Kinder für 1:100.000 entschieden. Als das letzte Blatt Papier endlich auf der Erde liegt, gibt die Direktorin das eingangs erwähnte Startsignal, dass im allgemeinen Jubel fast untergeht. Riedel erzählt, dass sie in den neun Tagen 33 Kilometer gelaufen sei. Die Leistungen der Kinder schätzt sie höher ein. „Das ist der pure Wahnsinn.“ (mz/Thomas Tominski)