Lebensabschnitt Lebensabschnitt: Drei "große Bäume" verlassen Heideschule

Holzdorf - Die Ausschulung, das musste Förderschulleiter Thomas Döring zugeben, sei immer wieder ein Anlass, der ihn mit Wehmut erfülle. Eben wegen des Abschieds von den über viele Jahre liebgewonnenen Mädchen und Jungen, die die Bildungseinrichtung für junge Menschen mit geistigen Behinderungen verlassen, um ins Berufsleben, weitere Ausbildungen oder Fördermaßnahmen aufzubrechen. Am Donnerstag war es in der Holzdorfer Heideschule mal wieder so weit. Diesmal galt die Ausschulungsfeier, die wegen der unsicheren Wetterlage nicht im Freien stattfinden konnte, Mandy Schröder aus Meuselko (vom Reiterhof Maruschka), Ulrike Junge aus Schweinitz und Tobias Kralisch aus Mügeln.
Der Abschied wurde natürlich zu einer sehr emotionsgeladenen Angelegenheit - für die Scheidenden und ihre Eltern wie auch für die Zurückbleibenden. Obwohl die Unter- und die Mittelstufe ihn mit einem kleinen Programm zu erleichtern versuchten. Der Darbietungsreigen startete mit dem Lied „Bruder Jakob, schläfst du noch“ reichte über den Song „Kumbaya my Lord“ bis hin zu einem ausgelassenen Titel, der das Feiern zum Gegenstand hatte und mit viel Bewegung verbunden war. Außerdem endete er überraschend mit einer Konfetti-Rakete, die bunte Papierschnipsel in den Raum regnen ließ.
"Ihr wart wundervolle Schüler"
„Heute beginnt ein neuer wichtiger Lebensabschnitt“, wandte sich Thomas Döring an die drei jungen Leute und wünschte ihnen dafür alles Gute. Er bescheinigte ihnen, dass sie, unterstützt von ihren Eltern, aber auch von den Lehrern der Heideschule, recht erwachsen geworden seien. Seine Stellvertreterin Daniela Kösterke fand dafür in Anlehnung an Erich Kästners „Gärtner“ das Bild von den großen Bäumen, zu denen sie über die zurückliegenden Jahre durch gute Pflege heranreifen konnten. Voller Rührung schloss sie den Satz an: „Ihr wart wundervolle Schüler, kann ich euch sagen.“
Als Rüstzeug für den weiteren Lebensweg gab es für jeden Abgänger einen ansprechend gestalteten Wanderstock - das wurde im vorigen Jahr eingeführt und soll zur Tradition werden. Geschenke bekamen die Ausschüler auch aus ihren Klassen überreicht, gleich nach der offiziellen Zeugnisübergabe. Letztlich standen Peter Junge (Mitglied im Schulförderverein), seine Frau Elvira (Elternvertreterin) und Gudrun Kralisch als Elternteile der scheidenden Heideschüler auf dem Teppich, um sich bei der Einrichtung und den Lehrern mit Präsenten und Blumen für deren Engagement bei der Erziehung ihrer Kinder zu bedanken. Abschließend durften sich die Mitschüler von ihren Klassenkameraden verabschieden. Da wurde eifrig geherzt und gedrückt und unweigerlich flossen auch einige Tränen.
Mandy Schröder kam 2014 an die Holzdorfer Heideschule. Am Mittwoch ist sie 16 Jahre jung geworden. Sie hat als Ziel, nun in Berlin ihren Hauptschulabschluss nachzuholen. Ulrike Junge - sie wurde 2002 in der Holzdorfer Bildungsstätte eingeschult und ist jetzt (noch) 19 Jahre - besucht demnächst die Fördergruppe beim Augustinuswerk in Wittenberg. Tobias Kralisch - er wechselte 2008 aus der Förderschule für Lernbehinderte an die Heideschule und wird im Dezember 20 Jahre alt - tritt eine Berufsausbildung an. Er möchte bei der Profil Stahl- und Metallbau GmbH in Gerbisbach einen Teil- facharbeiterabschluss machen. Er war dort schon mehrfach als Praktikant im Einsatz und hat von dem Unternehmen wohl die Zusage, übernommen zu werden. (mz)