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Landkreis Wittenberg Landkreis Wittenberg: Unternehmen von Gerhard Scholz hat Durchhaltevermögen bewiesen

27.07.2010, 17:39

JESSEN/MZ/MAY. - Ein gerüttelt Maß an wirtschaftlichem Durchhaltevermögen haben Gerhard (56 Jahre) und Rita (54) Scholz bewiesen: Ihre Spedition existiert seit 20 Jahren. "Es ist ein ständiges Auf und Ab, mal geht es besser und dann knallt es wieder", kommentiert Gerhard Scholz die Berg- und Talfahrt in den zwei Jahrzehnten Selbständigkeit. Umso größer sind die Bedeutung, welche die Familie dem jüngsten Etappenziel beimisst, und ihr Stolz darauf.

Die Firmengeschichte kommt wie ein Krimi so spannend daher und ist gespickt mit interessanten Episoden. Ein Beispiel gefällig: Anfang November 2006 hatte ein Fahrer des international agierenden Unternehmens einen schweren Unfall bei Ischim in Westsibirien (Russland) und musste dort circa zwei Wochen im Krankenhaus liegen, bevor er ausgeflogen werden konnte. Für die Fahrzeugbergung sind dann Gerhard Scholz, ein Schlosser und ein Fahrer (aus Kasachstan) nach Ischim gereist. "Leider hatten wir kein Glück, der Motor versagte, so dass Lkw und Auflieger abgeschleppt werden mussten, nach Cheljabinsk am Fuße des Urals zur Mercedes-Werkstatt." Nach Weihnachten fuhr Gerhard Scholz einen Tiertransport nach Perm. Im Anschluss ging es nach Cheljabinsk, wo er den neuen Motor einbaute. "Am 6. Januar 2007 kam ein Kraftfahrer geflogen und holte den Viehsattelzug nach Hause. Die Einfuhr und gleichzeitig Ausfuhr des neuen Motors war für die Behörden unendlich schwierig. Und für mich nervig!"

Ein anderer Schicksalsschlag macht deutlich, wie anfällig der Geschäftszweig ist, dem sich die Familie verschrieben hat. Zwei Tage vor ihrem Urlaub im Oktober 2008 erfuhren Rita und Gerhard Scholz, dass der in Jessen ansässige Mineralwasser-Produzent Troy Aqua Konkurs angemeldet hat. "Welch ein Schock für uns! Wir versuchten schnell noch, über unseren Rechtsanwalt offene Forderungen geltend zu machen. Leider vergeblich. Wir sind täglich mit vier Lkw für diese Firma gefahren. Es hat uns fast die Existenz gekostet." Doch Gerhard Scholz reagierte besonnen, verkaufte zwei Viehsattelzüge und rettete so seinen Betrieb.

Dessen Geschichte begann am 23. April 1990 als reiner Viehtransport, damals noch in Schadewalde. 1996 zog die Familie nach Jessen, seit 2000 befindet sich auch der Firmensitz hier (Rehainer Straße). Kinder und Schwiegerkinder schrieben und schreiben inzwischen ganze Unternehmenskapitel mit. Zu den Viehtransporten kamen andere Speditionsleistungen. 20 Mitarbeiter stehen heute in Lohn und Brot. Zum Fuhrpark gehören elf Sattelzugmaschinen.