Landkreis Wittenberg Landkreis Wittenberg: Etwas Einmaliges geboten
LINDA/MZ. - In 47 Bildern wurde die 600-jährige Historie von Linda im Festzug dargestellt. Alle Akteure hatten weder Kosten noch Mühen gescheut, um den Zuschauern, die den Wegesrand säumten, etwas wirklich Einmaliges zu bieten. Das Marschtempo gab der Schweinitzer Spielmannszug vor. Wie ein endlos langer "Lindwurm" schlängelte sich der Umzug beginnend von der Körbitzer Straße, die Hauptstraße, die Kindergasse entlang, über den Mittelweg sowie die Rosengasse und Sandstraße, die Zellendorfer Straße, schließlich wieder zurück zur Hauptstraße. Dort musste "zweispurig" Aufstellung genommen werden. Die Besucher konnten dann noch einmal die einzelnen Bilder in Augenschein nehmen. Kommentiert wurde alles von Horst Richter.
Wurzeln viel älter
600 Jahre alt ist Linda? Urkundlich erwähnt ja, aber von der Erstbesiedlung her wesentlich älter. Das bewiesen die Lindaer Waldkobolde, in Jutesäcke gewandet, finster dreinblickend und die Keule schwingend. Wenden sollen es gewesen sein, die einst die Gegend urbar machten. Wesentlich genauer belegt ist die jüngere Vergangenheit von Linda, die zum größten Teil landwirtschaftlich geprägt war. So verwunderte es nicht, dass Pferdefuhrwerke zum Tross gehörten, Traktoren blubberten und die verschiedensten Ackerbearbeitungs- und Erntemaschinen präsentiert wurden, von den Besitzern liebevoll herausgeputzt und teilweise neu lackiert. Dazu gehörte beispielsweise ein Balkenmähwerk, Baujahr 1957. Lars Deininger hatte an seinen Traktor Typ Fahr einen Heuwender angehängt, ein tuckernden Lanz Bulldog aus dem Nachbarort Körbitz zog einen Mähbinder. Thomas Marquardt zeigte stolz seinen Famulus 36. Magnus Hilse fuhr einen blauen Dumper "Pico 1", achteinhalb PS stark und Baujahr 1962. Der "Dreikantfeile" genannte Muldenkipper war einst zahlreich auf Baustellen im Einsatz. Die Kameraden der Feuerwehr Linda waren gleich mit drei Einsatzfahrzeugen im Umzug präsent. Die IFA-Freunde aus Jessen hätten zwar die Gasgriffe ihrer Zweiräder gern aufgerissen, aber das Marschtempo ließ das nicht zu. So tuckerten sie gemächlich auf ihren Maschinen mit, von der RT über die Sport-Awo bis hin zu verschiedenen MZ-Typen war beinahe alles vertreten, was einst Rang und Namen hatte. Dieter Ziehe knatterte stolz mit seinem Fahrrad mit Anbaumotor aus den 1950er Jahren an den Zuschauern vorbei. Berühmt-berüchtigt war dieses Zweirad einst als "Hühnerschreck". Lindaer Vereine waren mit von der Partie, seien es die Sportler des SV Grün-Weiß Linda oder die Rassegeflügelzüchter. Auch das "Dorfspektakel", Hobbyschauspielerinnen mit gutem Ruf, gehörten dazu. Als Hexen verkleidet walteten sie mit Besen in der Hand ihres Amtes und fegten damit unentwegt die Straßen. Neu etabliert allerdings hatte sich der VfB Linda, eine Vereinigung der Familien Zwiebel, mehrmals Richter und Ehlert. VfB stand in diesem Falle jedoch für Verein für Biertrinker. Auf dem legendären Kleintransporter "Framo" ließen sie es sichtlich munden. Nur der Fahrer musste natürlich "trocken" bleiben. Aber nur bis zum Ziel, dem Museumshof.
Da wurden alle so richtig nass. Zum Glück öffnete Petrus gnädigerweise die Himmelsschleusen erst nach dem Umzug. Na und, in der als Saal hergerichteten ehemaligen Scheune ließ es sich auch gemütlich klönen. Bis in die frühen Morgenstunden hinein wurde ausgiebig gefeiert, schließlich wird man nur einmal 600 Jahre jung. Unter dem Strich zogen alle Akteure und Gäste eine gute Bilanz: 600 Jahre Linda, die werden in die Annalen eingehen. Das sagten auch Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Itzum, einem Stadtteil von Hildesheim. Wie sie jedes Jahr mindestens einmal und gern nach Linda kommen? Ganz einfach, weil Marco Richter, ein Lindaer, seit 1999 ihre Reihen stärkt.
Mehr als erwartet
Reinhard Schüler konservierte das Festgetümmel mit seiner Videokamera für die Nachwelt. Er ist zwar Steinsdorfer, aber Mitglied im Lindaer Heimatverein. Für ihn war das Fest ein voller Erfolg. Wilfried Viehof fungierte im Vorfeld und beim Festzug im Auftrag des Lindaer Heimatvereins als Koordinator. In bayerischem Outfit stand er neben Horst Richter auf der Moderatorenbühne. Den Angstschweiß hatte er sich längst von der Stirn gewischt, auch wenn der Festzug mit halbstündiger Verspätung begonnen hatte. Da gab es so einige Kleinigkeiten. Einige Teilnehmer mehr als vorher angekündigt waren es geworden. Und die mussten erst einsortiert werden. "Ich hoffe, die Lindaer und unsere Gäste werden uns das verzeihen", meinte er.