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Jugendfeuerwehr Landebahn am Ententeich in Seyda

Die Jugendfeuerwehr Jessen hat im Seydaer Wald ein Insektenhotel aufgestellt. Ein weiteres Projekt mit dem Heimatverein Glücksburger Heide ist bereits geplant.

Von Thomas Tominski 23.07.2021, 08:54
Gemeinsam und mit Schwung. Solche Arbeiten,  wie  hier  am Seydaer  Ententeich, bezeichnet   Jugendwart  Jörg Schild  als  teambildende  Maßnahme.
Gemeinsam und mit Schwung. Solche Arbeiten, wie hier am Seydaer Ententeich, bezeichnet Jugendwart Jörg Schild als teambildende Maßnahme. (Foto: T. Tominski)

Seyda - Malina Lemke steigt aus dem Fahrzeug und schnappt sich sofort einen Spaten. „Ich bin schließlich Gruppenführerin und muss mit gutem Beispiel vorangehen“, sagt die 15-Jährige und buddelt fleißig weiter. Die Jungs der Jugendfeuerwehr Jessen greifen ebenfalls zu Schippe und Spaten und nehmen das zweite Loch in Angriff, das etwa 80 Zentimeter tief wird.

Das Mädchen erzählt, dass sie seit ihrer Grundschulzeit (Flori-Kids) zur Freiwilligen Feuerwehr gehört und ihr die Ausbildung sehr viel Spaß macht. „Ich mache mir lieber die Hände dreckig, als mir die Nägel zu lackieren“, erklärt sie und wischt sich dabei mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn.

Gruppenführerin Malina Lemke (3. von links)  geht  mit  gutem Beispiel voran und zeigt den Jungs, wie rchtig gegraben  wird.
Gruppenführerin Malina Lemke (3. von links) geht mit gutem Beispiel voran und zeigt den Jungs, wie rchtig gegraben wird.
(Foto: Thomas Tominski)

Zu Hause, ergänzt die 15-Jährige, hilft sie im Garten und noch lieber beim Renovieren. Sie schätzt die Kameradschaft in der Truppe und visiert nach der Schule eine Karriere bei der Bundeswehr an. Wunschstandort? „Der Fliegerhorst in Holzdorf.“

Zufriedener Jugendwart

Inzwischen herrscht rund um die Feuerwehrfahrzeuge emsige Betriebsamkeit. Einige Kameraden bauen an das aufzustellende Insektenhotel die Metallfüße an, andere mischen Wasser unter den Fertigmörtel, Trupp Nummer drei ist wie erwähnt mit dem Ausheben des Erdreiches beschäftigt. Jugendwart Jörg Schild, der sich selbst als „Chef der Bande“ bezeichnet, spricht von einer teambildenden Maßnahme die zudem zur Verbesserung des handwerklichen Geschicks dient.

Der Beton für  die Fundamente wird per  Hand  angerührt.
Der Beton für die Fundamente wird per Hand angerührt.
(Foto: Tominski)

„Mit der Realisierung solcher Projekte haben wir vor etwa anderthalb Jahren angefangen“, so Schild, die Grundkörper für die Insektenhotels sind ehemalige Informationstafeln aus der Glücksburger Heide. Das Material zum Aufbau der „Landeplätze“ hat den Floriansjüngern die Stadt Jessen zur Verfügung gestellt.

Bei der Herstellung des Betons für die Fundamente ist Muskelkraft gefragt. „Erst das Wasser in den Bottich kippen und dann den Fertigmörtel drauf“, ruft ein älterer Kamerad dem Nachwuchs zu, der diesen Rat erst bei der zweiten Mischung beherzigt. Jörg Schild zeigt auf Felix Schulz. „Ihn habe ich im Alter von neun Jahren übernommen. Jetzt gehört er mit zu meinen Stellvertretern“, so der 51-jährige Chef, der sich freut, dass viele ehemalige Flori-Kids der freiwilligen Feuerwehr bis heute die Treue gehalten haben.

Mit einem Akku-Schrauber werden  die  Stützlatten befestigt.
Mit einem Akku-Schrauber werden die Stützlatten befestigt.
(Foto: Tominski)

„Wir sind insgesamt sechs Betreuer“, fügt er an, jeder ist für fünf Kinder verantwortlich. Als erster Stellvertreter fungiert Fritz Richter. Im Alter von 16 Jahren beginnt die Aktiven- und mit 17 die Grundausbildung. „Ich sehe schon“, so Schild, „wer zu Hause handwerklich aktiv ist. Nach dem Bau der Insektenhotels kann ich zumindest sagen, dass alle Finger noch dran sind.“

Vier Standorte

Mitinitiator des Bau-Projekts am Ententeich in Seyda ist der Heimatverein Glücksburger Heide. Vorstandsmitglied Ursula Nachtigall hat Heidekönigin Sara Löbnitz mitgebracht, die mit Kleid, Schärpe und Blumenstrauß aus der Masse heraussticht.

„Wir haben in einem gemeinsamen Gespräch festgestellt“, bezieht sich Ursula Nachtigall auf eine Unterredung mit Schild, „dass es den jungen Kameraden noch etwas an Geschick fehlt.“ Deshalb haben sich Heimatverein und Feuerwehr zu dieser Aktion entschlossen. Insgesamt werden vier Insektenhotels aufgestellt, erklärt Nachtigall und zählt mit Arnsdorfer Teich, Forsthaus Mügeln, Hirtenwiese Jessen und Ententeich Seyda die Standorte auf.

An die Füße der  Aufsteller schrauben die  Kameraden der Jugendfeuerwehr U-Profile,   damit  das Insektenhotel fest in  der Erde steht.
An die Füße der Aufsteller schrauben die Kameraden der Jugendfeuerwehr U-Profile, damit das Insektenhotel fest in der Erde steht.
(Foto: Thomas Tominski)

Diese seien gut geeignet - wegen der Ruhe und Feuchtigkeit. Das Areal rund um den Teich nutzen hauptsächlich Spaziergänger oder Angler. Aufgrund der guten Zusammenarbeit planen Verein und Feuerwehr bereits ein weiteres Projekt.

Im Winter steht der Bau von Nistkästen für Privatpersonen und zum Aufstellen in der Glücksburger Heide auf dem Programm. „Dann stellen wir das Material komplett zur Verfügung“, kündigt die Frau aus dem Vorstand an. Für die Herstellung der Insektenhotels habe der Verein die ausrangierten Ständer geliefert, die von den Kameraden ein neues Innenleben erhalten haben.

Der einstündige Arbeitseinsatz geht dem Ende entgegen. Das Hotel ist ausgerichtet, die Fundamente fertig, alle Stützlatten per Akku-Schrauber angebracht. Mit den Schippen wird die Erde glatt gezogen und diese danach gereinigt. Der Jugendwart bläst zum Sammeln und lässt seine „Bande“ zum Gruppenfoto antreten. „Ich bin sehr zufrieden“, sagt er und verkündet mit Bau von Nistkästen die nächste Aufgabe. (mz)