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KZ-Lichtenburg KZ-Lichtenburg: Erinnerung an Ernst Reuter

17.10.2013, 07:59
Blick in das neu gestaltete Ausstellungsgebäude der Gedenkstätte Lichtenburg in Prettin
Blick in das neu gestaltete Ausstellungsgebäude der Gedenkstätte Lichtenburg in Prettin ACHIM Kuhn/Archiv Lizenz

Prettin/MZ - Ernst Reuter war 1933/34 zwei Mal im KZ Lichtenburg inhaftiert. Seit 1931 war er sozialdemokratischer Oberbürgermeister in Magdeburg. Als russischer Gefangener des Ersten Weltkriegs hatte er sich zuvor jedoch mit der Oktoberrevolution und den Bolschewiki solidarisiert. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er zunächst KPD-Funktionär, brach jedoch 1921 mit den Kommunisten. Fortan engagierte er sich in der Sozialdemokratie.

Nach seiner Entlassung aus dem Konzentrationslager im September 1934 floh er mit seiner Familie in die Türkei. Nach Deutschland kehrte er im November 1946 zurück. Hier wurde er zunächst als Oberbürgermeister, später als erster Regierender Bürgermeister Berlins bekannt.

Im Rahmen der Gedenkveranstaltung am 22. Oktober 2013 wird das Landesarchiv Berlin ausgewählte Reproduktionen von Dokumenten, die die KZ-Haft Reuters thematisieren, an die Gedenkstätte KZ Lichtenburg Prettin übergeben und damit deren Sammlungsbestand maßgeblich aufwerten, heißt es in einer Pressemitteilung der Gedenkstättenstiftung Sachsen-Anhalt. Prof. Mathias Tullner, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, wurde für eine historische Einführung gewonnen, heißt es weiter. Darüber hinaus werden Prof. Matthias Puhle, Stellvertretender Ratsvorsitzender der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt, und Reuters Sohn Edzard, er ist Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Ernst-Reuter-Archiv, Grußworte halten. Edzard Reuter war bereits mehrfach Gast in der Gedenkstätte und hatte deren Einbindung in die Landesstiftung maßgeblich mit befördert.

Widersprüchliche Geschichte

Das Renaissanceschloss Lichtenburg hat bekanntermaßen eine ganz eigene und sehr unterschiedliche Geschichte. Es wurde im 16. Jahrhundert im Auftrag des Kurfürsten August I. von Sachsen erbaut und diente zunächst als Nebenresidenz und später als Witwensitz. Nachdem es von 1812 bis 1928 als Straf- und Besserungsanstalt genutzt worden war, richteten die Nationalsozialisten im Juni 1933 hier ein Konzentrationslager ein, das als zentrales Lager für Männer aus ganz Preußen sowie als „Muster- und Ausbildungs-KZ“ eine bedeutende Stellung innerhalb des KZ-Systems der Nationalsozialisten einnahm. Nach dessen Auflösung im August 1937 diente das Schloss Lichtenburg bis Mai 1939 als Frauenkonzentrationslager. Das Schlossensemble ist bis heute fast vollständig in seiner historischen Bausubstanz erhalten.

Musik und Empfang

Christoph Schreiber (Geige) und Dagmar Halte (Gitarre) werden die Veranstaltung musikalisch umrahmen. Im Anschluss an die Gedenkfeier zum Todestag Ernst Reuters lädt die Gedenkstätte KZ Lichtenburg Prettin zu einem kleinen Empfang.

Die Gedenkveranstaltung beginnt am Dienstag, 22. Oktober, um 13 Uhr in der Gedenkstätte KZ Lichtenburg in Prettin. Die Veranstaltung ist öffentlich und der Eintritt frei.