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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Start ohne Vorkenntnisse, aber mit viel Mut

Von H.-DIETER KUNZE 22.10.2010, 17:36

JESSEN/MZ. - Auf ein 20-jähriges Bestehen kann das Jessener Bestattungsunternehmen Krüger verweisen. Anlass für eine Feier, zu der Corinna Krüger und ihr Vater Günter ins "Kerzen-Café" Schweinitz eingeladen hatten. Es war - der Unternehmensstruktur angepasst - eine gediegene, ja auch nachdenklich stimmende Veranstaltung in engem Kreis.

Günter Krüger hätte es sich nicht träumen lassen, dass er, der jahrelang in einem Landwirtschaftsbetrieb tätig war, jemals persönliches Neuland wie das Bestattungswesen betreten würde. "Mein Vater hat mir den Vogel gezeigt", meinte er in seinem Rückblick. "Ich hatte keine Vorkenntnisse, aber Mut", erinnert sich der damals 40-Jährige. Mit Partner Steffen Horn aus Purzien gründete er das Bestattungsunternehmen "Krüger & Horn". Allerdings trennten beide sich einige Jahre später, der Jessener führte den Betrieb allein weiter.

Schulungen und Lehrgänge wurden besucht. Krüger fuchste sich ein, scharte Mitarbeiter um sich. "Eigene Gefühle muss man überwinden, aber nicht wegstecken, wenn ein geliebter Mensch aus dem Leben scheidet." Diese Devise hat er sich zum Leitfaden gemacht. Auch wenn es manchmal verdammt schwer falle, wenn er mit Angehörigen spricht, sich Notizen für die Grabrede macht.

Bestatter zu sein heißt aber auch, sich um vieles andere zu kümmern. Behördliche Formalitäten, Terminplanung, Särge oder Urnen bestellen, auf Wunsch Annoncen schalten. Aber die Pietät hat stets Vorrang.

Der Start in das völlig ungewohnte Metier war für Günter Krüger relativ einfach. "Das habe ich Menschen zu verdanken, die uns ehrlich und uneigennützig geholfen haben", sagte er in seiner Festrede. Dazu gehörte auch ein Kreditvertrag mit einer Bank. "Der kam damals fast im Stehen in wenigen Tagen zustande", erinnert er sich. Der Anfang war gemacht, aber nach und nach wurde weiter in das kleine Unternehmen investiert, oft gebaut, verändert und präzisiert. Günter Krügers Maxime ist es, alles überschaubar zu halten und dabei grundsätzlich nur selbst erwirtschaftete Mittel einzusetzen.

So übergab er seiner Tochter Corinna 2006 ein gesundes Unternehmen. Natürlich steht er immer mit Rat und Tat zur Seite, ebenso ihre Mutter Ilse. Corinna Krüger meistert es mit Bravour. Aber gelten Frauen in dieser Branche nicht eher als sensibel? "Ich verkrafte schon Schicksalsschläge und Trauer, mit denen ich beinahe täglich konfrontiert werde. Vielleicht stecken Frauen das alles besser weg. Schicksale sind mir aber trotzdem keinesfalls egal", sagt sie. Und bedankte sich beim Festakt bei ihrem Vater, der für das Werk den Grundstein legte, das sie nun fortsetzen darf.

Zum Bestattungsunternehmen gehört ein vierköpfiges, fest angestelltes Team technischer Mitarbeiter und Büroangestellter: Ute Tschapke, Holger Möbius, er ist seit 19 Jahren dabei, Lothar Staude und Dirk Riebe. Bei Bedarf helfen Vorruheständler und Senioren bei Bestattungen mit aus. "Wir sind nur deshalb so erfolgreich, weil wir uns auf diese Leute stets verlassen können. Egal, ob nach Feierabend oder an Wochenenden", lobte sie Günter Krüger.

Das Bestattungsunternehmen arbeitet eng mit anderen Branchen zusammen. Seien es Sargproduzenten, das Elbe-Elster-Krematorium in Herzberg, Steinmetze, Floristen oder Behördenmitarbeiter. Ihnen allen galt an diesem Tag der Dank.

Corinna und Günter Krüger hatten im Vorfeld bewusst darauf hingewiesen, dass sie keinerlei Geschenke wünschen. Vielmehr wollten sie den Hospizverein "Endlich Leben" finanziell unterstützen. Er ist in Wittenberg, Coswig und seit einem Jahr auch in Jessen ansässig. Die Mitarbeiter begleiten schwerstkranke und sterbende Menschen sowie deren Angehörige in ihrer gewohnten Umgebung. Karin Protzmann und Katrin Greif vom Verein bedankten sich herzlich beim Unternehmen Krüger-Bestattungen.