Kreis Wittenberg: Kreis Wittenberg: «Prominente» auf der Couch

Grabo/MZ. - Im für sie typischen Hosenanzug auftretend, begrüßte sie die "lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger" von Grabo winkend, die Mundwinkel erstaunlich straff gespannt. "Ich bin zwar auf dem Weg zur Olympiade nach London, aber einen Zwischenstopp in Grabo wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Außerdem bin ich ständig auf der Suche nach neuen Wählern", verkündete "Angie" alias Stefanie Bomsdorf.

Von Heino bis Roth

Der "Kanzlerinnen-Auftritt" war nur ein Mosaikstein im mehr als zweistündigen Programm, das unter Regie des Heimatvereins Grabo auf die Beine gestellt worden war. 45 Akteure, von ganz jung bis in ältere Semester, waren beteiligt und brachten die Stimmung auf den Siedepunkt. Es hagelte förmlich lustige Einlagen. Heino (Reiko Peisker) ließ den Enzian in Grabo so blau, blau blüh'n wie auf der Alm. Harald Juhnke (Andreas Kampfhenkel) war kurzzeitig aus dem Himmel - oder der Hölle - zurückgekehrt, um in Grabo seinen Promillepegel wieder etwas anzuheben. Dass das Festzelt nicht das Berliner Nobel-Hotel "Adlon" war, bekam er nicht mit. Seine Gesprächspartnerin, Lady Gaga (Steffi Peisker), versuchte es gar nicht erst, ihn aufzuklären. Viel lieber schwang sie Beine und Hüften gekonnt, in Netzstrumpfhose gekleidet beim Kulthit "Pokerface".

Sogar Herbert Roth, den Volksliedsänger aus dem Thüringer Wald, verstorben 1983, zog es von seiner Wolke kurzzeitig nach Grabo. Sein wohl bekanntestes Rennsteiglied hatte er umgetextet: "Ich wandre ja so gerne den Neugraben entlang. Diesen Weg auf dem Damm bin ich oft gegangen", intonierte er (André Peisker) zusammen mit seiner Tochter Steffi den Ohrwurm in völliger Neufassung, auf dem Akkordeon begleitet von Andreas Kampfhenkel. Udo Jürgens (Andreas Kampfhenkel) war dabei. Er trat zwar im weißen Bademantel auf, umziehen hätte er nicht mehr geschafft, aber den Graboern wollte er trotzdem eine Audienz gewähren. Den "Griechischen Wein" schlürfte er nach seinem Medley genüsslich.

Aus dem Studio Grabo

Steffi Peisker moderierte gekonnt ihre Hitparade. Das gesamte Programm wurde übrigens live übertragen vom MDR-Fernsehen, Studio Grabo. Kameraführung hatte dabei der Jessener Fotograf Detlef Wimmer, der nach dem harten Job schweißgebadet das Zelt verließ.

Plötzlich tauchte Thomas Gottschalk auf, täuschend echt mit blonder Lockenmähne, nachgestellt von Thomas Helwig aus Jessen. Auf der Promi-Bank nahmen nacheinander Australien-Buschcamper Dirk Bach (Steffen Peinl), Moderatorin und Autorin Daniela Katzenberger (Martina Hinze-Wildgrube) und Angela Merkel Platz. "Thomas Gottschalk" hatte schließlich eine Saalwette ausgelobt: "Wetten, dass es fünf Kandidaten nicht schaffen, zeitgleich in 20 Sekunden Luftballons aufzublasen und zum Platzen zu bringen."

Eine ziemlich gemeine Wette, denn die Teilnehmer daran mussten die Ballons mit Strohhalmen aufpusten, keiner schaffte es. Thomas, hämisch grinsend, brauchte seinen Einsatz nicht einzulösen. Er hatte verkündet, dass er, sollte er verlieren, zum Frühschoppen am nächsten Tag bei den Elbaue-Musikanten mitspielen werde. Das war glatt weg geschummelt, er gehört als Stammspieler sowieso zu dem Ensemble.

Fernsehballett schwingt die Beine

Tanzeinlagen gab es im Programm im Dreierpack. Pippi Langstrumpf und ihre kleinen Freundinnen und Freunde gestalteten unter Leitung von Sandra Bartz den Auftakt. Bei einer Live-Übertragung aus dem Studio Grabo durfte selbstverständlich das MDR-Fernsehballett nicht fehlen. Nicht ganz so langbeinig wie die Profi-Damen machten Frauen aus Grabo ihre Sache trotzdem sehr gut.

Schließlich hatte auch die Männertanztruppe ihren Auftritt. Aus dem künstlichen Bühnennebel erscheinend, bewiesen die Bauleute, dass in Grabo trotz aller Unkenrufe fleißig gewerkelt wird. Allerdings schmissen sie zum Auftritt alle Utensilien und Bauhelme von sich und wirbelten zu "It's Raining Men" übers Parkett, schlugen Purzelbaum und hievten sogar einen Mitarbeiter sowie ein Mädel in die Höhe. Das Sandmännchen sowie Pitti und Frau Elster beendeten schließlich den Programmreigen. Der Sand in Form von Konfetti war allerdings nicht wirklich ein Schlafmittel.

Dermaßen aufgeheizt ging es im Zelt erst richtig los. Paulchen Panter (Heiko Peisker) stieg noch auf die von Feuerwehrleuten gehaltene Leiter, zerschnitt das Netz über dem Tanzboden und zahlreiche Luftballons kullerten herab. Keiner erreichte den Zeltausgang heil. Dafür sorgten die Kinder, die sie lachend zum Knallen brachten. Die Akteure aber verließen unter dem Beifall der Gäste nach getaner Show-Arbeit wohlbehalten die Bretter, die die Grabo-Welt bedeuteten.