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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Polkatakt und kühle Blonde

Von GABI ZAHN 13.06.2011, 16:53

PREMSENDORF/MZ. - Als die Elbaue-Musikanten im Freizeitzentrum am Sonntag gegen 13 Uhr die "Rosamunde" anstimmen, begrüßt Kai Niendorf schon den 320. Besucher am Eingang. Seit 10.30 Uhr spielt die Kapelle, tanzt das Publikum, und jeder gibt sich der Superstimmung beim traditionellen Pfingstfrühschoppen hin. Schon nach den ersten Takten füllt sich auch diesmal wieder die große überdachte Tanzfläche. "In Premsendorf ist das immer so", freut sich Lothar Rudolph, der Vorsitzende des Kulturvereins. Georg Cieplik, der Ortsbürgermeister, stimmt zu. Nur etwa 100 Einwohner zählt der Annaburger Ortsteil, doch immer am Pfingstsonntag werden drei- bis fünfmal so viele Besucher willkommen geheißen - und das seit 37 Jahren. Die elf Mitglieder des Kulturvereins und andere Bürger haben auch diesmal wieder alles bestens vorbereitet.

Pfingsten fest eingeplant

Das weiß auch Heidi Schneider aus Annaburg zu schätzen. Jedes Jahr trifft sie sich hier mit einer Arbeitskollegin - und das schon seit 15 Jahren. Zwischen zwei Tanzrunden plaudert sie: "Premsendorf gehört zu Pfingsten dazu. Einige Stunden lang die Seele baumeln lassen, schunkeln, tanzen - nette Leute treffen - das ist es." Fast ohne Ruhepause absolviert Erhard Ritter mit seinem Hannchen aus Jeßnigk (Elbe-Elster) einen Tanzmarathon. Das Seniorenehepaar lässt kaum eine Runde aus: "Wir sind süchtig nach guter Volksmusik, und die gibt es hier", ruft Hannchen im feschen Dirndl, und schon wirbelt das Paar in Polkaschritten weiter über den Tanzboden. Otto Schlunk aus Niedergörsdorf (Teltow-Fläming) hat im Vorjahr zum ersten Mal die Frühschoppen-Atmosphäre an der Rieke geschnuppert: "Damals gab es nicht so tolles Wetter wie heute. Es war aber dennoch so schön, dass wir das ganze Jahr über davon sprachen. Und jetzt sind wir wieder da", bekundet er. Ein Blick entlang der parkenden Fahrzeuge genügt, um zu erfahren: Der beschauliche Ort, unmittelbar vor der brandenburgischen Landesgrenze, wird zu Pfingsten zum Dreiländertreff. Auch Kennzeichen aus Nordsachsen sind auszumachen.

Etwas für Naturfreunde

Die Familien Zerche und Klick aus Annaburg sitzen in der ersten Reihe direkt am Wasser und haben gerade "kühles Blondes" am Zapfhahn bei Reimund Auch nachgetankt. Sie prosten sich zu. Erwin Klick scherzt: "Überall müssen Gebühren bezahlt werden - hier gibt's - außer dem Bier - alles gratis: Sonne, Natur, gute Laune und Musik." Über den geringen Eintritts-Obolus verliert niemand ein Wort. Schließlich mögen die Gäste die urige Volksmusik und wissen, dass es viel Arbeit bereitet, das Freizeitzentrum niveauvoll zu erhalten.

"Das Objekt gehört der Stadt Annaburg. Wir sind als Kulturverein die verantwortlichen Nutzer und können in eigener Regie agieren", zeigt Lothar Rudolph auf. Gern wird das Freizeitzentrum, zu dem noch ein Klubraum gehört, auch für private oder geschäftliche Feierlichkeiten vermietet.

Auf der Bühne lädt Elbaue-Sänger Walter Fromm nach einer kurzen Pause die Gäste gerade zu einer musikalischen Wandertour ins Thüringische auf den Spuren von Herbert Roth ein. Etwa 15 Titel spielen die Elbaue-Musikanten in einer Stunde, stets ist die Tanzfläche bevölkert. Auf diese Weise schwingt die unbeschwerte Frühschoppen-Stimmung bis in die späten Nachmittagsstunden hinein. Dann heißt es: Auf Wiedersehen bis zum nächsten Jahr - oder vielleicht bis zum Oktoberfest. Für die Mitglieder des Kulturvereins ist bereits am Folgetag wieder ein Treffen vor Ort angesagt. Georg Cieplik: "Alles muss wieder in Ordnung gebracht werden. Diesmal soll es besonders schnell gehen, denn am kommenden Sonntag sind alle, die im Winter mitgeholfen haben, die angespannte Hochwassersituation zu meistern, zu einer Dankeschön-Veranstaltung eingeladen."