Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Ein Ort von Misshandlung und Folter

PRETTIN/MZ/MAY. - Fester Bestandteil der am 1. Dezember feierlich eröffneten neuen Gedenkstätte KZ Lichtenburg in Prettin ist die Bunker-Anlage im mittleren Schlossteil. Anders als die sehr klar und kühl anmutenden Räume der ebenfalls neuen Dauerausstellung ",Es ist böse Zeit ...’ Die Konzentrationslager im Schloss Lichtenburg 1933 - 1945" im Dokumentationszentrum wirkt die Bunker-Anlage als authentischer Ort.
Die Misshandlungen und Leiden der Häftlinge werden hier nahezu greifbar. Die mit Lochblenden vor den Fensterlöchern verdunkelten Zellen, wenn auch überwiegend nicht mehr im Originalzustand erhalten, lösen Gefühle aus. Unwillkürlich machen sich Beklemmungen beim Besucher breit. Ohne den Bunker und vielleicht den Zellentrakt, für dessen Erhalt und nachträgliche Eingliederung in die Prettiner Gedenkstätte sich inzwischen auch Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) ausgesprochen hat, wäre der Erinnerungsort Lichtenburg unvollständig.
Eben wegen seiner Wirkung haben die Gestalter der neuen KZ-Gedenkstätte die Bunker-Anlage weitgehend im vorgefundenen Zustand belassen. Lediglich im Vorraum geben drei Tafeln Informationen. Sie widmen sich der "Bau- und Nutzungsgeschichte des Bunkers bis 1945", beschreiben ihn als "Stätte der Folter und Misshandlungen" und gehen auf den "Bunker als Gedenkort" ein. Um den Platz für die Tafeln zu gewinnen, wurde die stimmungsvolle Plastik des Jessener Holzbildhauers Klaus Kuhrmann an die Stirnseite des Raumes umgesetzt. Der lange Gang vor den Zellen ist neuerdings über eine behindertengerechte Rampe zu erreichen. Ganz an seinem Ende befindet sich die Stehzelle. Sie hat eine Grundfläche von lediglich 67 mal 78 Zentimetern.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts, von 1812 bis 1928 diente die Lichtenburg als Strafanstalt, existierten im Schloss mehrere Einzelzellen. Bei Bauarbeiten ab 1886 entstanden insgesamt 13 Zellen unterschiedlicher Größe. 1933 bis 1939 wurden sie von der SS genutzt, um Männer und Frauen zu bestrafen.