Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Ein ganzes Heim feiert Hochzeit mit
Seyda/MZ/hdk. - Die Hochzeit also nur noch ein formeller Akt? Keinesfalls, denn das Ereignis war ein wahres Volksfest, vor allem für die Bewohner und Betreuer der diakonischen Einrichtung. Aber auch zahlreiche Seydaer säumten die Straße, als sich zunächst ein langer Zug von Bewohnern zu Fuß durch den Ort zum Standesamt in der Burgstraße begab.
Dort hatten sie zuvor auf der Fahrbahn Grünes gestreut und standen auf der Treppe zum Amtshaus Spalier, warteten aufgeregt und gespannt auf die Ankunft des Brautpaares. Endlich kam es! Mit einer Kutsche, auf dem Kutschbock in Frack und Zylinder Jeannette und René Richter aus Zemnick. Das Gefährt wurde gezogen von zwei Ponys, "Sissy" und "Oscar". Mit dem Brautpaar fuhren auch die Kinder Hanna und Elisa mit. Betreuer und Bewohner des Diest-Hofes hatten die Kutsche zuvor festlich mit Buchsbaum-Girlanden und einem Herz geschmückt.
Das Paar entstieg der Kutsche, Peter Bühnemann half seiner Braut Ingrid natürlich standesgemäß beim Aussteigen, dann ging es die Treppe hinauf ins Trauzimmer, wo Standesbeamtin Ramona Käßner den feierlichen Akt vollzog. Damit war die Hochzeit aber längst nicht abgeschlossen. In der nahe gelegenen Kirche erteilte Pfarrer Thomas Meinhof dem Paar den Segen Gottes. Danach ging es zurück in die Einrichtung. Ein großes Fest war vorbereitet worden mit allem was zu einer solchen Feier gehört.
Seit der Wende war es die dritte Hochzeit auf dem Diest-Hof, seit 1993 leben hier auch behinderte Frauen. Die Trauung wurde mit Zustimmung der Diakonie vollzogen. Antje Kunze vom Wittenberger Verein Pro-Bet ist die persönliche Betreuerin von Peter Bühnemann, Falk-Peter Herzka aus Elster kümmert sich um Ingrid Schneider. Beide sehen Eheschließungen von Geistigbehinderten als etwas völlig Normales an. "Auch wenn da manche anderer Meinung sind", sagte Falk-Peter Herzka.