Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Das «Mittagessen» tanzt im großen Festzelt
LEETZA/MZ. - Es quietscht und grunzt verdächtig auf dem Viehanhänger, der zur Mittagszeit vors Festzelt fährt. "Ich habe euer Essen gebracht, aber zubereiten müsst ihr es alleine", ruft der Traktorist den Gästen im Zelt zu, nachdem er die Klappe des Anhängers geöffnet hat. Heraus quälen sich etliche "gut genährte Schweine", die sich prompt vor der Bühne zum Schweinetanz nach einem Blödelhit formieren. "Sie sind schlachtreif", kommentiert denn auch einer der Musiker von der Kleinen Ließener Blasmusik aus dem Brandenburgischen das Geschehen. Es sind vor allem die männlichen Mitglieder der Gruppe "Flotte Sohle" vom Heimatverein, die sich diesen Gag einfallen ließen.
Er passt, denn gefeiert wird am Sonnabend das zweite erfolgreiche Jahrzehnt Agrargenossenschaft Leetza seit der Wende. Doch eigentlich, so sagt der Genossenschaftsvorsitzende Peter Schulze in seiner Rede, gelte es bereits 50 Jahre landwirtschaftliche Großproduktion zu feiern. Denn 1961 schlossen sich die damaligen Genossenschaften Aufbau Leetza, Traktor Zallmsdorf und Frieden Raßdorf zur LPG Aufbau Leetza mit 1 200 Hektar Fläche zusammen. Schulze, der den Vorstand der Genossenschaft seit 2004 leitet, kennt die Geschichte des Betriebes aber schon seit 1986, seit er vom Studium in seinen Heimatort zurückkam.
Die Wendezeit, so resümiert er heute, war durchaus kein Zuckerschlecken. Wie alle rund 4 500 LPG in der DDR sah sich auch die Leetzaer Genossenschaft vor die Frage nach dem "wie weiter?" stehen. Die Mitglieder haben sich für die Umwandlung des Betriebes in eine Genossenschaft nach bundesdeutschen Gesetzen entschieden. Von den 262 Mitgliedern und 59 Beschäftigten gleich nach der Wende liegen die Geschicke der Genossenschaft heute in den Händen von 20 Mitgliedern und 19 Mitarbeitern. Schulze nannte für den Wandel viele Zahlen. Deutlich wird die Entwicklung des Unternehmens etwa an der Milchleistung: im Jahr 1961 waren es 2 000 Kilogramm je Kuh, heute sind es 8 500.
Angesichts der aktuellen Diskussion über die industrielle Tierproduktion bleibt Schulze ganz ruhig. 2 400 Schweine stehen in seinen Ställen. Alle können es sich auf Stroh bequem machen. Und nicht selten kommen Kunden in den Betrieb, die ein Schlachtschwein suchen, um sich von den Haltungsbedingungen zu überzeugen. "Wir haben ein geschlossenes System", so Schulze, der übrigens auch Ortsbürgermeister ist, reproduziert und gefüttert wird größtenteils aus eigenem Aufkommen. Verpächter, Geschäftspartner, Mitglieder und Beschäftigte haben also guten Grund zum Feiern.