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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Aktiv bei Latino-Rhythmen

Von Gabi Zahn 29.03.2012, 17:29

prettin/MZ. - Sind es Mambo-, Samba- oder Bauchtanz-Rhythmen, die aus der Prettiner Sporthalle klingen? Manch einer, der vorbeigeht und dazu noch die zahlreichen Fahrzeuge auf dem Parkplatz sieht, kann sich keinen Reim darauf machen. Auch Aerobic-Training wird ins Kalkül gezogen. Was also geht da vor? Richtig sind alle Vermutungen und zwar miteinander verwoben. Das Mix-Ergebnis heißt Zumba. Das ist das neue Fitness-Tanz-Training, das aus Lateinamerika zu uns schwappt, dort allerdings bereits vor den 1990er Jahren angeboten wurde. In zahlreichen deutschen Städten haben sogar schon Volkshochschulen einen Zumba-Kurs ins Programm aufgenommen und erleben immensen Zulauf. Viele Fitness-Center rüsten ebenfalls zumba-mäßig auf - und jetzt hat die Welle auch Prettin erreicht.

Schuld daran sind Sandra Wagner, Daniela Friedrich und andere Sportfreundinnen vom Gymnastikverein Blau-Weiß Prettin, die eine Zumba-Schnupperstunde in Torgau miterlebten und so begeistert waren, dass sie mit der Idee auch den Vorstand und dessen Vorsitzende Kerstin Weiß ansteckten. Mit Siiri Stumpe wurde in Leipzig eine Fitness-Trainerin gefunden, die eine spezielle Zumba-Ausbildung vorweisen kann. Allerdings überlegten die Initiatorinnen: Wenn schon so ein Profi anreist, dann könnten auch andere Menschen, die nicht im Verein sind, an der Schnupperstunde teilnehmen.

Auf was sie sich einlassen würden, das ahnten die Blau-Weißen-Gymnastikfrauen nicht, als sie das Zumba-Schnuppertraining öffentlich ankündigen.

"Unsere Überlegung ging dahin, dass wir ja selbst mehr als 30 Frauen im Verein sind, und dass es schön wäre, wenn noch etwa 20 Anmeldungen hinzu kämen", erzählt Sandra Wagner. Zu guter Letzt sind es aber mehr als 130 Anmeldungen, und etliche Interessierte kommen noch kurz zuvor - und werden freilich nicht weggeschickt. Auch Fitness-Trainerin Siiri Stumpe ist freudig überrascht, aber nicht überfordert, wie sich gleich zeigt. "In Prettin hätte ich nur nicht so ein riesiges Interesse vermutet", sagt sie und verrät: "Ich kenne die Stadt. Vor vielen Jahren habe ich mal als Go-go-Girl hier in der Diskothek gearbeitet."

Zweiflern Scheu genommen

Schnell sind alle in die Sportkleidung geschlüpft. Immer wieder gibt es auf dem riesigen Turnhallen-Parkett überraschende Begegnungen: "Ach, Frau Nachbarin, du bist auch da!" Alle sind gespannt. Manche zweifeln ein klein wenig, weil sie "Samba und so was" noch nie getanzt haben. Doch die Trainerin beruhigt: "Hierbei ist noch niemand gescheitert." Sie erklärt, dass Zumba viele Sequenzen von lateinamerikanischen Tänzen wie Salsa, Meringue, Mambo, aber auch Flamenco, Tango, Cha-Cha-Cha, Reggae und anderen Rhythmen mehr mit Aerobic-Training verbindet. Dabei werden auch Bauchtanz-Bewegungen integriert, ebenso Elemente aus dem Kampfsport. "Habt keine Bange, es ist alles ganz leicht umsetzbar. Vorkenntnisse braucht man nicht unbedingt. Ich mache vor - ihr macht einfach mit. Mit den Händen gebe ich hin und wieder Signale, wenn die Richtung geändert wird." Und los geht's. Zunächst mit etwas Training zum warm werden - und dann richtig. Bekannte Songs aus den aktuellen Charts sind gut gemixt mit legendären Sounds. Jeder ist auf sich konzentriert - und dennoch macht das Mittendrin-Sein die Dynamik aus. Der Kopf ist schon nach wenigen Minuten frei, so dass sich der Körper ganz dem Rhythmus hingeben kann. "Die Befürchtungen, dass die eigenen Bewegungen nicht perfekt sind und ganz komisch aussehen könnten, sind wie weggefegt", lässt Daniela Friedrich in der Pause wissen.

Sonder-Schicht zum Auftakt

Weil so viele gekommen sind, hat die Trainerin nicht nur die geplante Stunde, sondern zweimal 40 Minuten angeboten, was die Frauen jubelnd annehmen. Mädchen, die noch zur Schule gehen, sind ebenso begeistert wie ihre Mütter und mitunter auch die Großmutter. So hat die elfjährige Hanna Pankrath Mutti Aline und Oma Hannelore Beck an ihrer Seite. Alle drei sind etwas außer Puste, auf jeden Fall aber sehr froh, den Virus vom "Zumba-Fieber" aufgeschnappt zu haben. So, wie der Kurs am Anfang mit dem Aufwärmen begann, so klingt er auch mit einer immer ruhiger werdenden Sequenz aus, was durchweg als sehr entspannend empfunden wird.

Warum allerdings nur Frauen und Mädchen gekommen sind, wundert die Trainerin etwas. "Normalerweise sind auch Jungs und Männer mit dabei", lässt sie wissen. Rosemarie Weber, die frühere Vereinsvorsitzende, hat vielleicht eine Antwort darauf: "Wir sind ein Frauen-Gymnastikverein. Vielleicht dachten die Männer, dass deshalb nur Frauen angesprochen sind. Das ist aber nicht so, auch die Herren der Schöpfung dürfen kommen." Das sollten sich männliche Interessenten merken. Denn nach dem erfolgreichen Zumba-Schnuppern wurde vereinbart, weitere Trainingseinheiten anzubieten. Die sollen Mitte oder Ende April beginnen. Wann genau, dafür sind noch freie Termine in der Turnhallenbelegung auszumachen.