Konzert in Elster Konzert in Elster: Hochkarätiger Abend

Elster - Elke Hiob, stellvertretende Ortsbürgermeisterin, begrüßte die Besucher des angekündigten Kammerkonzertes am Eingang zum Gotteshaus und war selbst voller Vorfreude auf den bevorstehenden Abend, der unter der großen Überschrift „Wer hat dich, du schöner Wald“ stehen sollte. „Das wird bestimmt ganz toll“, nahm sie ahnungsvoll die Quintessenz der Veranstaltung vorweg.
Dass gemischten Chören heutzutage die Männer ausgehen, ist nicht neu. Auch bei Listerfehrdas Sangesfreunden halten nicht allzu viele die Fahne des starken Geschlechts hoch. Dennoch hat sich der Chor musikalisch-künstlerisch sehr gut entwickelt. Auch dank Chorleiterin Sabine Hirsch. Jedoch war es für die Sängerinnen und Sänger etwas Besonderes, zu dieser Veranstaltung gemeinsam mit Kammersänger Roland Schubert auf der Bühne zu stehen und singend zu fragen „Wo kommt denn nur die Elbe her?“. Über welch kraftvolle Stimme der Wahlleipziger in seiner Jugend verfügte, lässt die Bemerkung seiner Cousine, Christina Dölz, erahnen: „Wenn er zu Hause gesungen hat, vibrierten die Gläser im Schrank.“ Um den professionellen Sängernachwuchs ist dem Gesangsprofessor, der seit 2004 an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig lehrt, nicht Bange. „Es wachsen immer wieder Talente nach“, macht er den Liebhabern der klassischen Musik Hoffnung.
Die evangelische Kirche füllte sich zusehends. Einmal mit Musikliebhabern aus der Region und darüber hinaus mit solchen, die eine besondere Beziehung zu dem auftretenden Künstler, Professor Roland Schubert, haben. Eine verwandtschaftliche nämlich. Der Kammersänger, 1962 in Gentha geboren, wollte die Gelegenheit eines großen Familientreffens in der Gaststätte „Zum Anker“ in Elster nutzen und endlich einmal in seiner Heimatregion ein Konzert geben. Was lag da näher, als dies in der für ihre gute Akustik bekannten Kirche zu tun, sagte der Künstler, der seit 2000 Mitglied des Solistenensembles der Deutschen Oper Berlin und bereits seit 1991 vertraglich mit der Staatsoper Wien verbunden ist.
Nach Elster hatte Roland Schubert namhafte Musikerkollegen mitgebracht. Das 1951 gegründete Leipziger Hornquartett gilt als das älteste Blechbläser-Ensemble weltweit. Aber nicht nur das Alter der Formation verdient Bewunderung. Vielmehr ist es deren künstlerische Leistung, welche die Hornisten des MDR-Sinfonieorchesters, Max Hilpert, Tino Bölk, Johannes Winkler und Michael Gühne, in bester Tradition seit 16 Jahren erfolgreich fortsetzen. Die Töne, welche die vier Musiker ihren goldglänzenden Instrumente entlockten, waren so brillant und teils außergewöhnlich, dass Heinz Geisler, Chorleiter des Annaburger Forstlichen Gesangvereins, ins Schwärmen kam: „Erstaunlich, was die Musiker aus ihren Instrumenten im besten Sinne herausholten und wie virtuos sie spielten. Das hätte ich vorher nicht für möglich gehalten. Ich habe nicht gedacht, dass es insgesamt ein so hochkarätiger Abend wird.“ Ähnlich erging es anderen Zuhörern, die nach jedem Stück die Leistungen von Bläsern und Sänger begeistert mit Applaus honorierten.
Der Kammersänger ließ es sich nicht nehmen, selbst durch das vielseitige Programm zu führen und den ein oder anderen Text vorzutragen. So rezitierte er Herbstgedichte von Theodor Storm und Joseph von Eichendorff mit sonorer Stimme und ließ die Zuhörer den kalten Nordwind, der draußen vor dem Kirchenportal pfiff, förmlich spüren. Apropos Stimme. Von Opernsängern erwartet man eine solche, von einem Bass erst recht. Im Falle von Roland Schubert gibt es daran keinen Zweifel. Unter anderem bei den „Volksliedbearbeitungen für Hornquartett und menschliche Stimme“ kam diese ausnehmend kraftvoll und dabei besonders klar zum Tragen. Das Horn sei das ehrlichste Instrument und gleiche der menschlichen Stimme, soll der Komponist Robert Schumann gesagt haben. Diese Ähnlichkeit, gebündelt in den aufgeführten Werken, deren Liedzeilen wohl jeder im Publikum mitsingen konnte, ergab einen besonderen Genuss. Bei „Wie herrlich ist’s im grünen Wald“, „Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd“, „Ein Jäger aus Kurpfalz“ und „Im Wald und auf der Heide“ bewiesen die Hörner ihre ursprüngliche Herkunft als Instrumente der Jagd. Neben Stücken russischer und schwedischer Komponisten hörten die Gäste auch Loblieder auf den Rebensaft und waren geneigt, bei solchen mitzuschunkeln. „Ich hab’ den Namen von dem Wein vergessen und den Namen vom Mägdelein“, sang Roland Schubert. Den seines Heimatortes Gentha allerdings offensichtlich nicht. „In den letzten Tagen“, so bemerkte er am Ende des Konzertes, „wird viel über den Begriff Heimat gesprochen. Ich kann dazu nur sagen, Heimat ist für mich dort, wo ich immer wieder gern hinkomme. Und das war heute hier der Fall.“ (mz)