Konzert in Annaburg: Konzert in Annaburg: Großes Liederfest in der Turnhalle

Annaburg - „Klasse! Wir singen“ war das große Liederfest betitelt, das am Freitagabend in der Turnhalle in der Annaburger Schlossstraße über die Bühne ging. Das grandiose Ereignis vereinte geschätzt weit über 400 Sänger von Schul- und Erwachsenen-Chören aus der Region - einschließlich Band, und gut noch einmal so viele Zuhörer. Über eine Stunde Programm boten die einen nach fleißiger und langfristiger Vorbereitung und genossen die anderen, obwohl das Raumklima in der menschenvollen Halle mit relativ wenigen Belüftungsmöglichkeiten einigen zu schaffen machte.

„Klasse! Wir singen“ stellte das erste Kapitel der „Klangmeile“ überschriebenen Jubiläumsfestwoche dar, in der bis zum 12. September mit Veranstaltungen in vier Orten zehn Jahre Evangelische Singschule Annaburg-Prettin, 15 Jahre restaurierte Schulze-Orgel in der Stadtkirche St. Marien Prettin sowie 40 Jahre Bläserchor Prettin gefeiert werden.

Der Freitag mit seinen beiden Höhepunkten - neben dem Liederfest in der Turnhalle gab es ab 20 Uhr in Annaburgs Kirche ein Medley aus allen Musicals, die in zehn Jahren Singschule und Feriensingspielen mit dem Nachwuchs erarbeitet wurden (darüber berichtet die MZ gesondert) - war voll und ganz der nunmehr zehnjährigen Evangelischen Singschule gewidmet. Als Akteure konnte man bei „Klasse! Wir singen“ - es handelt sich um ein deutschlandweites Projekt - sechs Schulchöre (Grundschule Prettin, Grund- und Sekundarschule Annaburg, Evangelische Grundschule und Heideschule Holzdorf sowie Gymnasium Jessen) und sechs Erwachsenen-Ensembles (Volkschor Prettin, Forstlicher Gesangverein Annaburg, Singekreis Frohsinn Großtreben, Liedgut Axien sowie die Kirchenchöre Annaburg und Prettin) erleben. Sie alle wurden am Freitag von Udo Sommer dirigiert.

„Wo man singt, lass dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder.“ Mit diesem Zitat des Dichters Johann Gottfried Seume (1763 bis 1810) begann Betty Riedel ihre Moderation. Zuvor waren bereits der Refrain und dann der komplette Titelsong der ganzen Veranstaltung erklungen, „Klasse! Wir singen“, interpretiert von allen Sängern in der Halle sowie der Christoph-Meister-Band. Und wie das Konzert begann, so endete es auch, alle stimmten noch einmal euphorisch in das „Klasse“-Lied ein.

Das Spektrum des am Freitagabend Geboten war sehr breit. Es reichte von „Alle Vögel sind schon da“ über den englischen Titel „Morning has broken“ und „Hey, Pippi Langstrumpf“ bis „Der Mond ist aufgegangen“. Beim Singen der einzelnen Stücke wechselten sich die Ensembles in schöner Regelmäßigkeit ab oder agierten alle gemeinsam und versuchten immer auch, das Publikum einzubeziehen. Bei „Der Mond ist aufgegangen“ beispielsweise übernahmen alle Sänger die erste Strophe, die zweite wurde von der Grundschule Prettin und der Heideschule dargeboten, die dritte von der Grundschule Annaburg und dem Volkschor Prettin.

Es folgten die Evangelische Grundschule Holzdorf, der Forstchor Annaburg und der Großtrebener Chor mit Strophe vier, das Gymnasium Jessen und die Axiener Sänger mit Strophe fünf. Die sechste Strophe blieb der Sekundarschule Annaburg sowie den Kirchenchören Annaburg und Prettin überlassen. Und mit dem Abschluss kehrte man zum Anfang zurück: Strophe sieben sangen wieder alle.

Betty Riedel nahm zuweilen sogar Bezug auf aktuelle Brennpunktthemen, so als sie das Lied „Im Land der Blaukarierten“ (ein Stück gegen Ausgrenzung) ansagte - „Vielfalt ist etwas wunderbares“, bemerkte die Leiterin der Evangelischen Grundschule.

Außerdem wirkte an dem Ereignis die Christoph-Meister-Band mit. Das sind Christoph Meister am Schlagzeug, Otto-Bernhard Glüer am Keyboard und Igor Rein am E-Bass sowie als Gäste: Jörg Hausmann mit Saxofon plus Klarinette und die beiden Flötistinnen Luise Neupert und Beatrice Velvin (Austauschschülerin aus Neuseeland am Gymnasium Jessen). „Sie liefern das musikalische Fundament des Abends“, wie Kirchenmusikerin und Mitbegründerin der Singschule, Eva-Maria Glüer, in ihren einleitenden Worten sagte. Die sie sich im Übrigen mit Bianca Heinisch, Vorsitzende der Singschule, teilte. Den weiteren Programm-Verlauf moderierte dann Betty Riedel, Leiterin der Evangelischen Grundschule Holzdorf.

„Ein guter Gesang wischt den Staub vom Herzen“ - mit diesem Zitat von Christoph Lehmann (1570 bis 1638, Lehrer in Speyer) stieg Annaburgs stellvertretende Bürgermeisterin Anja Liebig in ihre Grußworte ein. Sie würdigte das „Klasse! Wir singen“-Programm als wahren Kraftakt und dankte dem Vorbereitungsteam, vor allem Eva-Maria Glüer, aber auch den Sponsoren, die es ermöglichten, das Liederfest ohne Eintritt veranstalten zu können. Allerdings wurden die Besucher um Spenden gebeten. „Musik beschert Lebensfreude - den Sängern und den Zuhörern“, meinte sie noch. „Schöne Stimmen bringen eine schöne Stimmung.“ Letzteres darf man, obwohl es vorab gesprochen wurde, schon als Resümee des Freitagabends ansehen: Die Stimmung in der Halle war fantastisch.

Betty Riedel machte auf einen weiteren erfreulichen Aspekt aufmerksam: „Singen ist gut fürs Gehirn“ und lasse sogar Falten verschwinden. Demnach müssten am Freitag Gäste wie Sänger die Turnhalle völlig „knitterfrei“ verlassen haben, denn nicht nur die Akteure gaben ihr Bestes, auch die Zuhörer wurden immer wieder zum Mitmachen aufgefordert und leisteten begeistert Folge. Zum Beispiel, als es bei dem Lied „Bist du fröhlich, dann mach mit ...“ darum ging, eifrig zu klatschen, zu schnipsen, zu stampfen und zu rufen.

„Schon 2007 hatte ich von dem Projekt ,Klasse! Wir singen’ gehört, das Gerd-Peter Münden, Leiter der Braunschweiger Domsingschule, ins Leben gerufen hatte“, erklärte Eva-Maria Glüer, „und mit dem zehnten Jubiläum der Singschule war der richtige Zeitpunkt da, ,Klasse! Wir singen’ in Annaburg zu versuchen“. Die Besonderheit hier: In das Schulprojekt wurden ältere Sänger mit eingebunden. (mz)