Kleinkorgaer im Ballon Kleinkorgaer im Ballon: Ein Dorf hebt ab

Kleinkorga/MZ - Dieses Ereignis findet zweifelsfrei Eingang in die Dorfchronik. Bei schönstem Wetter hoben Freitagabend nahe Kleinkorga drei Heißluftballons vom Boden ab, um lautlos über das Dorf zu gleiten. An Bord waren zwölf Einwohner des Ortes, die sich damit ein besonderes Geschenk machten.
Start etwas hinausgezögert
Es war wie immer im Leben: Am Anfang stand langes Warten. Statt wie zeitlich geplant ihr Abenteuer zu starten, mussten die Passagiere von drei Heißluftballons eine Stunde länger als gedacht am Boden verharren. Jedes kleine Lüftchen, das in den Abendstunden durch die Bäume wehte, wurde angesichts der sommerlichen Temperaturen durch die Menschen als wohltuend empfunden. Ballonfahrer jedoch mögen keinen Wind. Zumindest nicht in Bodennähe. Deshalb zögerten sie den Start solange hinaus, bis auch der letzte Luftzug zur Ruhe kam. „Zum Wohle der Passagiere“, sagte Pilot Sebastian Hanisch, Geschäftsführer von Skyballooning aus Treuenbrietzen. Wind habe die unangenehme Eigenschaft, den Korb in ein Katz- und Mausspiel zu verwickeln.
Hanisch und dessen Kollegen Hilmar Lorenz und Stephan Scherping hatten die freudige Aufgabe, mit zwölf Einwohnern von Kleinkorga abzuheben. Ursprünglich, so der Organisator des Events, Thomas Bölter, hatte man lediglich einem Mitglied der Dorfgemeinschaft, Lutz Elstermann, ein attraktives Geschenk zum 50. Geburtstag machen wollen. Aber dessen Start musste wegen schlechten Wetters zweimal verschoben werden. Was jedoch zur Folge hatte, dass immer mehr Einwohner des Ortes sich für eine Ballonfahrt begeistern konnten. Zu ihnen gehörte Peter Annacker, ein weiterer Aspiranten, der dieser Tage das fünfzigste Lebensjahr vollendete. „Freunde haben mir diese Fahrt zum Geburtstag geschenkt“, blickte er auf das anstehende Ereignis hoffnungsvoll voraus. Angesichts der idealen Wetterbedingungen, die eine Sicht von über 100 Kilometern ermöglichten, konnte er es kaum erwarten, in die Luft zu steigen. Auch Bianca Pauli gehörte zum Kreis der zwölf Wagemutigen. „Als ich von der Gelegenheit hörte, habe ich spontan zugesagt“, verriet sie. Begleitet wurde sie während der Fahrt von ihrem Lebensgefährten. Eine solche Gelegenheit, so Bianca Pauli weiter, komme nicht so schnell wieder. Fotos wollte sie allerdings nicht machen. „Ich will es ansehen und genießen. Im Kopf bleibt es dann unauslöschlich verankert“, gab sie sich überzeugt.
Vor dem Vergnügen lag für alle Akteure allerdings noch viel Arbeit. Unter Anleitung der Piloten breiteten die Passagiere die Hüllen der Ballone aus und assistieren bei deren Befüllung mit 100 Grad Celsius heißer Luft. Keine Viertelstunde dauerte es dann, bis die drei bunten Stoffballen vom Boden abhoben. Ein kleines Waldstück im Rücken warteten sie nun auf die anstehende Fahrt, die sie in Richtung Jüterbog führen sollte. Ein zuvor aufgelassener, mit Gas gefüllter Luftballon zeigte die Richtung des Windes an und signalisierte den Passagieren, dass ihre Fahrt über das Dorf Realität werden würde. „Sofern es möglich ist, wählen wir den Startplatz immer so aus, dass die Passagiere ihre Heimat von oben sehen“, erklärte Hanisch.
Gemächliches Reisetempo
Angesichts des schwachen Windes war es möglich, das Dorf in gemäßigtem Tempo zu überqueren. Zeit genug, um das eigene Haus ausfindig zu machen, blieb also reichlich.
In einer Höhe von etwa 300 Metern glitten die drei Ballons mit zirka 15 Kilometer in der Stunde dahin. Reisetempo eben. Dabei wären die drei Luftfahrzeuge zu viel mehr fähig. Hilmar Lorenz etwa hat mit seinem Modell bereits in 8 000 Meter Höhe die Alpen überquert, währen Stephan Scherping mit seinem Ballon unlängst eine Reisegeschwindigkeit von 120 Kilometer pro Stunde erleben durfte. Doch darauf kam es den Kleinkorgaern gar nicht an. Sie wollten allein das Gefühl der Stunde genießen. Nach knapp 90 Minuten landeten die drei Gefährte sanft nahe Blönsdorf, 21 Kilometer Luftlinie von ihrem Dorf entfernt. Anschließend folgte die obligatorische Taufe der Passagiere mit Champagner und Häppchen bei geselliger Musik aus dem Grammophon. „Einzigartig, unvergesslich“, beschrieb Thomas Bölter das Gesamterlebnis. Rundum ein perfekter Start in das Dorffestwochenende. An Gesprächsstoff dürfte es in Kleinkorga somit nicht gefehlt haben.
