Kartoffelfest Mügeln Kartoffelfest Mügeln: "Kartoffelkönig" ohne Krone

Mügeln - Gerade einmal 80 Besucher kamen zur Erstauflage des Kartoffelfestes nach Mügeln. Daran kann sich Günter Rothe noch ganz genau erinnern. Jetzt, beim sechsten, sind es mehrere Hundert, so viele etwa wie im vergangenen Jahr. Günter Rothe ist der Mitbegründer dieses mittlerweile allseits beliebten Festes, ebenso das Team der örtlichen Gaststätte „Zur Linde“ von Sabine Bock.
Mit 80 Jahren aktiv dabei
Der ungekrönte „Kartoffelkönig“, so wird Günter Rothe ehrfurchtsvoll genannt, kümmert sich auch mit 80 Jahren um alles rund um die Knolle. Sicher ein untrügliches Zeichen dafür, dass Erdäpfel gesund und fit halten. Drei Sorten mit klangvollen Namen waren in diesem Jahr im Verkaufsangebot, „Valisa“, „Belana“ und „Birgit“, alle überwiegend oder fest kochend.
Um den Besuchern die Geschmacksunterschiede zu verdeutlichen, standen frisch gekochte Pellkartoffeln auf dem Probiertisch, mit der Empfehlung, diese unverfälscht, also auch einmal ohne Salz, zu kosten.
Dass sich der Verkaufsstand unmittelbar neben dem Parkplatz befand, war ausgesprochen besucherfreundlich. In Zehn- oder 25-Kilogramm-Netzsäcken wanderten die Wunschknollen in die Kofferräume der Autos. Selbstredend gab es Festrabatt.
Auf dem Gelände der Glücksburg Agrargenossenschaft, wo das Fest traditionell stattfindet, erwartete die Besucher ein breites, vor allem kulinarisches Angebot. Wildschwein, über offenem Grillfeuer gebrutzelt, war der Renner. Zur Strecke gebracht hatte den Schwarzkittel ein Jagdpächter in der heimischen Region. Das Zubereiten, Würzen und Grillen ist seit Jahren schon die Aufgabe von René Winkel.
Leckere Suppe, aus der Knolle angerichtet, darf bei einem Kartoffelfest selbstverständlich nicht fehlen. Andere Nahrungs- und Genussmittel wie Steinofen-Backwaren, Wurst- und nicht alltägliche Käsesorten waren an Ständen von Händlern erhältlich.
15 verschiedene Kuchen
Für die Klasse drei der Grundschule Schweinitz war das Fest in Mügeln eine willkommene Gelegenheit, die Klassenkasse aufzubessern. Unter Leitung ihrer Klassenlehrerin Marlen Dinda hatten sie 15 verschiedene Kuchensorten kreiert, teilweise mit klangvollen Fantasienamen wie den „Kuh-Elsa-Kuchen“ oder „Papageienraupe“, aber auch Klassiker wie Selter-Kuchen, Eierschecke und bunte Muffins standen auf dem Buffet. Dass das junge Backteam die Geschmacksnerven der Genießer voll getroffen hatte, bewies der schnelle Abverkauf - bald waren nur noch Krümel zu sehen.
Wer ganz gesund leben wollte, der konnte sich mit verschiedenen Honigsorten eindecken, und zudem gab es Bienenwachsprodukte. Eine Imkerei aus Rohrbeck bot diese feil. Wenn nach so vielen Genüssen doch ein gewisser Kalorienüberschuss befürchtet wurde, kein Problem: Die Lustigen Musikanten aus Seyda heizten kräftig ein, der Tanzboden im Zelt war immer gut gefüllt. Zelt und Verkostungshalle waren auch Zufluchtsorte bei Regenschauern, die kurzzeitig über den Trubel herfielen. Aber es blieb zum Glück nur bei Ausrutschern von Petrus.
Gezielten Starkregen aus C-Rohren ließen dagegen die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Mügeln, die auf demselben Gelände ihr Domizil hat, über lichterloh brennende Möbel niedergehen. Diese Vorführung beim Tag der offenen Tür zeigte anschaulich, wie schnell ein Sesselbrand, vielleicht ausgelöst durch eine glimmende Zigarette, ausufern kann.
Unter Atemschutz rückten Kameraden den Flammen zu Leibe, schließlich könnten giftige Dämpfe ausgetreten sein. „So eine praxisnahe Übung wirkt viel besser und direkter auf die Zuschauer als irgendeine Brandschutzbelehrung oder ein Film“, waren Ortswehrleiter Heiko Danneberg und seine Mitstreiter sich einig.
Zeitsprünge bei Technikschau
Wahre Zeitensprünge wurden bei einer Technikschau vollzogen. Zwischen dem klobigen Trecker „IFA Pionier“ und PS-strotzenden Hightech-Traktoren, vor allem aus dem Technikpark der Glücksburg Agrargenossenschaft, lagen Welten. Der alte „Pio“, wie er ehrfurchtsvoll genannt wird, gehört Reinhard Schulze aus Großkorga.
Dank seiner guten Pflege kann der Trecker noch immer zeigen, was in ihm steckt. Ohnehin sind „Pioniere“ robuste Maschinen, die nichts umhauen kann. Auch die Jüngsten interessierten sich für den stählernen Methusalem und kletterten auf ihm herum. Um allerdings den riesigen Pneu eines modernen „Fendt“ zu erklimmen, musste der Papa schon helfen.
Gut gelaunt und mit reichlich Wild, Kartoffelsuppe und Kuchen im Magen sowie Brot im Fahrradkorb, radelten die meisten Gäste schließlich wieder heimwärts. Wenigstens gingen mit diesem Fortbewegungsmittel schon einige Kalorien auf dem Asphalt oder dem Radweg verloren. (mz)


