Jessen Jessen: Frisches Nass für den Teich
JESSEN/MZ. - Idyllisch liegt der Badeteich in Mügeln da. Doch im Moment mag sich so richtig niemand an seinem Strand aalen. Denn sein Grund ist total verschlammt. Ein Ursprung mag darin liegen, dass das Gewässer keinen Zulauf mit frischem Wasser hat. Das war mal anders. Heute kann sich kaum noch jemand erinnern, wann das Rohr, das frisches Flämingwasser in den Teich brachte, verlandete. Irgendwann nach der Wende, nachdem sich niemand mehr um die Staue kümmerte, die den Zulauf regulierten. Das ändert sich jetzt.
Technik kostenlos gestellt
Friedrich Lüdecke, der ein Garten- und Landschaftsbauunternehmen im Ort betreibt, bringt seinen Lkw mit Baggeranbau in Position. Der braucht nicht lange, und das Rohr ist freigelegt, das die Verbindung zum Meliorationsgraben auf der anderen Seite des Weges herstellt. Allerdings fließt das Wasser erst einmal rückwärts, denn der Teich ist höher angefüllt als das Wasserniveau im Graben. Dass das Nass erstmal in den Morgengraben fließt, ist kein Problem, erläutert Peter Schulze. Damit läuft es lediglich um den Teich herum und vereinigt sich mit dem Wasser, das aus dem geöffneten Stau auf der hinteren Teichseite abläuft. Willi Jahn, Chef von Holzbau Mügeln, wird jetzt die entsprechenden Bohlen zuschneiden, die in das kleine Wehr passen. Eine Spindel haben sich die Bad-Aktivisten schon besorgt, erzählt Schulze, jetzt Rentner, aber früher bei der Melioration beschäftigt. So wird das Wehr in Gang genommen, um künftig den Wasserstand im Teich wieder regulieren zu helfen.
Angelegt worden ist der Badeteich im Jahr 1975 als Rückhaltebecken für die Landwirtschaft. Er war also ein Teil des Meliorationssystems, das zu DDR-Zeiten in wasserarmen Perioden dafür sorgen sollte, dass der Grundwasserspiegel nicht allzu sehr absinkt. Von daher gibt es auch noch die Rudimente der Staue, die den Wasserstand im Teich einstmals regulierten. Der so genannte Quellgraben, der das Wasser in den Teich brachte, wird aus den Quellwiesen gespeist. Dort kommt Flämingwasser an die Oberfläche, weiß Peter Schulze, der seinerzeit den Teich mit angelegt hatte. Bevor das Verbindungsrohr jedoch richtig freigespült werden kann - die Feuerwehr sagte ihre Hilfe dabei zu -, muss der Wasserstand im Teich noch einen guten halben Meter sinken. Die Angler, die ihn als Gewässer gepachtet haben, öffneten daher das hintere Wehr als Ablauf. Vielleicht müssen die Floriansjünger aber gar nicht mehr ran, weil das Rohr inzwischen von selbst freigespült ist.
Unterstützung bekommen die Badaktivisten von vielen Seiten. Thomas Rothe von der Glücksburg Agrargenossenschaft sagte zu, mit Technik zu helfen, berichtet Volkmar Genterczewsky. Der Kantor freut sich ungemein, dass es gelingen wird, mit vereinigten Kräften ein weiteres Kleinod in seinem Wahlheimatort Mügeln in Ordnung zu bringen. Erst Ende April wurde nicht weit vom Badeteich entfernt der alte Backofen auf dem Grundstück von Familie Krahlisch eingeweiht. Der wurde ebenfalls in freiwilliger Freizeitarbeit vieler Engagierter aus dem Ort innerhalb eines halben Jahres saniert und gagbar gemacht. Unterstützung beim Bad-Vorhaben hat auch Günter Hanowski von Elster-Kies zugesagt. Von ihm bekommen die Teichsanierer Steine, mit denen sie den Auslauf des Zuleitungsrohres befestigen. Auf diese Art wird er nicht mehr so schnell verlanden können, wie es offenbar nach der Wende geschah.
Dem Schlamm auf dem Grund des Teiches will Friedrich Lüdecke mit seinem Greifer zu Leibe rücken. "Soweit, wie wir damit herankommen", sagt er. Eigentlich müsste der Schlamm gründlich herausgesaugt werden, doch dies würde Kosten verursachen, die das Budget der Freiwilligen bei weitem übersteigen würden, ergänzt Genterczewsky. Er hofft, dass ein weiterer Teil des Schlammes weggespült wird, wenn wieder Bewegung in den Teich kommt.
Eine Party für alle
Eine Woche geben sich die Enthusiasten noch Zeit. Denn ein Termin steht bereits fest: Am Samstag in einer Woche wird Badparty gefeiert. Die Angler haben versprochen, den Grill mit frischem Badeteichfisch zu bestücken. Darauf freut sich der Kantor schon jetzt. Dann will auch er, der sonst kein großer Fischfreund ist, sich nicht lumpen lassen und will unbedingt probieren. Derweil hat er schon die Idee für das nächste Vorhaben im Kopf - natürlich wieder mit der tatkräftigen Hilfe vieler freiwilliger Einwohner. Zur Badparty jedenfalls sind wieder alle eingeladen, denn ganz wichtig ist den Aktiven, dass sie das für den Ort und seine Einwohner tun.