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Investition  Investition : Wird hier Sparsamkeit bestraft?

Von Ute Otto 31.01.2018, 17:48
80 Jahre alt ist das Haus der Kindertagesstätte „Zwergenland “ in Zörnigall. Leiterin Simone Lühnsdorf (im Bild) und ihr Team arbeiten gern hier, hätten aber auch gern moderne Bedingungen. Die Stadt kämpft um Fördermittel für einen Ersatzneubau am gleichen Ort, bisher ohne Erfolg.
80 Jahre alt ist das Haus der Kindertagesstätte „Zwergenland “ in Zörnigall. Leiterin Simone Lühnsdorf (im Bild) und ihr Team arbeiten gern hier, hätten aber auch gern moderne Bedingungen. Die Stadt kämpft um Fördermittel für einen Ersatzneubau am gleichen Ort, bisher ohne Erfolg. Ute Otto

Zörnigall - Die Hoffnung auf Fördermittel aus dem Stark-III-Programm für den Ersatzneubau der Kindertagesstätte „Zwergenland“ in Zörnigall schwindet: Die Investitionsbank Sachsen-Anhalt hat der Stadt Zahna-Elster auch für die zweite Förderrunde eine Absage erteilt.

Zwar könne die Stadt bis zum 9. Februar erneut einen Antrag stellen, doch sieht Bürgermeister Peter Müller (Freie Wähler) wenig Chancen. Auf der Prioritätenliste der Kindertagesstätten habe die Zörnigaller Einrichtung auf Platz 16 gelegen.

Sieben Kitas im Land haben die Förderzusage erhalten. „Selbst wenn - was nicht gesagt ist - Zörnigall in der nächsten Runde auf Platz neun vorrücken würde, wäre das knapp am Ziel vorbei“, sagte Müller jüngst im Sozialausschuss.

Aussichten bleiben gering

Mit dem Stark-III-Programm werden Sanierung und Neubau von Einrichtungen gefördert, wenn dadurch die Betriebskosten deutlich gesenkt werden. Nach Berechnungen der Investitionsbank sei der diesbezügliche Effekt bei einem Neubau in Zörnigall zu gering.

Die Mitarbeiter der Zörnigaller Kita seien von jeher sparsam mit Energie umgegangen. „Wenn Räume nicht genutzt wurden, haben sie die Heizung runter gedreht“, so Müller. „Das fällt uns jetzt auf die Füße.“ Außerdem habe die Kita wegen der Kinderzahl im Vergleich mit weiteren Antragstellern nur im „hinteren Mittelfeld“ rangiert. Allerdings ist das „Kinderland“ mit 46 Kindern, davon 18 Hortkinder, rappelvoll.

„Ich bin nicht nur enttäuscht, ich bin wütend“, sagt der Zörnigaller Ortsbürgermeister Eckhard Krause. „Die Kita ist überfüllt, wir müssen beim Jugendamt immer Überkapazitäten anmelden“, so der Ortsbürgermeister.

„Ich kann das einfach nicht nachvollziehen.“ Für Stadtrat Peter Schulze (LUN) ist das kontraproduktiv im Kampf der kleinen Städte gegen den Bevölkerungsschwund: „Wir wissen alle, dass es uns in den nächsten Jahren dreckig gehen wird“, sagt er aus seiner Erfahrung als Chef eines Agrarbetriebes. „Ich weiß nicht, wo wir in zehn Jahren das Personal herbekommen sollen.“

Die Mitglieder des Sozialausschusses kritisieren, dass in Magdeburg am grünen Tisch entschieden wurde. „Beim Programm von 2007 bis 2014 hat sich das Landesverwaltungsamt noch alle beantragten Einrichtungen angeschaut. Jetzt geht man nur noch von Zahlen aus.

Über 80 Jahre alt

Der Zörnigaller Kindergarten hat vor zwei Jahren sein 80-jähriges Bestehen gefeiert. „So alt ist das Haus“, sagt Leiterin Simone Lühnsdorf. Es gehe ziemlich eng zu, das erschwere besonders die Arbeit mit den Kleinsten. „Und ab März sind schon wieder sechs Krippenkinder angemeldet.“

Von weitem sehe es idyllisch aus mit dem Häuschen unter Fichten, und der Standort in der Fröbel-Straße in Zörnigall-Siedlung ist ideal, weshalb auch dort gebaut werden soll. „Wir arbeiten gern hier“, sagt Simone Lühnsdorf.

„Aber wir hätten auch gern moderne Bedingungen.“ Dem Planungsbüro sei der Auftrag erteilt worden, zu prüfen, ob noch Nachbesserungen möglich sind, die die Wirtschaftlichkeit des Neubaus erhöhen würden, so Peter Müller.

Parallel dazu läuft ein Bundesprogramm zur energetischen Kita-Sanierung, dessen Mittel über den Kreis ausgereicht werden. Die maximale Förderung beträgt 54 Prozent, bei Stark III sind es 75 Prozent. Auf der 2016 im Jugendhilfeausschuss beschlossenen Prioritätenliste stehe Zörnigall auf Platz vier.

„Wir werden jetzt den Antrag stellen“, so der Bürgermeister. Allerdings ist er skeptisch hinsichtlich der Chancen: Die Gesamtsumme für den Kreis beträgt rund 700 000 Euro. (mz)