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Ferienprogramm In Annaburg geht es mit Spaß zur Sache

Schüler aus Grundschulen der Umgebung erleben in Annaburg drei aufregende Tage. Wie die Kinder der Hitze trotzen, wer den Bogen raus hat und warum nicht gegrillt wird.

Von Annette Schmidt 22.07.2022, 14:30
Paula, Hannah und Thorke (von links) spielen lieber im kühlen Schatten Volleyball an ihrem zweiten Tag der Ferienwerkstatt, den sie beim Annaburger Bürgerschützenverein und dem „Neuhäuser hinter dem Neugraben e.V.“ verbringen.
Paula, Hannah und Thorke (von links) spielen lieber im kühlen Schatten Volleyball an ihrem zweiten Tag der Ferienwerkstatt, den sie beim Annaburger Bürgerschützenverein und dem „Neuhäuser hinter dem Neugraben e.V.“ verbringen. (Foto: Annette Schmidt)

Annaburg/MZ - Hochkonzentriert stehen acht der insgesamt 25 Kinder, die an der dreitägigen Ferienwerkstatt in Annaburg teilnehmen, an der Linie und warten auf das Signal von Ronald Winkler, damit sie ihre Pfeile abschießen dürfen. Doch noch geben er und seine Vereinskollegin Tina Juraschek vom Bürgerschützenverein Annaburg 1890 e.V. (BSV) die Bahn nicht frei, sondern Tipps für die richtige Bogenschusshaltung.

Umgang mit Temperaturen

Die brütende Hitze hat die Pläne der Organisatoren ein wenig aus der Spur gebracht. „Wir wollten eigentlich für die Kinder grillen“, sagt Vereinsmanager Heiko Juraschek, aber die aktuell hohe Waldbrandgefahr (Stufe 5) habe sie die Idee verwerfen lassen. So weht stattdessen der verführerisch-süße Duft frisch gebackener Waffeln über das Gelände des BSV und den Beachvolleyballplatz des benachbarten Vereins „Neuhäuser hinter dem Neugraben“.

Marvin, der zum ersten Mal schießt, hat das Ziel fest im Visier.
Marvin, der zum ersten Mal schießt, hat das Ziel fest im Visier.
(Foto: Annette Schmidt)

Die beiden Vereine haben sich für diese Veranstaltung abermals zusammengeschlossen, um den Dritt- und Viertklässlern aus der Umgebung einen unvergesslichen Ferientag zu ermöglichen. Die Betreuer der Vereine, die sich alle ehrenamtlich engagieren, haben für die Kinder einen Urlaubstag genommen und erinnern sie immer wieder daran, Pausen einzulegen und sich von der reichlichen Auswahl an Getränken zu bedienen. Sobald jemand über Kopfschmerzen oder Schwindel berichtet, heißt es „Abmarsch“ unter die aufgestellten Zelte oder Bäume in den Schatten und Beine hochlegen.

Yvonne Thäle von den Neuhäusern erklärt den Kindern die Grundlagen des Volleyballspiels im Schatten eines Baumes. Für diejenigen, denen die Hitze besonders zu schaffen macht, hält sie ihre Geheimwaffe - Traubenzucker - bereit, der baut jeden wieder auf.

Paula, Hannah und Thorke entscheiden, im Schatten zu bleiben, während die Jungs unbeeindruckt von der Sonne das Spielfeld stürmen. „Im Schatten ist es viel besser“, sagt Paula, die in die vierte Klasse der Schweinitzer Grundschule zusammen mit Hannah geht. Die fügt hinzu, „es ist nicht schön, Sand in die Schuhe zu bekommen und heißer ist schmerzhaft“. Die Jungs kehren nach wenigen Minuten Spiel zurück in den Schatten und trinken schnell ein paar Schlucke aus ihren Flaschen. Allen knurrt schon der Magen - und sie freuen sich auf die Sandwiches und Waffeln.

Treffsicher wie Held Robin Hood: Jacob stellt sich als echtes Talent beim Bogenschießen heraus.
Treffsicher wie Held Robin Hood: Jacob stellt sich als echtes Talent beim Bogenschießen heraus.
(Foto: Annette Schmidt)

Die Idee hinter der Ferienwerkstatt sei, so erklärt es Mirjam Gießmann, Leiterin der Netzwerkstelle Schulerfolg sichern des Landkreises Wittenberg, Schülern, denen das Lernen schwerfällt, zu zeigen, dass Lernen auch Spaß macht und sie im spielerischen Miteinander ganz neue Sachen ausprobieren können. „Die Ferienwerkstatt geht drei Tage und wird von dem Europäischen Sozialfonds und dem Land gefördert“, sagt Mirjam Gießmann, die das Programm seit sieben Jahren für Wittenberg organisiert und in Zusammenarbeit mit Susann Engelhardt, der Schulsozialarbeiterin der Sekundarschule Annaburg, die Erstauflage für Annaburg zusammengestellt hat. Diese ist auch vor Ort und freut sich, einige der Schüler, die in die Sekundarschule wechseln, vorab kennenzulernen.

Keine Rambos erlaubt

Am Vortag war die Gruppe im Porzellaneum. Für den dritten Tag ist das Medienmobil des Landkreises eingeplant, das zum Clubhouse kommt, den Jugendtreff der evangelischen Gemeinde Annaburg. Unter Anleitung lernen die Kinder kleine Filme zu drehen. „Bei den Temperaturen haben wir auch Wasserspiele für die Kinder geplant“, verrät Mirjam Gießmann. Die Schüler, die aus Schweinitz, Prettin, Jessen und Annaburg kommen, werden von Transmobil abgeholt. „Es soll keine Hürden für die Kinder oder Eltern geben“, erklärt die Mitarbeiterin des Landkreises, die hinzufügt, dass das Programm für die Familien kostenfrei ist.

Am Schießstand erwartet Karin Pollex die nächste Gruppe. In dem kühlen Raum schnaufen alle hörbar auf. Geduldig erklärt die Vorstandsvorsitzende des BSV den Kindern, wie sie mit dem Lichtgewehr schießen können. Das spezielle Gewehr hat sich der Verein vor Jahren zugelegt, um Interessierten jeden Alters ihren Sport näher zu bringen. „Bei uns gibt es kein Jagdschießen“, sagt die erfahrene Schützin, die sich und ihren Verein von allen „schießwütigen Rambos“ klar abgegrenzt wissen möchte.

Bei Helga Thäle bekommen die Kinder der Ferienwerkstatt frisch gebackene Waffeln und Sandwiches zum Mittagessen.
Bei Helga Thäle bekommen die Kinder der Ferienwerkstatt frisch gebackene Waffeln und Sandwiches zum Mittagessen.
(Foto: Annette Schmidt)

Samira stellt sich als echtes Talent an der Waffe heraus. Die ruhige Blondine bringt die richtige Mischung aus Balance und Konzentration mit und erreicht 40 von 50 möglichen Ringen. „Es macht viel Spaß und die Hitze habe ich ganz vergessen“, freut sich Samira über ihren Erfolg.

Am Stand von Ronald Winkler und Tina Juraschek sausen die Pfeile durch die Luft. Die Neunjährige Thorke aus Jessen ist vollkommen hingerissen von dem Sport. „Das macht Spaß. Ich muss meine Eltern überreden, dass wir übermorgen wieder herkommen.“ Jakob trifft neben ihr gleich zweimal ins gelbe Zentrum der Scheibe. Der Neunjährige sagt, er habe sein neues Hobby gefunden.