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Holzdorf Holzdorf: Zwischen Neubaublock und Kirche

06.02.2004, 16:40

Holzdorf/MZ. - Bekanntlich lässt sich über Geschmack streiten. Und wer feststellt, dass Holzdorf ein überaus romantisches Fleckchen Erde ist, mit unendlich viel Charme und Schönheit, der könnte womöglich in gegenteilige Diskussionen verwickelt werden. Zunächst.

Denn Holzdorf hat Flair, hat typisch Sehenswertes, das sich aber nicht selten erst auf den zweiten Blick erschließt. Obwohl jeden Tag viele, viele Besucher durch die Gemeinde kommen, erleben sie diese lediglich im Vorbeifahren. Die Bundesstraße 187 durchschneidet den Ort fast wie ein teilendes Band, macht Holzdorf zu einem typischen Straßendorf. Nur wenige Minuten dauert es, bis der Ort passiert ist. Kaum einer hält an, steigt aus, schaut hinter die Ecken, bummelt auf den Nebenstraßen entlang, fährt geschweige denn in den Ortsteil Kremitz.

Schade, haben doch gerade die vergangenen Jahre Verwandlungen mit sich gebracht. Bürgermeisterin Marion Kluge wirbt um den versteckten Charme ihres Heimatortes. "Ich weiß, dass wir im Vergleich zu anderen bescheidener wirken. Wir haben aber unsere Schönheiten. Da gibt es das Badeseeareal vor unserer Haustür, einen wunderschönen Ortsteil Kremitz, eine erlebenswerte Natur rundherum."

Gleichwohl ist sich die Gemeindechefin bewusst, dass dies nicht ausreichen würde, etwa ein touristisches Ausflugsziel zu werden, "da haben wir gar keine Ambitionen dazu", und zudem schützt eine schöne Natur nicht vor Sorgen.

Eines der größten Sorgenkinder steht in Holzdorf-Ost. Nicht der Bundeswehrstandort ist gemeint, sondern das Neubaugebiet vor den Toren des Fliegerhorstes. Zwar gibt es eine große und gut genutzte Sport- und Mehrzweckhalle, zwar gibt es einen Jugendklub, eine Kindertagesstätte, zwei Schulen und sanierte Neubaublöcke. Dem stehen aber ein großer Wohnungsleerstand und desolate und schon mehr als unschön ins Auge fallende Gebäudekomplexe gegenüber.

"Uns als Gemeinde sind da aber die Hände gebunden. Es ist, speziell was die demolierten Objekte betrifft, einfach nicht möglich einzugreifen, das ist alles Privatbesitz. Uns ärgert das auch riesig, nur was sollen wir machen?" Marion Kluge regt diese Tatsache vor allem daher auf, weil diese Schandflecke ausgerechnet vor dem Fliegerhorst liegen. "Schließlich soll sich der weiterentwickeln, wir wollen dafür auch die besten Rahmenbedingungen bieten." Nur sei das aber in der Praxis mitunter schwierig, wie sich an diesen Beispielen belegen lässt.

Bedingungen zum Positiven ändern und dabei unkompliziert über Ländergrenzen hinweg agieren, das ist aber auch möglich und das ist ebenso ein Beispiel Holzdorfer Realität. Das sachsen-anhaltinische Dorf hat es geschafft, mit dem benachbarten brandenburgischen Schönewalde gelebte Zusammenarbeit zu praktizieren. Das zeigte sich erst im vergangenen Jahr, als es um die Umgestaltung des Brandiser Badesees ging, und der, obwohl schon an vielen Stellen ein Schmuckstück geworden, weiterer Maßnahmen harrt.

Zu Übergabe des Strandes hatten Marion Kluge und ihr Amtskollege Dr. Karl Kuba etwas Entscheidendes festgestellt. "Nun gut, wir haben den Vorteil, menschlich sehr gut miteinander zu können. Doch davon abgesehen beweisen Holzdorf und Schönewalde, dass eine Landesgrenze kein Hindernis ist, wenn es darum geht, den Menschen in der Region Gutes zu tun."

Künftig steht Jessen in der Verantwortung, seinen neuen Stadtteil Holzdorf weiter zu entwickeln. Die Einwohner werden es mit Spannung und Interesse verfolgen.