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Hoffest in Seyda Hoffest in Seyda: Kuscheln mit der Wolle auf der Alpaka-Burg

Von Evelyn Jochade 20.11.2019, 10:25
Ferdinand und Milo staunten am Stand von Dachdecker Roland Scheer über die Handwerkskunst aus Schiefer.
Ferdinand und Milo staunten am Stand von Dachdecker Roland Scheer über die Handwerkskunst aus Schiefer. Evelyn Jochade

Seyda - Der achtjährige Ferdinand Uwe Bockeler und Milo Damian Schwerdt (9) wollten alles wissen über das unscheinbare schwarze Material, mit dem Roland Scheer arbeitet. Die beiden Seydaer fragten den Wittenberger Handwerker nach allen Regeln der Kunst aus. Sie wohnen ganz in der Nähe der Alpakaburg Molino, die bereits zum vierten Hoffest eingeladen hatte. Und Scheer, der Handwerker, genoss das Interesse der Jungs. Und so durften sie auch all die kleinen Kunstwerke aus dem thüringischen Schiefer anfassen.

Das ließen die sich nicht zweimal sagen und staunten über das Gewicht der Teile. Erst recht natürlich als Roland Scheer, der als immer noch aktiver Dachdecker zu Schiefer eine ganz besondere Beziehung hat, ihnen erklärte, dass früher in der Schule auf solche Tafeln geschrieben wurde.

Handwerker mit (Stahl-)Herz

Auch heute noch werden solche nachgefragt. Als außergewöhnliches Geschenk beispielsweise. Selbstverständlich wollten die beiden Jungs sich den Trubel nicht entgehen lassen. Da gab es so viel zu sehen, zu probieren und zu bestaunen. Fast in der hintersten Ecke des großen, hübsch geschmückten Grundstückes hatte Thomas Schulze sein Schmiedefeuer entfacht und zeigte etwas von seiner Arbeit.

Der gelernte Karosseriebauer hatte sich die dafür notwendigen Kenntnisse autodidaktisch angeeignet und war vor zehn Jahren in die Selbständigkeit gestartet. Möglich machte das damals eine sogenannte Altgesellen-Regelung.

Aus dem kalten Metall entstehen unter seinen Händen nicht nur Türbeschläge, Garderoben- und Schürhaken. Auch Herzen in allen Größen und Formen. Selbst Edelstahl verarbeitet der Mann aus Brandis. So waren beispielsweise seine glänzenden Fußabstreifer ein Hingucker. Leben könne er davon aber nicht, erklärte er augenzwinkernd. Jedoch habe er eine Frau, welche einen Job hat.

Unterdessen waren drei Alpakas in den kleinen Führring gebracht worden und ließen sich von den Zweibeinern bewundern. Von Fred Müller, Chef des Hofes und Veranstalter des Hoffestes, erfuhren die Gäste einiges über die Haltung der Tiere. Beispielsweise, dass es drei Wollqualitäten am Körper der Alpakas gibt und dass sie hier auf dem Hof erst nach der Schafskälte im Juni mit der Schur beginnen. Geschoren würden sie aber auf jeden Fall, denn „wer will im Hochsommer schon im dicken Wollpullover herumrennen?“

Kinder sind begeistert

18 Tiere leben zurzeit in der Alpakaburg Molino. Drei davon sind Hengste und zwei Wallache. Vier Jahre brauchen die männlichen Tiere, um erwachsen und vernünftig zu werden. Wie bei den Menschen, so erzählte Fred Müller mit Augenzwinkern weiter, sind da die Frauen schneller. In diesem Jahr gab es nun auch Nachwuchs. Wo hat man Gelegenheit diese so anmutigen Tiere hautnah zu erleben und sie zu kraulen?

Nicht nur die Kinder waren happy, auch die Erwachsenen. Die Cousins Theo und Luis aus Wittenberg konnten von dem sechs Jahre alten, kakaofarbenen Hengst namens Feuerstein nicht lassen: „Das fasst sich ganz schön wollerich-weich an!“ verkündeten sie laut. Dennoch sind die Südamerikaner keine Kuscheltiere. Aber sich in die auf dem Hof produzierte Alpaka-Wolle zu kuscheln, das wollte angesichts des nasskalten Wetters wohl jeder. Auch das ließ sich einrichten. (mz)