Hoffest in Rade Hoffest in Rade: Ist das Dorf 80 Jahre älter als bisher bekannt?

Rade - Vielfalt ist stets das Motto der Hoffeste in Rade. Vielfalt und Qualität. Das war auch bei seiner achten Ausgabe nicht anders. Und genau das zieht die Gäste an. Da hatte dann auch der Wettergott ein Einsehen und bescherte den Organisatoren vom Heimatverein - die, wie Walter Fromm verriet, die Tage vorher „Blut und Wasser geschwitzt“ hatten, ob des nasskalten Wetters - strahlenden Sonnenschein.
„Endlich mal raus“, so dachten an dem Tag viele und das Hoffest in Rade war da das Ziel der Wahl. Zudem hier bei leckerer Bewirtung durch die Gaststätte „Zur Friedenseiche“ Axien und mit der super musikalischen Untermalung durch den Musikverein Elbaue-Musikanten mit Bekannten, Freunden oder auch völlig Fremden ein gemütliches Schwätzchen gehalten werden konnte.
Obwohl der Andrang groß war, fand sich immer noch ein Platz. Man rückte einfach zusammen und in der Sonne schmeckte endlich auch das kühle Blonde wieder. Wer sich die Zeit nahm und in die Runde blickte, dem blieb zwangsläufig die liebevolle Dekoration des Veranstaltungsortes nicht verborgen. Viel Zeit und Mühe hatten die zehn Mitglieder des Heimatvereins um ihre seit März neue Vorsitzende Janet Hopp und ihre Helfer dafür aufgewandt.
Etliche Stände mit Angeboten
Nicht zu vergessen die längerfristige Planung für die Stände, für die sich die Gäste wieder brennend interessierten. Sowohl für Filzarbeiten, für Schmuckstücke und den Wein. „Den Kerner kann man gut trinken“, diese Erfahrung ging von Mund zu Ohr.
Das 750-Jahre-Jubiläum, das mit gefeiert wurde, beruht auf einer Internet-Recherche. Danach habe jemand ein Dokument entdeckt, nach dem ein Otto von der Horde vom Grafen in Brehna 1267 den Flecken um Rade zugesprochen bekommen habe. Das sei aber kein offiziell bestätigtes Dokument, bisher bekannt war 1346 als Ersterwähnungsjahr.
Auch das „Storchennest“, Siegfried Kramer und Corinna Passoth, Anbieter von Ferienwohnungen in Arnsdorf, warben mit einem Stand und allerlei selbstgemachten Köstlichkeiten. Gleich hinter ihnen war ein Karree abgesteckt und darauf Felder für das Kuhroulette eingezeichnet. Doch das liebe Rindvieh musste wohl, so war zu hören, erst noch gemolken werden.
War auch die Kuh noch nicht da, so hatten doch die Kinder ihren Spaß, denn die Frauen vom „Wir“-Verein zauberten auf jedes Mädchen oder jeden Jungen mit viel Geschick und Farbe die verrücktesten Gesichter. So wurde etwa aus dem kleinen dreijährigen Kolja ein gefährlicher Pirat. Aber auch der wurde ganz zahm, als sein Opa Ronald Busch ihn mit einer leckeren Bratwurst fütterte. Beide waren mit der ganzen Familie aus Berlin auf einen Wochenendausflug in die Gegend gekommen und hatten auf dem Storchenhof Quartier genommen.
„Wir finden es alle toll hier. Es gibt so vieles zu entdecken. Wir kommen bestimmt wieder“, fand Ronald Busch nur positive Worte für das Hoffest.
Viel Motorradgeschichte
Aller zwei Jahre findet dieses in Rade statt, 2017 unter dem Eindruck der nach neueren Erkenntnissen ersten Erwähnung des Dorfes anno 1267. Somit feierte die Ansiedlung ihr inoffizielles 750-jähriges Bestehen. Bisher galt 1346 als Startdatum.
Motorräder gab es sicher damals noch nicht, doch gehören die Bikes und ihre Fahrer schon längst zum Fest. Stolze Besitzer ließen rund 50 Zweiräder, die bereits einige Jahre auf dem Buckel haben, vor dem Gemeinschaftshaus bewundern. Darunter wirklich interessante Stücke aus der jüngeren Geschichte. So das grüne S 50-Moped von Dominik Kralle aus Rade, der es selbst aus einzelnen Teilen aufbaute.
„Die sind doch inzwischen Kult. Dafür bezahlt man heute 1.000 Euro und man hat Geschichte unterm Hintern. Ist besser als jede noch so feine neue Maschine“, sagt er. Mit genau solchen ist die Biker-Truppe aus Bitterfeld unterwegs. „Das war reiner Zufall, dass wir hier durchkamen. Das ist topp hier“, rufen sie noch im Abrauschen.
„Mal sehen, was in der Gegend noch so alles los ist.“ Sicher haben die Bitterfelder auch die Bikes aus ferner Zeit, wie die älteste ausgestellte Maschine, eine Wanderer mit 2,25 PS und 97 ccm Hubraum gesehen. Hergestellt 1938 im Wanderer-Werk Schönau in Chemnitz und ausgestellt von Torsten Fischer aus Rade.
Doch gesucht wurde nicht nur das älteste Krad, sondern auch der älteste Fahrer. Diesen Titel holte sich mit seinen 77 Jahren überzeugend Reinhard Lehmann, der seine BMW, Baujahr 1971, 40 PS und 600 ccm, aus Seehausen hierher lenkte und somit auch noch die weiteste Anreise hatte.
Humor bewiesen die Rad’schen mit der Suche nach dem schmutzigsten Motorrad. Benjamin Hopp aus Schöneicho nahm es sportlich und präsentierte gelassen seine MT16 mit Beiwagen aus dem Dnepr-Werk, Baujahr 1995, 33 PS und 600 ccm. (mz)