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Hochwasser in Schweinitz Hochwasser in Schweinitz: Elster-Damm versagt bei Schweinitz

Von Klaus Adam 07.06.2013, 18:58
Jörg Herrmann (Mi.) bespricht mit Schweinitzer Feuerwehrleuten, wie die Flanken des abgebrochenen Dammes zu sichern sind.
Jörg Herrmann (Mi.) bespricht mit Schweinitzer Feuerwehrleuten, wie die Flanken des abgebrochenen Dammes zu sichern sind. Sven Gückel Lizenz

Schweinitz/MZ - Kurz vor elf Uhr ereilt die Einsatzkräfte der Jessener Feuerwehr und Helfer am Donnerstag der Schock: Gegenüber von Schweinitz ist ein weiterer Damm gebrochen. Das Wasser ergießt sich mit unbändiger Kraft auf den Acker, der sich zur Straße Schweinitz-Annaburg hin erstreckt. Auf knapp 15 Meter Breite schätzt Andreas Weiner von der Jessener Stadtwehrleitung die Bruchstelle.

Deichläufer entrinnen Gefahr

Entdeckt hatten sie die Deichläufer, erfährt die MZ später aus der Feuerwehr-Einsatzleitung der Stadt. Sie hatten bemerkt, dass der Damm Wasser durchlässt und wollten - zurückgekehrt nach Klossa - organisieren, vom Boot aus wasserseitig etwas dagegen unternehmen zu können. Doch als sie wieder zu der sensiblen Stelle kamen, war der Damm schon offen. Sie hatten damit wahnsinniges Glück, wären sie nur wenige Minuten später hier unterwegs gewesen, hätte es dramatisch für sie ausgehen können.

Weiner verständigt sofort seine Einsatzleitung. Schnellstens müsste hier etwas unternommen werden, will man erfolgreich versuchen, die Bruchstelle zu schließen. Die Bundeswehr wird informiert. Jetzt könnten die großen CH 53-Helikopter gute Dienste leisten, die noch am Vortag aus Löben fortgeschickt werden mussten, weil sie für den Einsatz am Dammbruch bei Arnsnesta zu groß waren. Einer von ihnen wird wenig später am Himmel bei einem Überflug gesichtet. Eine kleinere Bell UH-1D erscheint schließlich. Ihre Besatzung hat die Aufgabe, die Anflugbedingungen zu prüfen. Ein Big Bag wird probeweise abgesetzt. Bald wird informiert, die großen Hubschrauber stehen nicht zur Verfügung, sie werden an anderen prekären Stellen im Süden des Landes gebraucht. Es können nur zwei Bell-Maschinen vom Arnsnesta-Einsatz abgezogen werden.

Die Fachleute vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz, Projektleiterin Barbara Gurschke, Flussbereichsingenieur Jörg Herrmann und zwei weitere Kollegen, beratschlagen derweil mit der Jessener Feuerwehr-Einsatzleitung, was zu tun ist. Um die Mittagszeit steht fest, die strömende Elster hat den Deich auf beiden Seiten weiter abgetragen. Der Bruch ist inzwischen auf dreißig Meter angewachsen. „Aussichtslos“ benennt Herrmann Vorstellungen, der Bruch wäre noch auf herkömmliche Art zu schließen. Zwar würde Stromversorger Envia-M weitere Gittermasten als Anker für Big Bags zur Verfügung stellen. Doch mit ihren 18 Metern Länge könnten sie sich nirgendwo verkeilen und würden den großen Sandsäcken keinen Halt bieten. „Wir bräuchten schwere Betonteile, vielleicht Winkelelemente, die wir in die Bruchstelle ablassen können“, nennt Herrmann seine Gedanken.

Notdamm vor Klossa wird gebaut

Thomas Riedel, erster stellvertretender Stadtwehrleiter, setzt die nächsten Maßnahmen in Gang. Die Bewohner der Grundstücke an der Landesstraße und der so genannten Ritterburg sind zu warnen. Die Klossaer müssen sich erneut darauf vorbereiten, dass das Wasser womöglich in ihren Ort strömt. Der bereits in den Planungen bedachte Notdamm entlang des neuen Deichverteidigungsweges wird umgehend begonnen. Außerdem dichten Klossaer Helfer einen Durchlass unter der Zufahrtstraße nach Klossa ab. Auch in Purzien hoffen die Einwohner, dieses Mal nicht erneut vom Wasser heimgesucht zu werden.

Die LHW-Fachleute wollen mit speziellem Vlies, in das kleine Sandsäcke eingeschlagen werden, wenigstens die Flanken des abgebrochenen Dammes sichern. Dazu setzen die Bell-Hubschrauber entsprechende Packs auf dem Damm ab. Gegen 18.15 Uhr beginnt der Versuch, in die Bruchstelle schwere Winkelelemente aus Beton abzusetzen. Zunächst 18 solcher Teile hat bereits am Donnerstagnachmittag unter anderem die Baufirma Ezel in die Nähe von Klossa gebracht. Wie erfolgreich dies sein würde, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.

Feuerwehr und Helfer bauen vor Klossa den bereits in den Planungen vorgesehenen Notdeich, nachdem der Damm gebrochen ist.
Feuerwehr und Helfer bauen vor Klossa den bereits in den Planungen vorgesehenen Notdeich, nachdem der Damm gebrochen ist.
Klaus Adam Lizenz
Feuerwehr und Helfer bauen vor Klossa den bereits in den Planungen vorgesehenen Notdeich, nachdem der Damm gebrochen ist.
Feuerwehr und Helfer bauen vor Klossa den bereits in den Planungen vorgesehenen Notdeich, nachdem der Damm gebrochen ist.
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