Hochwasser Hochwasser: Folgen sind in Listerfehrda noch immer spürbar

Listerfehrda/MZ - Sie möchte gern und so schnell es geht wieder zurück in ihre Wohnung, die sie vor rund zwei Jahren bezog. Doch im Moment wohnt Iris Neitzel zwei Orte weiter. Sie hatte Glück, dass ihre in Iserbegka lebende Schwester über eine Ferienwohnung zum Vermieten verfügt. Dorthin ist die junge Frau im Juni erst einmal mit ihrem 15-jährigen Sohn gezogen. Das Elbe-Hochwasser zum Frühlingsende in diesem Jahr hatte das Wohnen in ihrem schönen Zuhause unmöglich gemacht.
Elbe erobert die Wohnung
Es ist ein idyllisches Grundstück am Rande des Dorfangers von Listerfehrda. Ein früheres Bauernhaus ist kurz nach der Wende zum Mehrfamilienwohnhaus umgebaut worden. Längs des Hofes - wo in Vorzeiten üblicherweise Stallungen und Scheune waren, sind ebenfalls Wohnungen ausgebaut worden. Es lässt sich hier hübsch leben, bestätigen Iris Neitzel und ihre Nachbarin Sandra Schaarschmidt. Doch während andere Häuser im Ort längst wieder bewohnt sind, ist ihr Domizil noch eine einzige Baustelle. Ebenso die andere Wohnung im Hinterhaus, das sich zur Elbe hin öffnet. Doch die sei bereits gekündigt gewesen, bevor das Wasser kam, berichten Iris Neitzel und Sandra Schaarschmidt. Auch im Querbau stand die Elbe, so dass dort ebenfalls die unteren Wohnungen momentan leer sind. In den hinteren beiden stand der Fluss jedoch am höchsten.
Gegenwärtig bestimmen in der Parterreetage die Heizungsbauer das Geschehen. Ihre Hoffnung, das Weihnachtsfest wieder in den eigenen vier Wänden verbringen zu können, hat Iris Neitzel aber bereits aufgegeben. „Wenn ich jetzt an April oder Mai denke, ist das wahrscheinlich realistischer“, bekundet sie. Ihre „Obermieterin“ Sandra Schaarschmidt hat ihr und der MZ für das Gespräch quasi Asyl gegeben. Hier kam die Zweier-Familie auch in den ersten Tagen der Flut unter. Gemeinsam und mit anderen Freunden packten sie an, als das Wasser kam. Podeste wurden gebaut für die schweren und unförmigen Möbelstücke, wie das Bett. Ansonsten kamen Schränke Wäsche, Ausstattung in der Wohnung darüber und auf der Treppe unter. Die Gewaltaktion klappte. Iris Neitzel konnte mit dieser Hilfe so gut wie alles aus ihrer Wohnung retten. „Aber das war kein Zustand auf längere Dauer“, betonen beide Frauen. Nach ein paar Tagen zog Iris Neitzel zu ihrer Schwester nach Iserbegka. Und Hausmeister Eckhard Richter hatte derweil einen sicheren Raum organisiert, in dem die Möbel bis zum Wiedereinzug untergestellt werden konnten.
Das Wohnhaus in Listerfehrdas Dorfstraße 17 wurde durch das damalige Unternehmerehepaar Isolde und Hans-Jürgen Kohlhepp, sie stammte aus dem Ort, errichtet und 1994 eingeweiht. Es bietet seither 13 Wohnungen. Schon zur Elbeflut 2002 war es genauso „abgesoffen“ wie nun im Juni 2013 erneut.
Richter war es dann auch, der nach dem Hochwasser anfing, aufzuräumen. „Ich habe normalerweise nur den Auftrag, mich um das Außengelände zu kümmern“, erzählt der Betreiber eines Hausmeisterservices in Elster. Doch alles, was unbrauchbar geworden war - Türen, Zargen, Fußböden, die im Wasser eh aufgeschwemmt waren -, musste schnell raus, damit die Wohnungen austrocknen können. Heizer und Entfeuchter wurden besorgt, die ein übriges tun sollten. Doch dann hieß es erst einmal Warten. Und das war für Iris Neitzel so nervenaufreibend, dass ihr das vermutlich auf den Magen schlug. Sie musste bald darauf ins Krankenhaus.
Vor wenigen Tagen rückten nun zuerst die Heizungsbauer an. Vermieter Klaus Helmich aus Westerburg in Rheinland-Pfalz macht ein gewisses Hickhack mit der Versicherung für die Verzögerung verantwortlich. Die habe eine Sachverständige eingeschaltet, „die am Angebot der Firma massive Kürzungen vorgenommen“ habe, wie er der MZ schilderte. Kernpunkt sei: Die Heizkörper sollten nicht durch neue ersetzt, sondern lediglich gereinigt werden. Und das habe für die Verzögerung gesorgt. „Der Rest wird alles saniert und ist soweit vergeben“, meint Helmich. Zeitvorstellungen, wann die Wohnungen wieder bezugsfertig sein könnten, habe er nicht. „Alles hängt nun davon ab, wann die Heizungsbauer fertig sind.“
Neue Heizanlage kommt
Zwar sei zunächst die alte Heizanlage in Betrieb genommen worden. Zwei neue seien jedoch bereits in Auftrag gegeben, so Helmich, der selbst ein Sachverständigenbüro betreibt. „Ich finde das auch unglücklich, es wäre mir lieber, wir wären schon weiter“, meint er. Aber zunächst habe halt die Auseinandersetzung mit der Versicherung geführt werden müssen. Wem es zu lange dauere, sagte er auf die Kritik von Iris Neitzel, dem stünde es ja frei, sich eine andere Wohnung zu suchen.
„Ich bin doch erst vor zwei Jahren hierher gezogen“, meinte sie im Gespräch mit der MZ. „Allein die Kücheneinrichtung ist passend für diese Wohnung gekauft. Das kann ich nicht einfach wegwerfen.“ Außerdem bestehe insbesondere mit den anderen beiden Familien speziell im Hinterhaus ein tolles Verhältnis. Sonst wäre das auch nicht so zu überstehen gewesen.

