Aktion für Ukraine-Flüchtlinge Helfen ist für Prettinerin Sandra Hainke Herzenssache
47-Jährige sammelt Hilfsgüter für geflüchtete Menschen aus der Ukraine. Warum nicht jeder dafür Verständnis hat und was ihr den Schlaf raubt.

Jessen/MZ - Im Hausflur stapeln sich die Hilfsgüter. Sandra Hainke packt die gespendeten Sachen in Säcke oder Kartons und erzählt, dass es ihr im Blut liegt, anderen Menschen zu helfen. Die 47-Jährige ist von der Aggressionspolitik des russischen Präsidenten Wladimir Putin schockiert und versteht seit dessen Einmarsch in die Ukraine die Welt nicht mehr. Krieg in Europa, sagt sie, ist eine Katastrophe.
In den Stunden nach der Invasion trifft Sandra Hainke eine Entscheidung und ruft auf ihrer Facebook-Seite eine Hilfsaktion ins Leben. „In den Nächten danach“, blickt sie zurück, „habe ich kaum geschlafen. Die Nachrichtenflut auf meinem Mobiltelefon ist riesengroß gewesen.“
Hochbetrieb auf Straße
Mit dem Startschuss am Montagmorgen herrscht auf der Straße vor ihrem Haus Hochbetrieb. Privatpersonen und Firmen bringen Kosmetikartikel, Spielzeug, Windeln, Sachen, Decken oder Babynahrung vorbei, was nicht in den Flur passt, wird in der Küche gelagert. „Mit dieser Flut an Hilfsbereitschaft habe ich nicht gerechnet“, meint die Familienmutter, die mit zum Organisationsteam der Prettiner Kinderkleiderbörse gehört. Hainke erzählt, dass der Aufruf über Facebook nicht nur positive Reaktionen ausgelöst hat.
Die Meinungen seien mitunter „richtig unter der Gürtellinie“ gewesen. Mit dem Thema Geflüchtete scheinen einige Mitmenschen „so ihre Probleme“ zu haben. Das überwiegend positive Feedback gibt der 47-Jährigen die Kraft, diesen eingeschlagenen Weg weiterzugehen. „Es ist zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Doch ein guter Anfang“, ist sie überzeugt.
Den Transport der Hilfsgüter zur Sammelstelle in die Wittenberger Pfaffengasse hat Tobias Kilian übernommen, der beim ambulanten Pflegedienst von Sandra Richter in Zahna arbeitet. „Ich wollte mich erneut nützlich machen“, meint der 34-Jährige und ergänzt, dass er Sarah Bahn bereits bei der Spendenaktion zu Gunsten der Hochwasseropfer in Nordrhein-Westfalen unterstützt hat (die MZ berichtete).

Von der Sammelstelle in der Pfaffengasse 18, berichtet Sarah Bahn, ist der Weitertransport der Hilfsgüter in den Morgenstunden zum Berliner Verein Ukraine-Hilfe erfolgt.
Spontane Zusammenarbeit
Nach der ersten spontanen Aktion startet Hainke gemeinsam mit dem Ford-Autohaus Gottwald in Jessen nahtlos gleich die zweite. „Wir sammeln jetzt für die geflüchteten Menschen, die künftig im Landkreis Wittenberg unterkommen und Hilfe benötigen“, meint Deike Gottwald, die Hainke nach dem Facebook-Aufruf sofort ihre Hilfe zur Zusammenarbeit angeboten hat. „Wir übernehmen auch die Logistik“, sagt sie und ergänzt, dass die Hilfsbereitschaft unter der Kundschaft des Autohauses groß ist.