Grundschule Seyda Grundschule Seyda: Geräusche im Märchenwald

Seyda - Einen Tag vor Beginn der Herbstferien beschäftigten sich die Grundschüler in Seyda statt mit Mathe, Deutsch und Sport ausschließlich mit dem Gesang. Der Landesmusikrat, welcher die Schule in dem Vorhaben auch finanziell unterstützte, hatte für diesen landesweiten Tag des Singens einmal mehr das Motto vorgegeben. Mit „Es war einmal… klingt’s aus dem Märchenwald“ boten sich der Schule viele Möglichkeiten, den Projekttag zu gestalten.
„Wir haben die Kinder in Gruppen aufgeteilt und sie an vier unterschiedlichen Stationen arbeiten lassen“, erläuterte Musiklehrerin Silke Gräbitz. So galt es beileibe nicht nur zu singen und zu musizieren, sondern auch mottogerecht musikalische Märchenrätsel zu lösen.
Seit Jahren schon nimmt die Grundschule Seyda, die gegenwärtig etwa 70 Jungen und Mädchen besuchen, an der Aktion teil. Die Gründe dafür sind vielfältig. Nicht nur, dass Wissenschaftler sagen, bei Alzheimerpatienten blieben als Letztes immer noch Lieder im Gedächtnis, wenn die Erinnerungen schwinden.
Sondern auch, weil die Stimme als Spiegelbild der Seele gilt. Und, wer viel singt, tut aktiv etwas für seine Gesundheit. Er schützt sich vor Erkältungen und stärkt sein Immunsystem - auch diese Erkenntnisse gibt es. Reichlich Gründe also, um das Singen zu fördern.
Höhepunkt und Abschluss des Projektes in Seyda war ein Auftritt von Wilfried Meister aus Weimar. Der nach eigenen Aussagen älteste Geräuschemacher Deutschlands ist eine Koryphäe auf seinem Gebiet. Unter anderem erzeugte er die Knarrgeräusche bei Willi Schwabes Gang in seine Rumpelkammer.
Den 1991 verstorbenen Altmimen, der im DDR-Fernsehen am Mittwochabend in seiner Studio-Dachkammer nach Kinoerinnerungen kramte, kennen die Grundschüler allerdings höchstens aus Erinnerungen ihrer Großeltern. Den heutigen Kindern bekannter könnte allerdings das DEFA-Kult-Märchen „Das singende, klingende Bäumchen“ sein. Auch dafür hatte der Geräuschemacher die Studiotöne geliefert.
Nach Seyda kam Meister nun mit Engelbert Humperdincks Vertonung von „Hänsel und Gretel“. Die Aufmerksamkeit seiner jungen Zuhörer gewann er schon zu Beginn, indem er das Licht des Klassenzimmers ausschaltete und über den Köpfen der Kinder einen wirbelnden Sternenhimmel erscheinen ließ. Zudem klang aus dem Recorder die Melodie von Johannes Brahms’ Lied „Guten Abend, Gute Nacht“, in das Kinder und Lehrer gemeinsam einstimmten.
Auf einfühlsame Art nahm Wilfried Meister die Kinder mit auf eine musikalische Reise. Dabei stimmte er nicht nur immer wieder neue Lieder an, so etwa „Brüderlein, komm tanz’ mit mir“, sondern gab zudem kindgerechte Erläuterungen zum Aufbau einer Oper oder nannte Instrumente, die zu hören waren. Auch das Dirigieren mit geschlossenen Augen führten die Grundschüler auf sein Anraten hin aus.
Unterstützt wurde die Geschichte, die an einigen Stellen zeitgemäße Passagen enthielt, durch Bilder, die Meister mit einem Beamer auf die Leinwand brachte. Statt sich also ausschließlich von bewegenden Bildern verwöhnen zu lassen, waren die Kinder selbst Teil des Märchens und unterstützten Meister bei seiner Erzählung.
Das Singen ging ihnen dabei völlig unkompliziert und frei über die Lippen. Ganz so, wie es sich die Lehrer der Grundschule Seyda und der Landesmusikrat Sachsen-Anhalt wünschten. (mz)