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Großtreben Großtreben: Einwohner wollten Details erfahren

Von Gerd Naumann 18.04.2002, 18:10

Großtreben/MZ. - "Wir werden auf gar keinen Fall von unserem Beschluss abweichen und hoffen in dem komplizierten Abwahlverfahren auf die Unterstützung aller Großtrebener, denn es müssen mehr als 50 Prozent der gesamten Wählerschaft des Ortes gegen Meißner stimmen, um ihn letztlich seines Postens zu entheben. Mobilisieren sie deshalb am 28. April Nachbarn und Bekannte in den Ortsteilen. Jede Stimme zählt." So appellierte der stellvertretende Bürgermeister Werner Schatte während der Einwohnerversammlung in Großtreben (Nachbarkreis Torgau-Oschatz) an die zahlreich erschienenen Dorfbewohner, die bis auf den letzten Platz den großen Saal der Gaststätte "Deutscher Hof" füllten.

Die Neugier der Leute war groß, denn seit Monaten jagt ein Gerücht das andere und in Sachsen veröffentlichte Zeitungsartikel mit höchst widersprüchlichem Inhalt trugen nicht gerade zur Beruhigung des kochenden Volkszorns und zur Wahrheitsfindung bei. Den Unmut der Anwesenden im Saal bekamen denn auch die Gemeinderäte vorn im Podium zu spüren. Die befanden sich in einer durchaus misslich zu nennenden Lage. Wegen des laufenden Verfahrens gegen Volker Meißner durften sie aus taktischen und rechtsrelevanten Gründen keine konkreten Interna preisgeben. Aber genau das forderten die Bürger. "Wie sollen wir ehrlichen Herzens den Meißner abwählen, wenn wir seine Verfehlungen nicht im Detail kennen. Wir wollen uns auch nicht mehr mit Andeutungen abspeisen lassen. Legt endlich die Karten auf den Tisch", forderte Johann Federsel energisch.

Im gleichen Atemzug ließ er jedoch auch keinen Zweifel daran, wie er sich an der Wahlurne entscheiden werde. "Wenn auch nur ein Funken von dem stimmt, was die Leute erzählen, dann gibt es nur noch eines: Weg mit diesem Menschen, der so leichtfertig mit dem Gemeingut umging. Er soll im vollen Umfang für den Schaden büßen, den er der Kommune zugefügt hat. Sonst haben wir alle die Zeche zu zahlen", empörte sich der Großtrebener und erhielt dafür den Beifall seiner Mitbürger.

Immer drängender wurden die Fragen der Anwesenden, bis Werner Schatte schließlich der Kragen platzte und er auch nicht mehr dem besänftigenden Ratschlag des Anwaltes folgte. "Seit Jahren versuchen wir hinter die Machenschaften des Bürgermeisters zu kommen. Wir haben uns sogar mehrfach an die Kommunalaufsicht gewandt, weil wir als Gemeinderat mit unseren Forderungen bei ihm auf taube Ohren stießen." Die Post der Firmen, mit denen jener im Namen der Gemeinde verhandelte, durfte nicht einmal von den Verwaltungsmitarbeitern geöffnet werden. Ohne den Rat zu informieren, habe Meißner selbstherrlich über hunderttausende Mark entschieden. Jetzt kämen laufend Forderungen auf den Rat zu und die Verschuldung der Kommune wachse von Tag zu Tag.

"Es müssen endlich Entscheidungen getroffen werden. Dazu ist das Abwahlverfahren unabdingbar", brachte das amtierende Dorfoberhaupt die Diskussion wieder auf das Hauptthema des Abends. "Meißner hat sich nie in die Karten schauen lassen, so oft wie wir uns auch darum bemühten, Einblick in die entsprechenden Unterlagen zu erhalten. Er degradierte uns als Rat vollständig. Ich bin froh, dass es zu diesem Knall gekommen ist und endlich klare Verhältnisse geschaffen werden", unterstützte Renate Brähler-Kollmann die Worte ihres Vorredners.

In den nächsten Tagen finden weitere Informationsveranstaltungen in den Vereinen und Organisationen der 2 300-Seelen-Gemeinde statt, um möglichst die gesamte Breite der Wählerschaft bis zum 28. April zu erreichen. Die größte Sorge in Großtreben war eindeutig die Frage danach, was geschieht, wenn weniger als die benötigten 50,1 Prozent für die Abwahl erreicht werden. Hier konnte allerdings Rechtsanwalt Dieter Schwede aus Jessen beruhigen. "Auch dann sind wir noch längst nicht mit unserem Latein am Ende, sondern werden weitere juristische Maßnahmen in die Wege leiten.

GEKÜRZTE FASSUNGDen ausführlichen Bericht lesen Sie bitte in der Jessener Regionalausgabe der MZ am 19. April 2002