Goldene Konfirmation in Holzdorf Goldene Konfirmation in Holzdorf: Nur wegen Lockenpracht des Pfarrers zum Unterricht
Holzdorf/MZ/gen. - "Es ist schön, dass wir alle wieder beisammen sind und in Erinnerungen an unsere Kindheit und Jugend schwelgen können." So freute sich Waltraut Binzus, die sich am Wochenende aus dem schleswig-holsteinischen Bad Bramstedt zu ihren einstigen Klassenkameraden nach Holzdorf auf den Weg gemacht hatte, um gemeinsam mit ihnen die goldene Konfirmation zu feiern.
Mit unverkennbar nordischem Dialekt gab die gebürtige Holzdorferin vor der Kirchentür Anekdoten zum Besten. Die kleinen Geschichten aus jener Zeit vor fünfzig Jahren hatten einige der 23 ehemaligen Mitschüler schon fast vergessen. Jetzt wurden sie wieder in Erinnerung gerufen. Noch bevor sich die festlich gekleidete Gruppe kurz nach zehn Uhr zur feierlichen Zeremonie ins Gotteshaus begab, machten vergilbte Fotos die Runde, und Waltraut Binzus berichtete, wie Pfarrer Willi Küster vor einem halben Jahrhundert den Mädchen gegenüber die Feststellung traf: "Ihr kommt doch nur zum Konfirmandenunterricht wegen meiner schönen Haare" und sich dabei durch seine wallende Mähne strich.
Die damals 14-Jährigen fühlten sich natürlich ob einer solchen Einschätzung etwas pikiert, aber auch geschmeichelt und kicherten hinter vorgehaltener Hand. Aber verliebt waren sie wohl doch ein wenig in den attraktiven Gottesmann, gestand Waltraut Binzus zurückblickend. Mit dem hellen Klang der Glocken im Turm verstummten die Gespräche, und die Jubilare nahmen Platz im Gestühl der schlichten Backsteinkirche. Wie 1952 Pfarrer Küster breitete heute Eva Wutzler vor dem Altar die Hände segnend über die Jubilare aus. An der "Rühlmann"-Orgel begleitete Titus Homa die Zeremonie. Ebenso unterstützte der junge Mann mit dem von ihm voller Hingabe gespielten Instrument den gemeinsamen sakralen Gesang der Konfirmanden, Gäste und Kirchengemeindemitglieder. Letztere hatten gemeinsam mit der Pfarrerin das Gotteshaus für die Jubilare festlich mit Blumengebinden geschmückt.
In ihrer Festpredigt nahm Eva Wutzler Bezug auf das im neuen Testament niedergeschriebene nächtliche Gespräch zwischen Jesus und Nikodemus, dem der Sohn Gottes eindringlich verdeutlichte, dass nur derjenige das Reich Gottes erblicke, der von neuem geboren werde. Wer an Gott glaube, werde ihm begegnen. Diese Erfahrung, bei den unterschiedlichsten Erlebnissen und Ereignissen im Laufe ihres Lebens dem Herrn ganz persönlich nahe gewesen zu sein, haben die gestandenen Frauen und Männer selbst oft gemacht. Unter machtvoll raumfüllenden Orgelklängen schritten die erneut Eingesegneten durch die schwere Kirchentür ins Freie, um dort vor der Kulisse des Gotteshauses den feierlichen Augenblick im Bild festzuhalten. "Von unseren 27 ehemaligen Mitschülern sind heute immerhin 23 anwesend. Wir treffen uns nach dem Mauerfall regelmäßig. So war es auch nicht allzu kompliziert, alle zur goldenen Konfirmation zu erreichen und einzuladen", freute sich Organisator Manfred Lau, der gemeinsam mit Edith Wolf das Treffen organisierte. In zehn Jahren folgt die diamantene Konfirmation, und dazwischen sind Klassentreffen in Holzdorf angesagt.