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Gastspiel in Jessen Gastspiel in Jessen: Traumzauberzirkus "Rolandos" sucht die Farben der Welt

Von gabi Zahn 16.03.2014, 17:36
Das Finale im Zirkus wird besonders von den Kindern mit Spannung erwartet.
Das Finale im Zirkus wird besonders von den Kindern mit Spannung erwartet. Archiv/Gabi Zahn

Jessen/MZ - Mit Akrobatik und verblüffenden Jonglagen, frechen Clown-Szenen, rasanten Reiterspielen und bezaubernden Tierdressuren eröffnete der Traumzauberzirkus „Rolandos“ aus Herzberg am Wochenende seine diesjährige Tournee in Jessen. Doch die Artisten und Requisiteure bieten kein Aneinanderreihen verschiedener Darbietungen. Sie laden das Publikum ein, „Scarlett auf der Suche nach den Farben des Lebens“ zu begleiten. Diese Reise, in der sich „fantasievolles Varieté mit klassischer Zirkuskunst mischt“, wie Zirkusdirektor Roland Krämer erklärt, wird zu einer einzigartigen Lehrstunde in Sachen Glück. Mehr als 1 000 Kinder und Erwachsene besuchen die vier Vorstellungen im Chapiteau auf dem Schulfestplatz.

Nach Jahren wieder mal in Jessen

„Wir waren viele Jahre nicht in Jessen. Umso schöner ist es, dass wir diesmal unsere Tournee hier starten können“, sagt Roland Krämer kurz vor der Premiere am Freitagabend. In der schicken blauen Uniform des Zirkusdirektors beobachtet er, wie sich das Zelt füllt. Erst jetzt weicht so nach und nach seine Anspannung. „Egal, wie lange wir das schon machen, Lampenfieber gibt es immer“, bekundet Ehefrau Edith Krämer. Seit über drei Jahrzehnten sind beide sowohl als Artisten als auch als Paar unterwegs und leiten seit 1986 den „Zirkus Rolandos“.

Das „Todesrad“, auf dem John Leyseck agiert, besteht aus zwei einzelnen Rädern, von denen das kleine etwa fünf und das große etwa neun Meter Durchmesser aufweist. Gebaut wurde diese Konstruktion vor drei Jahren von einem Unternehmen aus Weißenfels. Intensives Training war nötig, bis der 21-jährige Herzblut-Artist erstmals seine riskanten Kunststücke öffentlich zeigte.

Wer die Show der „Rolandos“ verpasste oder sogar noch einmal sehen möchte, hat dazu am kommenden Wochenende in Herzberg Gelegenheit. In seiner Heimatstadt gastiert der Traumzauberzirkus vom 21. bis 23. März auf dem Sportplatz in der Badstraße. (gzn)

An den Verkaufsständen herrscht Andrang. „Das gehört einfach dazu“, sagt Uwe Schneider und verrät: „Unsere kleine Helene hat schon vor Tagen beim Spaziergang das Zelt gesehen und will nun wissen, was darin passiert.“ Der sechsjährige Elias Schulze aus Seyda hat nicht nur seine Eltern, sondern auch die Oma mitgebracht. Ganz vorn am Rondell sitzend jubelt er, als die Vorstellung beginnt. Doch plötzlich ändert sich das Licht und kleidet alles wie in grauen Nebel. Was nun? Elias ist verwundert: Inmitten dieses tristen Einerleis sitzen vier Gestalten in der Manege. Ihre Masken zeigen keine Regung, immer wieder zücken sie Handys, schauen auf die Uhr – und bemerken nicht, wie das Mädchen Scarlett im bunten Kleid leichtfüßig über ein Seil tanzt. Ihre bunten Tücher erregt jedoch Neugier und wecken Lebensenergie. Doch bald versinkt alles wieder im Grau – und die Tücher werden schwarz. Nur gut, dass jetzt der Traumzauberer erscheint und im wahrsten Sinne des Wortes Licht ins Dunkel bringt.

„Warum verlieren die Menschen die Farben?“, fragt Scarlett – und findet mit dem Zauberer die Antworten: Weil der hektische Alltag oft die Gefühle verschluckt, weil Lachen seltener erklingt, Freundschaft und Geborgenheit der Einsamkeit weichen – und deshalb nicht nur das wirkliche Leben, sondern auch die phantasievollen Träume verloren gehen. Gemeinsam mit dem Magier macht sie sich auf den Weg, die Farben zu suchen – und freilich dürfen alle großen und kleinen Zuschauer, mittendrin auch Elias mit leuchtenden Augen, dabei sein.

Und tatsächlich: In jedem Programmteil findet sich eine Farbe, die vorerst in der großen Zaubertruhe aufbewahrt wird. Grün steht für die Natur, in der die Tiere leben: Eine allerliebste Hundedressur zaubert Lachen auf alle Gesichter. Roxana jongliert im roten Kleid mit Händen und Füßen. Dann aber erobert ein Vampir das Terrain, überfällt ein zartes Wesen, Angelique im weißen Kleid, und macht sie zu seiner Gefährtin. Doch sie schwebt an einem Tuch bis hoch zur Zirkuskuppel, wo sie gewagte Kunststücke vollführt. „Sie lässt sich nicht auf die dunkle Seite ziehen und hilft den Menschen“, weiß der Zauberer. „Es ist nicht wichtig, wo du herkommst und wie du aussiehst. Wichtig ist allein, wie du dich verhältst“, erfährt Scarlett. Im Clown finden beide den Meister aller Farben, der sie mit lustigen Torheiten unterhält. Sie treffen auf flotte Tänzer und auf John, der mutig auf dem Todesrad unterwegs ist, um den Sonnenschein herbeizuholen - sogar einen Salto vollführt - eine in Europa einzigartige Darbietung.

Assistentin aus Prettin

Die vierjährige Lisa Neiderwitz aus Prettin jubelt – und wird vom Traumzauberer sogar zur Assistentin auserkoren. Alle Farben packt sie als Tücher einzeln in den Zauberbeutel. Doch als sie wieder zum Vorschein kommen, sind sie miteinander verbunden. Keine kann mehr verloren gehen. Scarlett erkennt: Wenn große Menschen die Welt hin und wieder mal mit Kinderaugen sehen, werden sie nie wieder die Farben des Lebens verlieren. Als die Zaubertruhe ein letztes Mal geöffnet wird, ist sie dicht gefüllt mit langen Bändern, die in Rot, Orange, Lila, Gelb, Blau und Rosa leuchten. Mit ihnen gestalten die Artisten ein farbenfrohes Abschlussbild. Dafür – und für jede einzelne Station der gemeinsamen phantasievollen Reise – bekunden die Zuschauer überaus stürmischen Applaus.

„Warum nur erscheint vielen Menschen das Leben so grau?“, fragt Scarlett am Beginn der Geschichte. Gemeinsam mit dem Traumzauberer (Roland Krämer) macht sie sich auf die Suche nach den Farben der Welt.
„Warum nur erscheint vielen Menschen das Leben so grau?“, fragt Scarlett am Beginn der Geschichte. Gemeinsam mit dem Traumzauberer (Roland Krämer) macht sie sich auf die Suche nach den Farben der Welt.
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