Förderschule im Kreis Wittenberg Förderschule im Kreis Wittenberg: Heideschule bald in Jessen?

Jessen/Wittenberg - Zufrieden verließ Thomas Döring, seit 18 Jahren Leiter der Förderschule mit Schwerpunkt geistige Entwicklung in Holzdorf-Ost, kurz Heideschule, die Beratung des Ausschusses Schule und Kultur des Kreistages am Mittwochabend. Das Gremium votierte einstimmig dafür, den anderen mit diesem Thema befassten Ausschüssen und dem Kreistag zu empfehlen, als Standort für den Ersatzneubau der Bildungseinrichtung das Jessener Gewerbegebiet Ost zu favorisieren.
Aus seiner Sicht, so Thomas Döring, spreche nicht nur die zentrale Lage und die gute Erreichbarkeit mit Bussen und Pkw dafür, sondern auch die Nähe zur Jessener Behindertenwerkstatt des Augustinuswerkes. „Dort werden viele unserer Schüler später unterkommen und können sie so bei Schulpraktika kennenlernen.“ Bislang sei letzteres aus Kostengründen nur einmal im Schuljahr für eine Woche machbar. Sollte der Neubau tatsächlich dort realisiert werden, wäre dies sogar jede Woche denkbar, so der Schulleiter.
Notwendigkeit für Neubau
Er unterstrich auch noch einmal die Notwendigkeit eines Neubaus. Vor allem die sanitären Einrichtungen seien nicht mehr vertretbar. Genannt wurden aber auch energetische Fragen und die Barrierefreiheit. Beides sei im derzeitigen Objekt kaum bis nicht zu machen. „Meine Kollegen sind alle mit viel Herzblut bei der Sache“, erklärte Thomas Döring, dem extra Rederecht eingeräumt worden war. Aber Herz allein reiche nicht, wenn die Bedingungen nicht gegeben seien. Als ein Beispiel nannte er, dass man, um den Mädchen und Jungen an einer Ampel Funktionsweise und Verhalten näher zu bringen, bis Schweinitz gefahren werden müsse. Das wäre in Jessen wie vieles andere auch mit wesentlich kürzeren Wegen möglich.
Kurze Wege nach Jessen
Apropos Wege. Diese waren es unter anderem, weshalb der Landkreis die Kernstadt Jessen als Standort favorisiert, wie der stellvertretende Landrat Jörg Hartmann (CDU) ausführte. Um alle derzeit die Heideschule besuchenden Kinder und Jugendlichen künftig in die Elsterstadt zu transportieren, komme man auf eine Gesamtzahl von 431 Kilometern.
Nach Holzdorf seien es hingegen über 800 Kilometer und auch für Prettin oder Elster, zwei weitere denkbare Varianten, die untersucht wurden, komme der Landkreis auf 715 bis 720 Kilometer. Natürlich verwies auch er Jörg Hartmann Synergieeffekte durch die benachbarte Werkstatt für Menschen mit Behinderungen sowie die Tagespflege des Deutschen Roten Kreuzes.
Alle bislang diskutierten möglichen Standorte hat die Kreisverwaltung untersucht und mit einem Punktesystem bewertet. Dabei flossen ein, wie sich die Bodenrichtwerte darstellen, ob das Gebiet erschlossen ist, wie seine Ausweisung im Flächennutzungsplan aussieht, ob es Synergieeffekte gibt, ob sofort mit dem Bau begonnen werden könnte und anderes mehr. Das Ergebnis: Jessen schneidet eindeutig am besten ab.
Mögliche Bedenken, ob ein Gewerbegebiet richtig sei für eine Bildungseinrichtung, zerstreute der stellvertretende Landrat sogleich. Das sei untersucht worden, es existiere kein störendes Gewerbe und im Übrigen gebe es gute Gespräche mit der Stadt, die durchaus auch zu einem machbaren Grundstückspreis führen könnten.
Seitens des Landes sei zudem bekundet worden, dass bei Geistigbehinderten kurze Wege favorisiert werden. Das heiße mit anderen Worten, dass es im Landkreis bei den drei Standorten für entsprechende Einrichtungen bleibe (Gräfenhainichen, Wittenberg und Holzdorf beziehungsweise zukünftig Jessen). Deshalb stehe auch einer Förderung des besagten Ersatzneubaus nichts im Wege.
Er könne die Aussage bezüglich der nicht vorhandenen störenden Unternehmen nur bestätigen, so Ausschussmitglied Klaus-Dieter Richter (FDP) aus Jessen. Etwas lauter könnte seines Wissens nach lediglich die Biogasanlage werden, aber auch das sei bislang noch von keiner Seite so registriert worden. „Die Stadt Jessen ist mit dieser Auswahl sehr zufrieden“, erklärte Klaus-Dieter Richter. (mz)