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Abgeordneter Sepp Müller in Schweinitz Folgen der Schweinepest

Von Aline Gorldt 24.09.2020, 16:45
Abgeordneter Sepp Müller (CDU) hat einen Tag Praktikum in der Tierarztpraxis am Weinberg in Schweinitz absolviert. Der Veterinär Martin Pfützner (rechts) zeigt ihm, wie man eine Taube untersucht.
Abgeordneter Sepp Müller (CDU) hat einen Tag Praktikum in der Tierarztpraxis am Weinberg in Schweinitz absolviert. Der Veterinär Martin Pfützner (rechts) zeigt ihm, wie man eine Taube untersucht. A. Gorldt

Schweinitz - Schauen, wie die Gesetze vor Ort ankommen und „mit dem Otto Normalverbraucher ins Gespräch kommen“, das möchte Bundestagsabgeordneter Sepp Müller (CDU) mit seinen Firmenbesuchen in seinem Wahlkreis erreichen.

Dabei verlässt er sich nicht allein auf Gespräche und Besichtigungen. In Form eines Praktikumstages möchte er einen Eindruck von der Arbeit vor Ort bekommen.

In dieser Woche war er in der Schweinitzer Tierarztpraxis am Weinberg und hat den Gesellschafter und Bereichsleiter für Schwein und Geflügel, Martin Pfützner, einen Tag begleitet.

„Herr Müller hat sogar selbst Blutproben entnommen“, erzählt Pfützner, der den Bundestagsabgeordneten in einen Schweinebetrieb in Brandenburg mitgenommen hat.

„Von der Besamung der Sauen über die Geburt von Ferkeln bis hin zur Pathologie habe ich heute einmal alles mitgemacht“, sagt Müller. Besonders fasziniert habe ihn, welches Know-how die Landwirte haben und haben müssen.

Um Pfützner begleiten zu können, musste Müller schon Tage zuvor verschiedene Auflagen einhalten. Aus Seuchenschutzgründen durfte er etwa keinen Kontakt zu Wildschweinen haben, erklärt Pfützner. 

Tierhaltung und ASP

Solche Regeln galten aber schon bevor die Schweinepest in Brandenburg nachgewiesen wurde, betont der Veterinär. Der Termin in Schweinitz war schon lange davor geplant und hatte im Wesentlichen auch nichts mit der ASP (Afrikanische Schweinepest) zu tun.

„Ich wollte einfach Ostdeutschlands größte Tierarztpraxis besuchen“, erklärt Müller, der sich beeindruckt zeigt, von der großen Investition von 1,1 Millionen Euro, die die Praxis in eine eigene Pathologie gesteckt hat.

„Zwischen Berlin und Leipzig ist es die einzige Praxis, die pathologische Untersuchungen macht“, betont er das Alleinstellungsmerkmal. 39 Mitarbeiter, darunter 18 Tierärzte, arbeiten in der Praxis.

Die Nutztierhaltung sei mit 85 Prozent der größte Kundenstamm, erklärt Pfützner. Auf Müllers Reaktion hinsichtlich seiner täglichen Arbeit in Großbetrieben sei er sehr gespannt gewesen.

Ihm sei gerade wegen der aktuellen Debatte um die Nutztierverordnung wichtig gewesen, dass der Abgeordnete sieht, „wann und warum ein Tier im Kastenstand“ ist.

Stärker beobachtet

Dies geschehe wegen Seuchen- und Arbeitsschutzrichtlinien, höchstens vier bis acht Wochen, erklärt er kurz. Der Glaube, dass die Tiere in kleinen Tierbeständen gesünder sind als in größeren, „ist ein Irrglaube“, resümiert Sepp Müller.

In den größeren würden sie stärker beobachtet. „Das war für mich bezeichnend in Bezug auf die aktuelle Debatte.“ Mit einer regelmäßigen, prophylaktischen Vorsorge wolle man Krankheiten vorbeugen.

Neben den alltäglichen Aufgaben des Tierarztes und der Landwirte waren auch die Sorgen und Nöte der Menschen in der Region, insbesondere der Landwirte, ein Thema.

Somit auch die Schweinepest und die für den Arzt und die Landwirte damit verbundenen Probleme. „Mir war klar, dass die Pest in Deutschland ankommt“; sagt Pfützner.

Absturz des Preises ist "unlogisch"

Dass der Schweinepreis nun abstürzt, sei für ihn auch keine Überraschung, aber „unlogisch“. Schließlich sei die Gefahr, dass die Krankheit auf die Hausschweine, also die, die von Menschen gehalten werden, übergreift, jetzt nicht größer als vor drei Wochen.

„Das ist eine unglaublich schlimme Sache für die Landwirte. Jetzt gehen Leute pleite!“ Die Landwirte mit einem Rettungsschirm zu unterstützen, lehnt Sepp Müller ab.

Zum einen hätten sie in den vergangenen Jahren bereits dreimal finanzielle Hilfe „in Größenordnungen“ erhalten, zum anderen sei dies auch keine Unterstützung auf Dauer.

Mindestpreise für Schweinefleisch einzuführen, sieht er ebenfalls nicht als angebracht an. Man wisse bereits aus der Einführung einer Milchquote, dass dies nicht funktioniere.

„Ein Mindestpreis ändert nichts daran, dass das Fleisch nicht abgenommen wird.“ Eine Tierwohlabgabe, also eine Steuer, die „eins zu eins den Landwirten zu Gute käme“, könne er sich gut vorstellen.

Nicht mit Hysterie

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat Müllers Meinung nach bei der ASP „schnell mit entsprechenden Maßnahmen reagiert.“ Politiker seien gut beraten, in der Krise nicht mit Hysterie zu reagieren.

Um die ASP in den Griff zu bekommen müsse man, so Müller, nun den Wildschweinbestand „in Größenordnungen dezimieren.“ Ein Antrag Müllers im Kreis Wittenberg, die Trichinenschau für Jäger kostenfrei zu gestalten, um sie finanziell zu entlasten, sei hier bereits umgesetzt und werde nun auch im ganzen Land Sachsen-Anhalt in Kraft treten.

„Was ich möchte ist, dass es ein einheitliches System in Deutschland gibt“, sagt Tierarzt Martin Pfützner. In Sachsen und Brandenburg gebe es deutlich mehr finanzielle Unterstützung für Landwirte bei Maßnahmen gegen die ASP. (mz)